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2. März 2020
Das sagen Anlageexperten zum Corona-Schock

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Das sagen Anlageexperten zum Corona-Schock

Coronavirus bisher unterschätzt

Christian Wieschnewski, Portfoliomanager beim Bankhaus Bauer, verweist vor allem auf den Faktor Unsicherheit. „Wenn Kapitalmärkte eines nicht leiden können, ist es Unsicherheit, gespeist vor allem aus dem Fehlen verlässlicher Informationen. Genau dieser Zustand liegt aber jetzt beim Coronavirus vor“, so Wieschnewski. Wohl kaum jemand könne das Ausmaß und die Dimensionen des Virus tatsächlich abschätzen. Dieses Gefühl der Unsicherheit werde noch verstärkt durch die Tatsache, dass der eine oder andere Marktteilnehmer die Bedeutung des Themas bisher offenbar unterschätzt habe. Entsprechend gebe es nun ein „böses Erwachen“. Worst Case sei eine weitere Kurskorrektur von etwa 10% in den europäischen und US-amerikanischen Leitindizes.

Verlässliche Daten statt Spekulationen analysieren

Didier Saint-Georges von Carmignac erkennt in der Coronavirus-Krise ein Beispiel für einen Schwarzen Schwan. Für einen solchen gebe es keine Fälle und Statistiken aus der Vergangenheit. Das mache eine klassische Risikoanalyse nutzlos. Die Krise müsse anhand zuverlässiger und verfügbarer Daten analysiert werden und nicht anhand von Spekulationen über zukünftige Entwicklungen, die heute niemand akkurat vorhersagen könne. Diesbezüglich ist das Coronavirus laut Didier Saint-Georges von der gleichen Natur wie der 11. September 2001, das SARS-Virus 2003 oder Fukushima 2011.

Noch nicht viel passiert ...

Für Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH, steht dagegen auch nach dem Kursrutsch der vergangenen Woche das Risikomanagement im Fokus. „Was viele vergessen: Noch immer liegen die Kurse im S&P 500 höher als im gesamten Jahr 2018“, gibt der Experte zu bedenken. Wer die aktuelle Marktentwicklung im längerfristigen Kontext betrachte und sich statt auf Emotionen auf reine Zahlen und Fakten konzentriere, stelle fest, dass eigentlich gar nicht viel passiert sei. Auf Sicht von zwölf Monaten liege der S&P 500 schließlich noch immer gut 5% im Plus und seine Bewertung nach wie vor deutlich über dem langfristigen Mittelwert. Ähnliches gelte für den Dax.

... das kann aber noch kommen

Zwar sei eigentlich noch gar nicht so viel passiert, das könne aber durchaus noch kommen. Schließlich seien die Bewertungen im historischen Vergleich immer noch sehr hoch. Zudem schwächelte die Weltkonjunktur bereits vor der Covid-19-Krise und deren eigentliche Folgen dürften sich erst in den kommenden Wochen offenbaren. Während die wichtigsten Zinsmärkte bereits im Krisenmodus sind, haben die Aktienmärkte laut Mlinaric eine mögliche Rezession noch nicht eingepreist. Entsprechend wichtig sei eine Absicherung. „Die Absicherung von Portfolios ist wie eine Versicherung: Wenn nichts passiert, ärgert man sich über den Aufwand. Passiert aber etwas, ist man mehr als froh, die wirtschaftlichen Folgen abschwächen zu können“, sagt Mlinaric. (mh)

Bild: © Kurhan – stock.adobe.com

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