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10. Mai 2023
Erwerbsunfähigkeit: infinma sieht Verbesserungspotenzial
Business analytics and statistics

Erwerbsunfähigkeit: infinma sieht Verbesserungspotenzial

Das Analyseinstitut infinma hat die derzeit am Markt verfügbaren Erwerbsunfähigkeitsversicherungen analysiert. Gerade im Vergleich zum hohen Bedingungsniveau in der BU sehen die Analysten Luft nach oben. Insgesamt 19 Tarife erfüllen oder übertreffen die derzeitigen Marktstandards in den getesteten Kriterien.

Die infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH (infinma) hat ihr Konzept der Marktstandards in der Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) auf den neuesten Stand gebracht. Nachdem bereits im April das Analysehaus MORGEN & MORGEN die Tariflandschaft der EU beleuchtet hat (AssCompact berichtete), hat nun infinma 41 Tarife von 15 Gesellschaften analysiert. Die in Deutschland und Österreich angebotenen Produkte wurden in insgesamt 17 Qualitätskriterien gegen den Marktstandard verglichen.

infinma-Analyse nicht als Rating zu verstehen

Anders als andere Bewertungsverfahren sei der Marktstandard jedoch nicht als Rating zu verstehen, betont infinma. Grund dafür sei, dass das Institut der Ansicht sei, dass sich die einzelnen Bedingungsbestandteile nicht gegeneinander aufrechnen lassen. Stattdessen beleuchtet die Analyse lediglich, ob Versicherer in den einzelnen Kriterien eine Regelung getroffen haben, die unter oder über dem Marktstandard liegt. Als Marktstandard definiert infinma diejenige Ausprägung, die von den Anbietern in ihren Produkten am häufigsten verwendet wird.

Gerade im Hinblick auf „Best Advice“ halte infinma es für sinnvoll, die einzelnen Bedingungswerke daran zu messen, was aktuell am Markt üblich sei. Denn für Berater und Kunden sei es wenig hilfreich, zu wissen, dass ein bestimmtes Merkmal aus Kundensicht unbefriedigend ausgestattet sei, wenn keine bessere Alternative am Markt erhältlich sei.

Einige Verbesserungen in Bedingungen zu beobachten

Die Produkte, die in allen getesteten Kriterien die Marktstandards aus Kundensicht erfüllen oder übertreffen, erhalten ein Zertifikat. Dieses Jahr erhalten 19 Tarife von neun Anbietern diese Auszeichnung.

Im Vergleich zum Vorjahr erhielten damit erneut weniger Tarife und auch Anbieter die Zertifizierung. „Zwar gab es auch in diesem Jahr einige Verbesserungen in den Bedingungen und die BU-Umtauschoption beispielsweise könnte schon im nächsten Update zum Marktstandard werden“, so der geschäftsführende infinma-Gesellschafter Dr. Jörg Schulz.

Schulz betonte allerdings, dass sich die EU dennoch derzeit nicht als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) durchsetzen könne. Dies liege einerseits daran, dass der Prämienunterschied zur BU in vielen Berufen einfach zu gering sei. Als weiteres Problem führte Schulz auf, dass nach wie vor viele Versicherer den Bescheid über die Anerkennung der gesetzlichen Erwerbminderungsrente nicht als Leistungsvoraussetzung anerkennen würden.

„Das mag zwar aus Sicht der Versicherer verständlich sein, ist aber im Hinblick auf die Akzeptanz der EU bei Vertrieblern und Kunden sicher nicht dienlich“, kommentiert Schulz.

Gerade verglichen mit dem auch in der Breite sehr hohen Bedingungsniveau in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sehe man in der EU noch einiges an Verbesserungspotenzial, so die Analysten.

Markt scheint Fokus auf GF als Alternative zur BU zu legen

Auch scheinen Versicherer sich derzeit anstelle der EU eher auf die Grundfähigkeitsversicherung (GF) als Alternative zur BU zu konzentrieren. Der Grund dafür sei, dass die Leistungsauslöser in der GF offensichtlich vielen Kunden und Vermittlern eingängiger und auch erreichbarer erscheinen als die in der EU.

Die Analysten merken auch an, dass die Zurückhaltung vonseiten der Anbieter auch daran liegen könne, dass sie selbst nicht oder nicht mehr vom durchschlagenden Erfolg der EU in der Arbeitskraftabsicherung überzeugt seien.

Anbieter mit einer Zertifizierung

Die Versicherer, die mindestens mit einem Produkt ein Zertifikat erhalten haben, sind wie folgt (in alphabetischer Reihenfolge): Continentale, Credit Life, Dialog, EUROPA, Generali Österreich, Hannoversche, MetallRente, Volkswohl Bund und Zurich Deutscher Herald. (js)

Mehr zu den Marktstandards in der Erwerbsunfähigkeit kann auf der infinma-Webseite eingesehen werden.

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