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19. Januar 2023
Das sind die größten Risiken aus Unternehmenssicht
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Das sind die größten Risiken aus Unternehmenssicht

Die Absicherung von Unternehmensrisiken bildet ein relevantes Vertriebspotenzial für die Maklerschaft. Doch welche Risiken sind die größten aus Unternehmenssicht? Das Ranking macht deutlich, dass die Top-Risiken untereinander in einem engen Zusammenhang stehen. Der Industrieversicherer der Allianz spricht daher von „einem Stresstest für die Unternehmen“.

Trotz des Abklingens der Covid-19-Pandemie hierzulande und einer merklichen Entspannung bei den Störungen in den globalen Lieferketten sehen sich die Unternehmen in Deutschland weiterhin mit erheblichen Risiken konfrontiert. Das belegt das aktuelle Allianz Risk Barometer 2023, das vom Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) gemeinsam mit weiteren Allianz Gesellschaften erstellt wird. Demzufolge bewerten die Unternehmen in Deutschland Betriebsunterbrechungen und Cyberattacken als die derzeit größten Risiken für die betrieblichen Geschäftsabläufe. „Die aktuelle Lage ist ein Stresstest für jedes Unternehmen. Die positive Nachricht ist, dass wir als Versicherer bei vielen unserer Kunden kontinuierliche Verbesserungen in Sachen Resilienz und Risikomanagement feststellen“, kommentiert Joachim Müller, Chief Executive Officer von AGCS, die Ergebnisse.

Meinungsumfrage unter mehr als 2.500 Risikomanagement-Experten

Das Allianz Risk Barometer ist ein jährlich veröffentlichtes Ranking der größten Unternehmensrisiken. Die aktuelle und insgesamt bereits zwölfte Ausgabe basiert auf einer Meinungsumfrage von 2.712 Risikomanagement-Experten in 94 Ländern, darunter CEOs, Risikomanager, Makler und Versicherungsexperten. Jeder Umfrageteilnehmer konnte drei Top-Risiken auswählen.

Arbeitsteilig organisierte Wirtschaft ist anfällig für Betriebsunterbrechungen

Aus Sicht der befragten deutschen Unternehmen dominiert mit 46% aller Nennungen das Risiko „Betriebsunterbrechung“ die Top 10. Hauptursache: Angesichts der hochgradig arbeitsteilig organisierten Wirtschaft und Lieferketten hierzulande sind viele Geschäftsmodelle anfällig für plötzliche Veränderungen, die sich wiederum schwerwiegend auf Einnahmen und Gewinne auswirken können. Und die Bandbreite der genannten Störungsquellen ist groß: Cyberangriffe sind die von den Unternehmen am meisten gefürchtete Ursache für Betriebsunterbrechungen (45% der Antworten), gefolgt von der Energiekrise (35%) und Naturkatastrophen (31%).

Hohe Energiekosten haben Betriebsunterbrechungen zur Folge

Die explodierenden Energiekosten haben vor allem energieintensive Branchen gezwungen, Energie effizienter zu nutzen, ihre Produktion an alternative Standorte zu verlagern oder sogar vorübergehende Stilllegungen in Betracht zu ziehen. Die daraus resultierenden Engpässe drohen nun allerdings laut Allianz Risk Barometer, zu Versorgungsunterbrechungen in einer Reihe kritischer Branchen in Deutschland und Europa zu führen. Dazu zählen etwa die Bereiche Lebensmittel, Landwirtschaft, Chemie, Pharmazie, Bauwesen und verarbeitendes Gewerbe.

Auch Cyberangriffe stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen

Der Konflikt in der Ukraine und weitere geopolitische Spannungen haben das Risiko eines groß angelegten Cyberangriffs durch staatlich geförderte Akteure erhöht. Hinzu kommt ein zunehmender Mangel an Fachkräften für Cybersicherheit, der die Verbesserung der Sicherheit vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Kein Wunder also, dass knapp hinter der Betriebsunterbrechung als Top-Risiko das Risiko „Cybervorfälle“ mit 40% aller Nennungen rangiert (siehe Grafik links).

 

Das sind die größten Risiken aus Unternehmenssicht

 

IT-Ausfälle, Ransomware-Angriffe oder Datenschutzverletzungen werden im zweiten Jahr in Folge als sehr großes Risiko eingestuft. Und nach Einschätzung des Allianz Cyber Center of Competence wird die Häufigkeit erpresserischer Ransomware-Angriffe 2023 auch deutlich erhöht bleiben. Besonders schwer wiegt dabei die Entwicklung, dass laut Risk Barometer die durchschnittlichen Kosten einer Datenpanne mit 4,35 Mio. US-Dollar so hoch sind wie nie zuvor und in diesem Jahr wohl die 5-Mio.-Euro-Schwelle überschreiten könnten. „Für viele Unternehmen ist die Bedrohung durch Cyberangriffe nach wie vor größer als je zuvor. Große Unternehmen sind mittlerweile daran gewöhnt, zur Zielscheibe zu werden. Zunehmend sind aber auch kleine und mittlere Unternehmen betroffen. Diese neigen dazu, ihre Gefährdung zu unterschätzen, und sollten kontinuierlich in die Stärkung ihrer Cyberabwehr investieren“, betont Shanil Williams, AGCS-Vorstandsmitglied und Chief Underwriting Officer Corporate.

Risiko „Energiekrise“ ist neu in den Top 10

Neu hinzugekommen in der Liste der Top 10-Risiken aus Unternehmenssicht ist dagegen das Risiko „Energiekrise“. Einige Industriezweige, wie die Chemie-, Düngemittel-, Glas- und Aluminiumherstellung, können von einer einzigen Energiequelle abhängig sein – im Falle vieler europäischer Länder von russischem Gas – und sind daher anfällig für Störungen der Energieversorgung oder Preissteigerungen, mit negativen Folgen auf die nachgelagerte Wertschöpfungskette. Interessanterweise rangieren auf Platz 4 bereits rechtliche Veränderungen als weiteres großes Risiko für die Unternehmen hierzulande. Aber auch Naturkatastrophen wie Starkregen oder Sturm sowie der Fachkräftemangel beschäftigen die Risikomanagement-Experten in den Unternehmen laut Allianz Risk Barometer sehr.

Weltweit weichen die Top-Risiken zwischen den Regionen etwas ab

Weltweit betrachtet sind die vier größten Risiken im Allianz Risk Barometer über alle Unternehmensgrößen hinweg – große, mittlere und kleine Unternehmen – sowie in den europäischen Kernländern und in den USA (mit Ausnahme der Energiekrise) weitgehend dieselben. Die Risikoprioritäten für Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum und in afrikanischen Ländern weichen allerdings etwas ab, was die unterschiedliche Betroffenheit des anhaltenden Krieges in der Ukraine und seiner wirtschaftlichen und politischen Folgen widerspiegelt. (as)

Bild: © Memed ÖZASLAN – stock.adobe.com