An der Beschäftigung mit dem Trendthema „Nachhaltigkeit“ kommt inzwischen niemand mehr vorbei. Auch nicht die Finanz- und Versicherungsbranche. Nicht nur wegen des EU-Aktionsplans und der am 10.03.2021 in Kraft tretenden EU-Transparenzverordnung.
Welche der unter ESG (Environmental, Social, Governance) zusammengefassten Aspekte den Versicherungskunden am wichtigsten sind und wie sie die Versicherungsgesellschaften diesbezüglich beurteilen, dazu hat die Ratingagentur Assekurata eine Umfrage unter 972 Versicherungskunden durchgeführt und über die Ergebnisse in einem Blogbeitrag berichtet.
Wie Assekurata dort mitteilt, wurden im Rahmen der Befragung die zwölf Bereiche Umweltbewusstsein, Ressourcenschonung, Klimaschutz, Langfristigkeit/Dauerhaftigkeit, Gleichbehandlung, soziales Engagement, Sicherheit/Stabilität, Gesetzestreue, Fairness, Transparenz, Mitarbeiter- und Kundenorientierung abgefragt.
Frauen bewerten die Versicherer im Schnitt besser
Assekurata bescheinigt den Umfrageergebnissen im Blogbeitrag insgesamt ein „gutes Niveau“ und erwähnt, dass Frauen die Versicherer im Schnitt besser bewerteten als Männer, insbesondere beim sozialen Engagement und der Transparenz. Generell sei den Lebens- und den Krankenversicherern von den Befragten eine Qualität in Sachen Nachhaltigkeit auf nahezu gleichem Niveau attestiert worden, gefolgt von den Sachversicherern.
Wenige mangelhafte und ungenügende Beurteilungen
Aber nicht nur die Meinungen zur Versicherungsbranche als großes Ganzes wurde abgefragt. Assekurata hat die Umfrageteilnehmer auch gebeten, ausgewählte Versicherer, zu denen sie eine Kundenbeziehung pflegen, gezielt zu bewerten und Aussagen zu treffen, sowohl über die Nachhaltigkeit insgesamt als auch über die zwölf bereits genannten Einzelaspekte.
Nachhaltigkeitsthematik noch wenig greifbar
Was die Nachhaltigkeit insgesamt angeht, bekommen die Versicherer von den befragten Kunden Noten zwischen 1,8 und 2,5. Im Mittel über alle Unternehmen hinweg ergibt dies eine 2,1. Assekurata erwähnt in diesem Zusammenhang, dass nur vereinzelte Kunden die Nachhaltigkeit ihrer Versicherer mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet hätten. Anders sähe das Bild bei den sehr guten Bewertungen aus: Je nach Versicherer schwanke der Anteil der sehr guten Bewertungen zwischen 9% und 33%. Die Analysten geben hier aber zu bedenken, dass die sehr guten Bewertungen relativiert werden müssten, da die Bewertungsergebnisse der einzelnen Versicherer auf unterschiedlichen Fallzahlen basierten, zum Teil läge eine vergleichsweise kleine Grundgesamtheit zugrunde. Dies erklärt die Ratingagentur in ihrem Blogbeitrag damit, dass in die Bewertung keine „weiß nicht/keine Antwort“-Rückmeldungen eingeflossen seien. Auf diese Kategorie seien aber je nach Gesellschaft nicht zu vernachlässigende 11,3% bis 41,5% der Antworten entfallen.
Luft nach oben bei der Einschätzbarkeit
Das Fazit, das Assekurata aus den Umfragewerten zieht: Viele Kunden haben beim Trendthema Nachhaltigkeit ihren Versicherern gegenüber bereits jetzt schon eine positive Einstellung. Allerdings trifft dies längst nicht auf alle zu. Nicht wenige können die Unternehmen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit überhaupt noch nicht einschätzen. Und der damit verbundene Appell an die Versicherungsgesellschaften: „Hieran lässt sich arbeiten.“
Präsenz ohne „Greenwashing“
Auch der Studie „Nachhaltigkeit im Fokus – Motive, Verhaltensweisen und Wünsche der Kunden“ des Kölner Marktforschungsinstituts Rothmund Insights zufolge zeigen sich die Versicherer in puncto Nachhaltigkeit aktuell aus Kundensicht erst wenig präsent und profiliert. Um sich nachhaltig zu positionieren, müssten Versicherer das Thema laut Studienverfasser stärker und überzeugender in ihrer B2C-Kommunikation aufgreifen. Schon beim Besuch der Versicherer-Homepage müsse die Nachhaltigkeitsthematik unmittelbar zugänglich und erfassbar sein – etwa in Form konkreter Produkt- und Serviceangebote, als prägnanter, gut verständlicher Überblick über zentrale Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens. Aber Achtung: Dabei sollte nicht übertrieben werden. Glaubwürdigkeit und Authentizität seien angesagt, um nicht in den Verdacht zu geraten, „Greenwashing“ zu betreiben. (ad)
Bild: © jozsitoeroe – stock.adobe.com
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