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2. Juli 2025
Die Kosten eines festen Rentenniveaus von 48%
Die Kosten eines festen Rentenniveaus von 48%

Die Kosten eines festen Rentenniveaus von 48%

Die Bundesregierung will das Rentenniveau bis 2031 bei 48% halten – was jedoch finanziert werden muss. Fidelity hat zusammen mit dem Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Martin Werding eine Studie erstellt, mit welchen Kosten diese Haltelinie käme und was Alternativen wären, um die gesetzliche Rente zu entlasten.

Die gesetzliche Rente in Deutschland steht auf wackeligen Füßen. Denn sie wird seit Jahren mit einem durchaus beachtlichen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt finanziert und die Alterung der Gesellschaft wird die Lage in den nächsten Jahren, sollte es keine grundlegenden Reformen vonseiten der Politik geben, nur verschlimmern.

Das Bundesarbeitsministerium hat nun letzte Woche einen Plan vorgelegt, der das Rentenniveau bis 2031 auf 48% halten soll – die sogenannte „Haltelinie“. Diesen Plan gab es ja schon bei der Ampel-Regierung, kurz bevor sie im Herbst 2024 zerbrach. Doch auf wessen Kosten gehen diese 48% eigentlich? Und gibt es alternative Lösungen? Damit hat sich der Wirtschaftsweise Prof. Dr. Martin Werding in einer Untersuchung im Auftrag von Fidelity International beschäftigt und die Ergebnisse bei einer Pressekonferenz vorgestellt.

Wer soll das bezahlen?

Werdings Analyse macht deutlich: Die Fixierung des Rentenniveaus führt zu erheblichen Mehrkosten für den Bundeshaushalt und benachteiligt insbesondere jüngere Versicherte, die durch steigende Beiträge weniger in private Vorsorge investieren können.

Zunächst hat die Studie verschiedene Varianten untersucht, mit denen die Koalition die Haltelinie mithilfe von Steuern finanzieren will. Und die Zahlen sprechen für sich: Selbst in der günstigsten Variante steigen die Bundesmittel für die gesetzliche Rentenversicherung von aktuell rund 142 Mrd. Euro bis 2040 auf rund 198 Mrd. Euro und bis 2060 sogar auf knapp 270 Mrd. Euro an (alle Angaben in heutigen Preisen). In der teuersten Variante würden die Bundesmittel bis 2040 auf 233 Mrd. Euro und bis 20260 sogar auf knapp 353 Mrd. Euro ansteigen. Dies entspreche Werdings Untersuchung zufolge fast 7% des Bruttoinlandsprodukts. Für Werding politisch praktisch nicht umsetzbar: „Die Mehrausgaben für die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund der Haltelinie sind eine enorme Belastung für die Bundesfinanzen. Damit die Rechnung aufgeht, müsste der Staat entweder erhebliche zusätzliche Steuereinnahmen generieren oder er müsste bei anderen Haushaltsposten massiv einsparen – etwa bei der Verteidigung oder im Bereich Soziales.“

Für alle unter 48 wird es teurer

Also kann sich die Regierung auch dafür entscheiden, das altbekannte Umlagesystem weiter laufen zu lassen – dann stünden jedoch stärker steigende Beiträge für in der gesetzlichen Rentenversicherung versicherte Arbeitnehmer auf dem Programm. Beim Vergleich für die verschiedenen Altersgruppen wird dann deutlich: Besonders betroffen sind Versicherte unter 48 Jahren. Ältere Jahrgänge profitieren von der Haltelinie, weil sie höhere Renten erhalten, ohne dafür vorab lange Zeit höhere Beiträge zahlen zu müssen. Für jüngere Versicherte gilt im Umkehrschluss das Gegenteil. Ihnen stehen aufgrund höherer Beiträge und einer steigenden Steuerbelastung weniger Mittel zur Verfügung, um privat vorzusorgen.

 

Die Kosten eines festen Rentenniveaus von 48%

 

Die Studie vergleicht die gesetzliche Rente mit Haltelinie mit einer Kombination aus gesetzlicher Rente ohne Haltelinie und ergänzender kapitalgedeckter Vorsorge. Das Ergebnis: Bereits bei konservativen Renditeannahmen (Nominalrendite von 4% p. a.) erzielen jüngere Versicherte mit ergänzender kapitalgedeckter Vorsorge langfristig höhere Renten von mindestens 200 Euro im Monat – bei chancenorienterter Anlage (Nominalrendite von 8% p. a.) sogar mehr als 600 Euro monatlich zusätzlich.

