Die Kfz-Versicherer haben magere Jahre hinter sich. Doch nun scheint es langsam Licht am Ende des Tunnels zu geben. Bereits zum Jahresanfang hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) bekannt gegeben, dass die Versicherer erwarten – sollten keine unvorhergesehenen Großschadenereignisse eintreten – dass die Kfz-Versicherung im laufenden Jahr wieder eine schwarze Null einfahren könnte. Sicherlich eine Erleichterung nach mehreren Jahren in der Verlustzone.
Blickt man auf die Zahlen, scheinen diese zu bestätigen, dass die Sparte wieder auf dem Weg auf einen grünen Zweig sein könnte. Laut dem „Branchenmonitor 2025 Kraftfahrtversicherung“, den die V.E.R.S. Leipzig GmbH kürzlich veröffentlicht hat, lagen die Beitragseinnahmen in der Kraftfahrtversicherung im Jahr 2024 deutlich über denen des Vorjahres. Insgesamt stiegen sie um 11,1% auf knapp über 34 Mrd. Euro. Dafür analysiert der Branchenmonitor die Zahlen der 50 größten Kraftfahrtversicherer mit Fokus auf dem Privatkunden- und Geschäftskundengeschäft, die gemeinsam ca. 90% des deutschen Marktes abdecken.
Schaden-Kosten-Quote fällt im Vergleich zum Vorjahr
Gleichzeitig wuchsen die Schadenleistungen deutlich weniger stark. Sie stiegen im Jahr 2024 um 2,5% auf nunmehr 30,8 Mrd. Euro. Die Schäden an Fahrzeugen verursacht durch Unwetter fielen von 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 1,3 Mrd. Euro in 2024. Was unbeirrt weiter nach oben klettert, sind derweil die Kfz-Ersatzteilpreise genau wie die Stundensätze in den Kfz-Werkstätten.
Was bedeutet das nun für die Schaden-Kosten-Quote – oder Combined Ratio – der analysierten Unternehmen? Im Vergleich zum Jahr 2023 fiel sie von 112,2% auf 106,56%. Das bedeutet, für jeden eingenommenen Euro gaben die Versicherer 2024 etwas mehr als 1,06 Euro aus, und damit weniger als im Jahr 2023. Das ist gut für die Versicherer, unter dem Strich blieb die Sparte 2024 jedoch trotzdem im Defizit.
Elf Unternehmen mit Combined Ratio von unter 100%
Immerhin: Mehrere der untersuchten Versicherer konnten ihre Combined Ratio für 2024 bereits wieder unter 100% drücken, nachdem im Vorjahr kein einziger Anbieter unter diese Marke kam. So lag die Combined Ratio für den Zweig Kraftfahrt Gesamt bei insgesamt elf Unternehmen im profitablen Bereich. Am niedrigsten war die sie beim Direktversicherer AXA easy. Sie lag bei 84,61% (Vorjahr: 104,45%), gefolgt von der Provinzial Nord Brandkasse mit 93,39%. An dritter Stelle lag die AXA mit 94,63%. Weitere Anbieter, die unter der 100%-Marke in der Combined Ratio geblieben sind, sind Helvetia (96,09%), Dialog (97,3%), HUK-Coburg Allgemeine (97,37%), Cosmos (97,56%), VHV (98,2%), Fahrlehrer (99,11%), ADAC Auto (99,2%) sowie Allianz (99,26%).
Auch am anderen Ende der Skala schaut es etwas besser aus als im Vorjahr: Waren es im Vorjahr noch sieben Versicherer, die eine Combined Ratio von über 120% aufwiesen, sind es in diesem Jahr nur noch drei. Es sind die Debeka Allgemeine mit 122,78%, GARANTA mit 129% und die NÜRNBERGER mit 136,64%. Dass die NÜRNBERGER das Schlusslicht bildet, ist wahrscheinlich wenig überraschend, musste der fränkische Versicherer ja für 2024 ein Minus von 157,4 Mio. Euro im Schaden- und Unfallgeschäft hinnehmen.
Drei weitere Versicherer lagen über der 115%-Marke und damit auch im stark defizitären Bereich: Die Mannheimer (115,8%), Lippische Landesbrand (116,55%) sowie WGV-Versicherung (117,85%).
Durchschnittsprämien klettern deutlich weiter nach oben
Was für die Versicherer positiv ist, ist für Kunden oftmals ein Ärgernis. Denn die zuvor erwähnten Steigerungen in den Beitragseinnahmen bedeuten für Versicherte vor allem eins: höhere Prämien. Die Durchschnittsprämien verzeichneten im Jahr 2024 erneut einen deutlichen Anstieg. Durchschnittlich zahlten Kunden 275,49 Euro pro Vertrag. Im Vorjahr lag die Durchschnittsprämie bei 253,76 Euro, in den „Corona-Jahren“ 2020 bis 2022 sogar unter 250 Euro im Schnitt.
Die Spanne zwischen den Versicherern ist hier weit. Die teuersten Prämien im Durchschnitt zahlten Versicherte – wie bereits im Vorjahr – bei der Helvetia. Hier liegt die Durchschnittsprämie bei 503,76 Euro. An zweiter Stelle liegt die Dialog mit 416,05 Euro im Schnitt pro Vertrag, gefolgt von der NÜRNBERGER Allgemeine mit 389,16 Euro. Am günstigsten fahren Versicherte bei der Fahrlehrerversicherung, mit einer Durchschnittsprämie von 200,89 Euro, bei der WGV-Versicherung mit 169,44 Euro sowie bei der Rhion Versicherung mit 146,83 Euro pro Vertrag im Durchschnitt.
So entwickelte sich die Zuwachsrate im Bestand
Der Prämienzuwachs lässt sich jedoch nicht nur auf die gestiegene Durchschnittsprämie zurückführen, erklärt der Branchemonitor. Auch der Vertragsbestand hat im Jahr 2024 zugenommen. Hatten Kfz-Versicherer im Jahr 2023 noch durchschnittlich 2.266.278 Verträge im Bestand, waren es im Jahr 2024 2.304.193 – eine Zuwachsrate von 1,7%. Die meisten Verträge dazugewinnen konnte im Jahr 2024 die Baloise Sachversicherung, die eine Zuwachsrate von 20,63% verzeichnen konnte. Auch deutlich mehr Verträge gewinnen konnte die Itzehoer Brandgilde mit 17,45%, dicht gefolgt von Rhion Versicherung mit 17,36%. Verträge verloren hat die NÜRNBERGER, mit einer negativen Zuwachsrate von 9,68% und HDI mit -12,23%. Fast ein Fünftel weniger Verträge im Vergleich zum Vorjahr hatte die Dialog, mit einer negativen Zuwachsrate von 19,4%. (js)
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