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15. April 2020
Deutsche Vermieter zeigen sich mehrheitlich solidarisch

Deutsche Vermieter zeigen sich mehrheitlich solidarisch

Drei von vier Vermieter sind bereit, kleinen Einzelhändlern die Miete wegen der Corona-Pandemie zu erlassen. Zudem wollen sie Kündigungen weitestgehend vermeiden. Mehr als die Hälfte der Eigentümer ist bereits von Einbußen betroffen.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise sind inzwischen deutlich auch in der Immobilienwirtschaft zu spüren. Laut einer Umfrage des Berliner Beratungsunternehmens Rueckerconsult verzeichnen 55% der Eigentümer pandemiebedingte Rückgänge bei den Mieteingängen. Von den Einnahmeeinbußen ihrer Mieter besonders betroffen sind Eigentümer von Gewerbeflächen.

Wohnen weniger stark betroffen

Nur etwa 30% der Mietrückgänge werden von den Eigentümern dem Wohnungsbereich zugerechnet. Signifikante Rückgänge im Wohnungsbereich erwarten die Mitarbeiter von Rueckerconsult frühestens Anfang Mai. Dann würden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise auch in vielen Arbeitnehmerbudgets sichtbar.

Rasche Nachzahlung gestundeter Mieten erwünscht

Befragt, welche Mietrückgänge sie in den kommenden drei Monaten verkraften könnten, sagten über die Hälfte der Eigentümer, dass sie mit 30% temporärer Mietausfälle noch zurechtkämen. Bei 8% der Befragten ist schon bei maximal 10% das Ende der Leistungsfähigkeit erreicht. Dabei hofft das Gros der Eigentümer auf eine rasche Nachzahlung gestundeter Mieten. 34% wünschen eine Überweisung ausstehender Zahlungen bereits nach sechs Monaten, weitere 28% innerhalb eines Jahres. 16% sagen, die zurückgestellte Miete solle gezahlt werden, wenn die wirtschaftliche Lages des Mieters es erlaubt.

Empathie, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft gefordert

„Die außergewöhnliche Zeit erfordert ein großes Maß an Empathie, Flexibilität und Kooperationsbereitschaft in unserem Tun und im Umgang mit unseren Mietern und Partnern“, sagt Dieter Becken, Geschäftsführender Gesellschafter der Becken Holding GmbH. „Gleichzeitig stehen nicht nur wir, sondern die gesamte Branche vor der großen Herausforderung, einerseits mit Weitblick und Besonnenheit zu agieren und im Sinne eines wirtschaftlich agierenden Unternehmens zu handeln.“

Diese Mieter genießen besonderen Schutz

Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mieter wird von den Eigentümern aktuell durchaus differenziert bewertet. 69% der Eigentümer erwarten, dass Büromieter coronabedingte Schwierigkeiten aus eigener Kraft werden meistern können. Einzelhandelsfilialisten und Wohnungsmietern wird das noch zu 45 beziehungsweise 49% zugetraut, wobei Wohnen als existenzielles Bedürfnis besonders berücksichtigt wird.

Viele Eigentümer zum zeitweisen Mieterlass bereit

Mit erhöhter Sensibilität dürfen offenbar auch Restaurants und Inhaber von Einzelhandelsgeschäften rechnen. Nur 2% der befragten Eigentümer gehen davon aus, dass Restaurants den Einnahmeausfall kompensieren und ihre Mietzahlungen leisten können. Bei Einzelgeschäften sind es immerhin 4%. Angesichts der vielfach prekären Situation stellen viele Vermieter ihre Ansprüche zurück. Schließlich könnte es Monate dauern, bis ein neuer Mieter gefunden ist. Vermieter dürften Stundungen von Mietzahlungen daher mehrheitlich akzeptieren.

Auch vollständiger Erlass zum Teil vorstellbar

74% der Vermieter sind bereit, kleinen Einzelhändlern Mietzahlungen gegebenenfalls auch ganz zu erlassen. Bei Restaurants und Cafés wären noch 64% zu diesem Schritt bereit. 45% der befragten Wohnungseigentümer können sich unter den aktuellen Gegebenheiten vorstellen, auf Mieteinnahmen zu verzichten. Bei Einzelhandelsfilialisten sind dagegen nur 9% der Vermieter zu einem Erlass bereit. (mh)

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