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Sachwerte
1. April 2019
Eignet sich Gold zur Altersvorsorge?

Eignet sich Gold zur Altersvorsorge?

Gold gewinnt bei den Deutschen zunehmend an Beliebtheit. Selbst bei der Altersvorsorge setzen immer mehr Bundesbürger auf das wertvolle Edelmetall. Gerade beim Einsatz von Gold für die dringend notwendige private Altersvorsorge sollten allerdings einige Punkte beim Kauf und Verkauf von Gold beachtet werden.

Von Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG

Aufgrund des demografischen Wandels geht der Anteil an Erwerbstätigen in Deutschland stark zurück. Während immer weniger Arbeitnehmer in die Rentenkasse einzahlen, gibt es gleichzeitig immer mehr Rentner. Viele Menschen haben deshalb Angst, später von Altersarmut betroffen zu sein. Sie wollen sich nicht mehr nur auf die staatliche Rente verlassen, sondern sorgen vermehrt auch privat vor. Angesichts der Stabilität des Goldes und der Möglichkeit, physisches Gold von Banken und Regierungen unabhängig zu halten, setzen viele Menschen bei ihrer Altersvorsorge zunehmend auf das wertvolle Edelmetall.

Sichere Anlageform

Menschen investieren nicht in Gold, um reich zu werden, sondern um nicht zu verarmen. Zwar lassen sich mit einem entsprechenden Anlagehorizont und etwas Glück durchaus Kursgewinne durch ein Goldinvestment realisieren, grundsätzlich dient die Anlage jedoch der Vermögensabsicherung. Denn als über Jahrtausende bewährtes Tausch- und Zahlungsmittel ist Gold stabiler als staatliche Währungen. Im Gegensatz zu diesen lässt es sich dank seines begrenzten Vorkommens nicht endlos vermehren. Ein abrupter Wertverlust wird damit unwahrscheinlich. Um das Vermögen zu diversifizieren und etwaige Risiken gering zu halten, raten Experten, 10 bis 20% des eigenen Kapitals dauerhaft in das Edelmetall zu investieren.

Die Stabilität von Gold zeigt sich auch in der aktuellen Entwicklung des Goldkurses. Denn seit Ende der Eurokrise gibt es keine dauerhaften Auf- und Abwärtstrends. Während politische und wirtschaftliche Nachrichten den Kurs vor einigen Jahren noch stark beeinflussten, schwankt er inzwischen meist nur noch kurzfristig. Dennoch lässt sich die Entwicklung des Kurses und somit auch der optimale Zeitpunkt für eine Investition nicht sicher vorhersagen, da zu viele unterschiedliche Faktoren auf die Preisgestaltung einwirken. Denn neben Angebot und Nachfrage beeinflussen auch Options- und Termingeschäfte von Großinvestoren den Goldpreis. Ein kontinuierliches Goldinvestment beispielsweise auf monatlicher Basis glättet geringe Schwankungen.

Papiergold und physisches Gold

Anleger können bei ihrem Goldinvestment zwischen Papiergold und physischem Gold wählen. Papiergold hat sich insbesondere für kurzfristige Investitionen bewährt, zum Beispiel in Form von Aktien, Fonds und Zertifikaten. Bei dieser Art des Investments erhalten Anleger von ihrer Bank also lediglich eine Bescheinigung darüber, Gold zu besitzen, und nicht das tatsächliche Edelmetall. Diese Anlageform stellt eine günstige Möglichkeit dar, von steigenden Goldpreisen zu profitieren, da der Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs gering ausfällt. Laufende Verwaltungskosten und Gebühren schmälern allerdings die Rendite. Die Komplexität einer solchen Investition erschwert es zudem, die damit verbundenen Nutzen, Kosten und Risiken einzuschätzen. Langfristig stellt Papiergold zur Altersvorsorge eine unsicherere Wertanlage dar als physisches Gold, da die Wertentwicklung immer auch von der Liquidität des Emittenten abhängt.

