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15. Juli 2025
ELTIF im Beratungsgespräch: Chancen nutzen, Hürden einordnen
ELTIF im Beratungsgespräch: Chancen nutzen, Hürden einordnen

ELTIF im Beratungsgespräch: Chancen nutzen, Hürden einordnen

Private Equity ist unter Investment-Geschulten eine häufig diskutierte Anlageklasse. Doch im Privatkundenbereich ist die Beratung dazu nicht die einfachste, auch weil es leichter verständliche und zugänglichere Asset-Klassen gibt. Mit der ELTIF-2.0-Regulierung tun sich jedoch auch für Berater Türen auf.

Ein Artikel von Nico Auel, Vorstand bei Munich Private Equity

Private Equity ist seit jeher ein wichtiger Baustein in Portfolios institutioneller Investoren. Was viele nicht wissen: Für Privatanleger gab es über spezialisierte Anbieter schon seit Jahren einen Zugang. Allerdings ist das Thema erst durch ELTIF 2.0 auch in der breiten Masse angekommen. Die Neuregulierung des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) bringt neue Anbieter und Produkte auf den Markt. Das öffnet nicht nur neue Anlagechancen, sondern bringt auch Bewegung in die Beratungslandschaft.

Denn mit wachsender Produktauswahl steigt zugleich der Anspruch an Beraterinnen und Berater: Welche Private-Equity-Strategie steckt hinter dem ELTIF? Welche Struktur passt zum jeweiligen Kundenprofil? Und wie lassen sich Laufzeit, Illiquidität und Rückgabeoptionen realistisch und verständlich erklären?

Was wirklich im Fonds steckt – und warum das entscheidend ist

Private Equity ist eine Anlageform mit langfristigem Charakter, aber eben keine homogene. Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Strategien, Märkte und Risikoprofile. Für die Beratung bedeutet das: Wer Private Equity empfehlen möchte, sollte genau schauen, welche Strategie zum Risiko-Rendite-Profil und zum Investmentziel des Kunden passt.

Für ein stabiles Basisinvestment etwa können sich Investitionen in den Mittelstand anbieten – genauer: den Lower Mid-Market (LMM). Dabei handelt es sich um etablierte, profitable Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, aber noch erhebliche Entwicklungspotenziale besitzen. Anders als bei Start-ups steht das Geschäftsmodell hier auf solider Grundlage. Gleichzeitig bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Wertsteigerung – etwa durch Internationalisierung, Digitalisierung oder Nachfolgekonzepte.

Für Privatanleger bietet dieses Segment eine attraktive Balance: weniger Risiko als im Venture-Bereich, aber mehr Wachstumspotenzial als bei großen, bereits internationalen Konzernen. Private-Equity-Fonds, die in diesem Marktsegment aktiv sind, agieren in der Regel sehr operativ, mit starker Einbindung in die Unternehmensführung. Damit ist der Wertzuwachs nicht nur eine Frage von Marktbewegungen, sondern auch von gezieltem Management – ein Vorteil, der sich langfristig in der Performance niederschlagen kann. In der Praxis bedeutet das: Der LMM ist kein Nischenmarkt, sondern ein wirtschaftlich tragfähiges Segment mit hoher Relevanz, gerade für Anleger, die Stabilität mit Entwicklungschancen verbinden möchten.

Für Berater ist wichtig, zu prüfen, ob ein ELTIF eine Strategie verfolgt, die zum jeweiligen Kunden passt. Je nach Sicherheitsbedürfnis spielt daher auch die Streuung eine wichtige Rolle. Wer nach einem Satelliten-Investment sucht, setzt vielleicht gezielt auf wenige Beteiligungen aus einer Branche. Das kann zu einer hohen Rendite führen, erhöht allerdings auch das Verlustrisiko. Ein stabilisierender Baustein hingegen streut mehrdimensional über eine Vielzahl von Investitionsobjekten über verschiedene Branchen, Länder, Investitionszeitpunkte und Manager hinweg.

