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24. Mai 2023
Dawn of the InsurTech!?
An empty asphalt road with the white arrow at sunset

Dawn of the InsurTech!?

Wo steht das Start-up-Ökosystem der deutschen Versicherungsbranche im internationalen Vergleich? Dies hat die Brancheninitiative InsurLab Germany in einer Studie beleuchtet. Die Analyse zeigt auch, wo es Handlungsbedarf gibt.

Ein Artikel von Anna Kessler, Geschäftsführerin des InsurLab Germany e. V.

„An Fortschritt glauben heißt nicht glauben, dass ein Fortschritt schon geschehen ist. Das wäre kein Glauben“ – dieses Zitat des Schriftstellers Franz Kafka lässt sich auch gut auf die Versicherungswirtschaft anwenden: Es geht voran, aber die Reise ist noch nicht abgeschlossen. Etablierte Unternehmen zeigen sich inzwischen offener und experimentierfreudiger für neue Themen und Lösungsansätze. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt sind InsurTechs, die die Faktoren Transformation und Innovation in der Versicherungsbranche voranbringen.

Mit ihrem Fokus auf State-of-the-Art-Technologien, einer kundenzentrierten und lösungsorientierten Entwicklung sowie einer hohen Anpassungsfähigkeit haben sie sich als Zukunftspartner der Versicherungen erwiesen. In Kollaboration mit etablierten Versicherern bringen sie die Branche insgesamt voran, wie viele Beispiele im Ökosystem des InsurLab Germany zeigen.

Im Vergleich weniger InsurTechs hierzulande

Um dem internationalen Wettbewerb standzuhalten, bedarf es aber einer konsequenteren Förderung innovativer Ansätze. Denn auch wenn die generelle Tendenz in Deutschland positiv ist, gibt es noch deutlichen Handlungsbedarf – gerade im internationalen Vergleich, wie eine Studie des InsurLab Germany zeigt. Das beginnt bereits bei der Zahl der InsurTechs: Während Großbritannien 224 und Frankreich 194 Start-ups vorweisen können, deren Kerngeschäft die Versicherungsbranche ist, kommt Deutschland nur auf 128. Die Gründe für die geringen Werte der immerhin größten europäischen Volkswirtschaft sind vielschichtig. Zum Teil lassen sie sich auf die beinahe schon typische deutsche Zurückhaltung und die kulturell bedingte geringere Risikobereitschaft zurückführen. Als alleinige Erklärung greift das jedoch zu kurz. Weitere gewichtige Faktoren sind sicherlich regulatorische, bürokratische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen sowie eine starke Marktfragmentierung. Das sorgt nicht nur für erschwerte Gründungsbedingungen, sondern auch für einen bedeutend höheren Bedarf an Förder- und Investitionsgeldern.

Ausbaufähige Investments

Insbesondere scheint es eine Versorgungslücke bei der Finanzierung von Versicherungs-Start-ups zu geben. Denn obwohl Deutschland laut der Studie die höchsten kumulierten Investitionsvolumen vorweisen kann, lohnt sich die tiefer gehende Betrachtung: Seit 2019 sind insgesamt 62% aller Finanzierungen in ein einziges Start-up geflossen, nämlich wefox. Rechnet man weitere Branchengrößen wie Clark oder Getsafe heraus, dann sind die Investitions- und Fördergelder in deutsche InsurTechs noch geringer und stammen zudem überwiegend von ausländischen Kapitalgebern. Es bedarf also auch hier einer verstärkten Start-up-Förderung. Zum einen hilft dies den Jungunternehmen dabei, ihr Entwicklungspotenzial noch besser realisieren zu können. Zum anderen entstehen dadurch auch neue Investment-Möglichkeiten für etablierte Unternehmen, denen sich angesichts der hohen IT-Budgets und großen Vermögenswerte attraktive Chancen bieten.

Fazit: Fortschritt ist eine Reise

Um das eingangs erwähnte Zitat im Sinne des Status Quo des deutschen InsurTech-Ökosystems zu interpretieren: Fortschritt ist eine Reise. Die Tendenz hierzulande ist positiv, gleichwohl gibt es großen Handlungsbedarf. Für die Politik etwa in Form der Start-up-Strategie der Bundesregierung. Jedoch auch für deutsche Kapitalgeber und Brancheninitiativen wie das InsurLab Germany, das als Thinktank auch weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Start-up-Förderung und damit zur Transformation und Innovationsfähigkeit der Versicherungswirtschaft leisten wird.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 05/2023, S. 91, und in unserem ePaper.

Bild: © Dmitry Perov – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Anna Kessler