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26. Februar 2020
Digitale Fitness-Tipps (2): Was bedeutet „Multibanking“ für Vermittler?

Digitale Fitness-Tipps (2): Was bedeutet „Multibanking“ für Vermittler?

In regelmäßigen Abständen analysiert Christoph Bubmann, CEO von digitransform.de, für AssCompact Fragen der Digitalisierung. Diesmal erklärt er, was es mit Multibanking und Finanz-Apps tatsächlich auf sich hat. Am Schluss gibt es zudem einen unterhaltsamen Tipp, wie die Schlange ins Wohnzimmer kommt.

Jeder von uns kennt es. Seit Einführung der DSGVO vergeht kein Tag, an dem wir nicht irgendwo im Netz einen OK-Button drücken, um ein Cookie zu akzeptieren. Die meisten von uns machen das, weil sie beim Klicken „einfach weiterkommen“ wollen.

Dahinter steckt seitens der Anbieter der Wunsch, mehr über Ihr Nutzungsverhalten im Netz zu erfahren, um zielgenauere Angebote machen zu können. Datengetriebene Geschäftsmodelle – das lässt sich definitiv absehen – werden in Zukunft die Nase vorn haben.

Aber Massendatenanalyse ist für die meisten von uns ein Buch mit sieben Siegeln. Ein mulmiges Gefühl schwingt bei den meisten Deutschen bei der Thematik mit. Auf Google Maps wollen viele ihre Häuser verpixeln (unkenntlich machen), aber die Payback-Karte darf natürlich beim Einkauf nicht fehlen – dadurch sparen wir schließlich. Die Tatsache, dass damit jeder Einkauf detailliert gespeichert wird, regt kaum jemanden auf.

Systematische Datenauswertung ist für die Versicherungsbranche essenziell

Gerade in der Versicherungsbranche ist es essenziell, Kundendaten systematisch auszuwerten. Beispielsweise lässt sich über das Zahlungsverkehrsverhalten früh absehen, dass Nachwuchs in der Familie unterwegs ist. Und wer das als erster weiß, der hat im Versicherungsvertrieb eben die Nase vorn.

Diesen Ansatz verfolgen aktuell zahlreiche Start-ups mit ihren datengetriebenen Geschäftsmodellen. Ein gutes Beispiel ist „Finanzguru“, dem einen oder anderen eventuell noch aus der „Höhle der Löwen“ bekannt. Schließlich wurde die mit Abstand höchste Investitionssumme für das Start-up aufgerufen, da sich die Investoren gegenseitig überboten haben. Was aber macht Finanzguru eigentlich genau und wie verdient das Start-up Geld?

Das Geschäftsmodell von Finanzguru und anderen Apps

Bei Finanzguru können die Nutzer alle ihre Verträge, ganz gleich ob Versicherungs-, Stromtarif oder auch Girokonto, in einer App aggregieren bzw. diese werden über einen Umsatz erkannt. Hierfür müssen die Nutzer allerdings Finanzguru die Einwilligung erteilen, dass ihre (Zahlungsverkehrs-) Daten ausgewertet werden dürfen. Diese Idee der Aggregation von diversen „Konten“ (egal ob Bankkonto, Versicherungskonto oder Punktekonto) bezeichnet man als „Multibanking“.

Klarer Mehrwert für den Nutzer: Die App informiert über die Kündigungsfristen aller Verträge und auch sämtliche Konten sind in einer einzigen App einsehbar. Es ist also sehr bequem für den Nutzer, sich immer aktuell einen Überblick über seine gesamten Vermögenswerte zu verschaffen.

Der zentrale Vorteil ist jedoch noch ein anderer: Finanzguru macht Vorschläge, wo die Kunden Geld sparen können: „Hallo Christoph Bubmann, Du zahlst 20,54 Euro zu viel im Jahr für Deine Hausratversicherung. Willst Du den Anbieter wechseln und sparen? Klicke hier.“ Mit wenigen Klicks ist der Vertrag beim ehemaligen Anbieter rechtskräftig gekündigt, ich habe einen günstigeren Vertrag und Finanzguru erhält die Vermittlungsprovision.