Ab zwölf Monaten steuerfrei

Wer sein Geld für einen längeren Zeitraum in Edelmetallen anlegen möchte, entscheidet sich besser für physisches Gold. Dabei erhalten Käufer reale Sachwerte wie Goldbarren oder Münzen. Die Investition lohnt sich vorrangig ab einer Haltedauer von zwölf Monaten, denn danach ist die weitere Veräußerung des Edelmetalls steuerfrei. Auch lässt sich Anlagegold im Gegensatz zu anderen Edelmetallen ohne Mehrwertsteuer erwerben. Damit Barren oder Münzen jedoch als Anlagegold gelten, müssen sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Für Barren ist ein Reinheitsgrad von mindestens 995 erforderlich. Anlagemünzen benötigen mindestens einen Feingehalt von 900 Tausendstel. Sie müssen außerdem nach dem Jahr 1800 geprägt worden sein und in ihrem Ursprungsland als gesetzliches Zahlungsmittel gelten oder gegolten haben. Der Verkaufspreis darf überdies den Offenmarktwert ihres Goldgehalts nicht mehr als 80% übersteigen. Ob sich Anleger nun für Münzen oder für Barren entscheiden, ist letztlich Geschmacks­sache. Es empfiehlt sich allerdings, insbesondere bei Münzen auf gängige Anlagemünzen wie den Krügerrand oder den Wiener Philharmoniker und nicht auf Sammelmünzen zurückzugreifen, da diese oftmals weit über dem tatsächlichen Edelmetallpreis gehandelt werden.

Flexibilität durch Tafelbarren

Bei der Überlegung, in welcher Größe und Stückelung Anleger Goldbarren kaufen sollen, spielt das Aufgeld eine wichtige Rolle. Dieses bezeichnet den Aufpreis, den Käufer für die Fertigungsprozesse des Barrens wie den Schmelzvorgang und die Prägung zusätzlich zum jeweils aktuellen Kurs des Goldes bezahlen. Ein niedriges Aufgeld stellt einen Vorteil dar, denn je näher der Kaufpreis am Kurs liegt, desto schneller machen Anleger bei einem Kursanstieg Gewinne. Je größer die Stückelung des Goldes, desto geringer ist das Aufgeld, da sich die Produktionskosten auf das Gewicht verteilen. Mit 20 kleinen 5-Gramm-Barren lässt sich folglich in der Regel nur eine geringere Rendite erzielen als mit einem 100-Gramm-Barren. Eine kleinere Stückelung erhöht allerdings die spätere Flexibilität. Denn benötigen Anleger im Alter eine geringe Geldmenge, müssen sie nicht sofort ihre gesamten Goldvorräte verkaufen, sondern veräußern nur so viel, wie sie wirklich brauchen. Einen guten Kompromiss zwischen niedrigem Aufgeld und Flexibilität stellen sogenannte CombiBars dar. Diese Tafelbarren bestehen ähnlich wie eine Schoko­ladentafel aus einem Verbund mehrerer Ein-Gramm-Barren, die sich durch Sollbruchstellen per Hand voneinander trennen lassen. So haben Anleger immer genau die passende Menge Gold zur Verfügung und bezahlen nur ein niedriges Aufgeld, da sie einen großen Barren kaufen.

Sichere Verwahrung

Wer in physisches Gold investiert, sollte sich bereits vor dem Erwerb Gedanken über die Verwahrung seiner Barren oder Münzen machen. Ein Bankschließfach stellt eine sichere Lösung außerhalb der eigenen vier Wände dar, bringt allerdings laufende Kosten mit sich. Einige Anleger präferieren eine Aufbewahrung zu Hause in einem sicheren Versteck oder einem Tresor, da sie so jederzeit Zugriff auf ihr Gold haben. In jedem Fall sollte die Hausratversicherung informiert oder eine speziell auf die neuen Anforderungen zugeschnittene Versicherung abgeschlossen werden.

Fazit

Gold stellt eine stabile Wertanlage dar und eignet sich insbesondere für langfristige Investitionen wie die Altersvorsorge. Am besten entscheiden sich Anleger für physisches Gold in Form von Barren oder Anlagemünzen. Vor dem Kauf sollten Interessenten bereits den Wiederverkauf bedenken und Faktoren wie einen günstigen Kaufpreis und Flexibilität gegeneinander abwägen. Zerteilbare Tafelbarren bieten eine gute Möglichkeit, beide Vorteile zu vereinen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2019, Seite 62 f. oder in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Dominik Lochmann