Illiquidität als Merkmal, nicht als Mangel

Eine der häufigsten Hürden in der Beratung ist die lange Kapitalbindung. Private Equity ist keine täglich handelbare Anlageform. Das investierte Kapital ist über Jahre gebunden – Rückgaben während der Laufzeit sind in geschlossenen Fondsstrukturen ausgeschlossen. Für viele Berater stellt dies eine kommunikative Herausforderung dar.

Doch gerade hier liegt auch eine Stärke. Denn die Illiquidität ist kein Nachteil, sondern Ausdruck des unternehmerischen Charakters von Private Equity. Nur wer langfristig Kapital zur Verfügung hat, kann Unternehmen entwickeln – ohne Exit-Druck oder Marktzwang. Genau das schafft den Raum für gezielte Wertsteigerung und antizyklische Investitionen.

Wir empfehlen, dies im Beratungsgespräch offen anzusprechen – nicht als Einschränkung, sondern als bewusste Entscheidung für eine andere Logik. Weg vom Tageskurs hin zur langfristigen Beteiligung. Anleger, die dies verstehen, werden nicht nur geduldiger und vor Panikverkäufen geschützt, sie erreichen am Ende dadurch auch die Marktrenditen der Anlageklasse. Bei offenen Aktienfonds ist das nur wenigen sehr geduldigen und disziplinierten Privatanlegern vorbehalten.

ELTIF: Regulierter Zugang mit neuen Möglichkeiten

Mit dem ELTIF wurde ein regulatorischer Rahmen auf europäischer Basis geschaffen, der Private Equity für Privatanleger EU-weit zugänglich macht. Die neue Version, oft als „ELTIF 2.0“ bezeichnet, erlaubt es Anbietern, unterschiedlichste Anlagestrategien in einem neu regulierten Rahmen zu bündeln – von Private Equity über Infrastruktur bis hin zu Private Debt.

Für Berater ist der ELTIF interessant, weil er viele Anforderungen erfüllt: Er ist als reguliertes Produkt mit EU-weitem Vertriebsrecht ausgestattet, hat klar definierte Vorgaben zur Diversifikation und wird von professionellen Kapitalverwaltungsgesellschaften gemanagt. Zudem ermöglichen viele ELTIFs einen Einstieg bereits ab 5.000 Euro, was die Schwelle zur Beteiligung deutlich senkt.

Neu hinzugekommen sind sogenannte semiliquide Varianten, die unter bestimmten Voraussetzungen Rückgabemöglichkeiten innerhalb der Laufzeit vorsehen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Die Rückgabe ist nicht garantiert, sondern hängt von verfügbaren Rückflüssen und der Liquidität des Fonds ab. Für Berater heißt das: genaue Prüfung der Struktur – und eine klare, ehrliche Kommunikation gegenüber dem Kunden.

Fazit: Ein strategischer Baustein für langfristige Kundenbeziehungen

Private Equity über einen ELTIF ist kein Produkt für den kurzfristigen Renditefokus. Es ist ein strategisches Investment – und genau darin liegt seine Stärke. Für Beraterinnen und Berater bietet es die Möglichkeit, Kunden auf einem neuen Niveau zu begleiten: mit einer Beteiligungsklasse, die langfristiges Denken belohnt, echte unternehmerische Substanz bietet und zugleich zu einer engeren Kundenbindung beiträgt.

Wer die Produkte versteht, die Zielgruppen sauber einordnet und transparent kommuniziert, wird mit Vertrauen belohnt – und mit einem Platz im wachsenden Markt der Private Markets. Denn eines ist klar: Die Nachfrage nach stabilen, langfristigen Anlageformen jenseits des Börsenparketts wird nicht weniger – im Gegenteil. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich als kompetenter Ansprechpartner dafür zu positionieren.

Lesen Sie auch: Munich Private Equity legt ersten deutschen ELTIF auf

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Nico Auel