Was sich jetzt schon abzeichnet: Eine immer größer werdende Gruppe von Kunden hat kein Problem damit, wenn solche Apps ihr Zahlungsverhalten analysieren. Im Gegenteil, die daraus resultierenden Angebote werden als mehrwertig gesehen.

Natürlich arbeiten viele Versicherer an ähnlichen Apps. Die ALTE LEIPZIGER hat mit „fin4you“ vorgelegt. Wüstenrot & Württembergische haben „Treefin“. Die Allianz hat gerade angekündigt, „Heymoney“ noch im ersten Halbjahr 2020 an den Start zu bringen. Andere werden folgen.

Um das Ausmaß der Ansprachemöglichkeiten deutlich zu machen, hier einige (Geschäfts-) Anlässe, die sich aus den Zahlungsverkehrsdaten von Nutzern auswerten lassen:

  • Ist das Fahrzeug ein Leasingfahrzeug und Privat- oder Firmenwagen?
  • Wurde ein Umzug getätigt? Falls ja, Eigenheim oder Mietwohnung?
  • Wurden Studium bzw. Ausbildung abgeschlossen?
  • Gab es eine Beförderung?
Eine einmalige Angelegenheit

Beim Multibanking sollten Unternehmen sich jedoch immer eine Sache vor Augen halten: Wenn der Kunde einmal alle seine Konten und Verträge in einer App aggregiert hat, wird er dies sicher nicht ein zweites Mal machen. Daher herrscht aktuell auch eine ziemliche Dynamik auf dem Markt. Eine Flut von Multibanking-Anbietern („Outbank“, „Numbrs“ sämtliche Apps der Finanzdienstleister etc.) buhlt um die Kunden.

Es wird interessant sein, zu beobachten, wie die jeweiligen Versicherer die neuen, datengetriebenen Möglichkeiten in Zukunft strategisch und kommunikativ ausspielen: Über welchen Kanal und wie werde ich als Kunde in drei Jahren von meinem Agenten oder Makler angesprochen, wenn ich eine neue Hausratversicherung brauche oder gerade einen Flug gebucht habe? Kann der Abschluss zu jeder Zeit und von jedem Ort aus erfolgen? Welche neuen Optionen bietet mir mein Arbeitgeber als Agent oder Makler und wie bereite ich mich hierauf ideal vor?

Die Zukunft der Versicherungsbranche bleibt definitiv spannend! Eines ist hierbei sicher: Ohne den Faktor „Digitales“ wird es sicherlich nicht gehen.

Zweiter Tipp: Ihr Smartphone und die Schlange

Ich habe Ihnen ja versprochen, am Ende der Kolumne immer einen digitalen Tipp zu geben:

Googeln Sie mal auf Ihrem Smartphone das Wort „Schlange“. Im Suchergebnis sehen Sie jetzt eine Königspython und links darunter ein Feld „In 3D ansehen“. Klicken Sie drauf, dann geht die Kamera an und Sie können die Schlange irgendwo im Raum platzieren.

Drehen, kleiner oder größer machen geht wie gewohnt mit zwei Fingern. Ein lustiges Feature, das sicherlich in Ihrem Umfeld für Spaß sorgen wird. Funktioniert auch mit anderen Tieren, hier eine Liste.

Über den Autor

Christoph Bubmann ist CEO von www.digitransform.de. Sein Ziel ist es, mit seinem Team digitale Zusammenhänge so zu vermitteln, dass jeder sofort den persönlichen Nutzen erkennt und Neugierde entwickelt, selbst weiterzumachen. Denn wer einen persönlichen Nutzen erkennt, ist bereit, sein eigenes Verhalten zu verändern.

Lesen Sie auch: Digitale Fitness-Tipps (1): Lernen fürs Leben

Bild © Oran Tantapakul – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Christoph Bubmann