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7. Januar 2021
Die Krankenversicherung wird für viele teurer

Die Krankenversicherung wird für viele teurer

Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung steigt 2021 um 0,2 Prozentpunkte von 1,1 auf 1,3%, dazu hatte der Gesetzgeber im Dezember grünes Licht gegeben. Rund 40 Krankenkassen erhöhten daraufhin ihren Zusatzbeitrag. Aber auch in der PKV gibt es Preiserhöhungen, teilweise sehr deutliche. Der PKV-Verband zeigt aber auf, dass sich die langfristige Beitragsentwicklung in beiden Systemen ähnlich verhält.

Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen einen Teil ihrer erwarteten Ausgabensteigerungen im Jahr 2021 mit höheren Zusatzbeiträgen auffangen. Und so haben etwa 40 Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag erhöht. Darunter auch die Techniker Krankenkasse, die ihren Zusatzbeitrag von 0,70 auf 1,20% erhöht. Die Barmer geht von 1,10% auf 1,50% hoch. Insgesamt wird die gesetzliche Krankenversicherung damit für mehrere Millionen Menschen teurer. Bei ebenfalls etwa 40 Krankenkassen bleibt der Beitrag dagegen stabil. Nur zwei Krankenkassen reduzieren laut einer Übersicht von CHECK24 ihren Zusatzbeitrag.

Schätzungen zufolge erreicht das Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung 2021 rund 16 Mrd. Euro. Deshalb wurde neben der Erhöhung des Zusatzbeitrags für das laufende Jahr auch ein ergänzender Bundeszuschuss aus Steuern in Höhe von 5 Mrd. Euro beschlossen. Aus den Finanzreserven der Krankenkassen werden 8 Mrd. Euro in die Einnahmen des Gesundheitsfonds überführt.

Finanzierungslücke wiederbelebt Forderung nach Systemwechsel

Das lässt eine altbekannte Diskussion wieder aufleben. Der VdK beispielsweise fordert erneut einen kompletten Systemwechsel und kritisiert, dass die GKV und deren Beitragszahler allein zur Kasse gebeten werden. Privatversicherte würden dagegen von den Maßnahmen in der Gesundheitsversorgung profitieren, ohne dass sich die Privaten Krankenversicherer ausreichend an der Finanzierung beteiligen würden. Das gelte insbesondere in Coronazeiten. Eine Kritik, die der PKV-Verband regelmäßig zurückweist. Zuletzt hatte beispielsweise die PKV den eingeführten Vergütungszuschlag für die sogenannte Corona-Hygienepauschale für Arztpraxen verlängert.

Beitragserhöhungen in der PKV

Zusätzliche Corona-Ausgaben dieser Art machen den PKV-Versicherern aber weniger zu schaffen, als der allgemein deutliche Anstieg der medizinischen Leistungsausgaben sowie die stetig sinkenden Kapitalerträge infolge der Niedrigzinspolitik. So sind aktuell auch zahlreiche PKV-Versicherte von deutlichen Beitragserhöhungen betroffen. Laut bestätigten Medienberichten erhöht etwa die Debeka nach einigen Jahren Beitragsstabilität ihre Beiträge um durchschnittlich 17,6%.

In dem Zusammenhang betont der PKV-Verband, dass inklusive der jetzigen Erhöhungen die Beiträge in der PKV mittelfristig nicht stärker gestiegen seien als in der GKV. Die Beiträge in der PKV sind in den letzten zehn Jahren (2011 bis 2021) im Schnitt um 3% pro Jahr gestiegen, in der GKV dagegen sogar um 3,3% pro Jahr.

Die jetzigen sprunghaften Beitragssteigerungen erklären sich damit, dass die PKV nach den gesetzlichen Vorgaben die Beiträge erst mit Verzögerung an den tatsächlichen Kostenanstieg anpassen können. Und das auch erst dann, wenn vorgegebene Schwellenwerte überschritten werden. Die sinkenden Zinserträge können infolge dieser starren Kalkulationsvorschriften nicht jedes Jahr aktuell in den Beiträgen berücksichtigt werden. Für eine stetigere Beitragsentwicklung hat der PKV-Verband bereits Reformideen eingereicht, die in Teilen der Politik bisher aber ausgebremst werden.

Für mehrere Millionen Versicherte ist die Krankenversicherung jedenfalls teurer geworden. GKV-Versicherte, die mit dem erhöhten Zusatzbeitrag nicht einverstanden sind, haben dabei allerdings ein Sonderkündigungsrecht. Der Wechsel ist seit Jahresbeginn zudem formal einfacher geworden. Wer Mitglied einer anderen Krankenkasse werden will, stellt einfach dort einen Antrag. Die neue Krankenkasse übernimmt dann die weitere Abstimmung mit der bisherigen Krankenkasse. Aber genau wie bei PKV-Versicherten sollte ein Wechsel immer gut überlegt und gut beraten sein. (bh)

Bild: © Andrii Zastrozhnov – stock.adobe.com