Derartige kapitalgedeckte Vorsorgemöglichkeiten gibt es viele, wie Susanna Wooders, Leiterin des Deutschlandgeschäfts von Fidelity International, darlegt. So verfügt bspw. Schweden über das „ISK-Konto“, ein Investitionskonto, mit dem es möglich ist, steuerlich begünstigt Kapital anzulegen. In Großbritannien gibt es sog. „Junior ISAs“, Vorsorgekonten für Kinder, in die bis zu 9.000 Pfund pro Jahr steuerfrei eingezahlt werden können, und auch die bAV ist in Großbritannien seit 2012 verpflichtend.

Höhere Renten besonders für jüngere Versicherte

Darüber hinaus skizziert die Studie einige Fallbeispiele, um zu veranschaulichen, welche Jahrgänge und Berufsgruppen von einer gesetzlichen Rente ohne Haltelinie mit ergänzender, kapitalgedeckter Vorsorge profitieren würden. Eine 30-jährige Versicherungskauffrau, die 2025 3.974 Euro brutto verdient, würde demnach 2062 bei einer gesetzlichen Rente mit Haltelinie 1.969 Euro Rente erhalten. Bei einer gesetzlichen Rente ohne Haltelinie mit ergänzender, kapitalgedeckter Vorsorge 2.027 Euro (ausgehend von einer Rendite von 4% p. a.). Bei 6% p. a. wären es schon 2.105 Euro, bei 8% p. a. 2.220 Euro.

Ein 20-jähriger Friseur mit einem monatlichen Bruttolohn von 1.627 Euro im Jahr 2025 würde 2072 eine monatliche Rente von 1.248 Euro erhalten, sofern man an der Haltelinie festhalten würde. Bei einer gesetzlichen Rente ohne Haltelinie mit ergänzender, kapitalgedeckter Vorsorge und 4% Rendite 1.328 Euro, bei 6% p. a. 1.427 Euro und bei 8% p. a. 1.596 Euro.

Aber auch der 40-jährige Geschäftsführer mit einem monatlichen Bruttolohn von 9.884 Euro im Jahr 2025 würde von einer gesetzlichen Rente ohne Haltelinie mit ergänzender, kapitalgedeckter Vorsorge profitieren (Rente mit Haltelinie: monatlich 3.769 Euro; ohne Haltelinie mit kapitalgedeckter Vorsorge und 4% Rendite p. a.: monatlich 3.765 Euro; 6% Rendite p. a.: monatlich 3.823 Euro; 8% Rendite p. a.: monatlich 3.900 Euro).

Für Susanna Wooders braucht Deutschland „mehr Mut zur Veränderung“ in der Altersvorsorge, denn die Haltelinie in der gesetzlichen Rente gefährde den Wohlstand der nächsten Generation in unserem Land. „Wir müssen mehr Anreize schaffen, eigenverantwortlich vorzusorgen und langfristig Vermögen aufzubauen […].“ (mki)

Lesen Sie auch: Fortschritt bei Reform privater Altersvorsorge lässt auf sich warten

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Gabriele Fenne… am 03. Juli 2025 - 13:33

Ja - soziale Gerechtigkeit kostet Geld!

Wie wäre es, wenn unsere Regierenden das Interesse alle abhängig Beschäftigten vor die Interessen der bereits Privilegierten (Beamt*innen, Selbständige, Geschäftsführer*innen, Vorständ*innen, Immobilienbesitzer*innen, Konzerne, Finanzwesen) stellen würden.

Schauen wir doch mal z.B. nach Dänemark - alle zahlen über Steuer (auch für Gesundheitskosten) und wer mehr braucht oder will und das durch gerechte Löhne auch bezahlen kann, legt halt noch über selbstgewählte Anlagemöglichkeiten was oben drauf.

Aber vermutlich haben die Regierenden Angst vor den Drohungen der finanziell Machthabenden, dass die dann alle ins Ausland gehen.....

Also sollten wir anfangen zu überlegen, auf wen wir denn gerne verzichten würden. Habe da ein paar Ideen......