Es deutet sich eine Trendwende auf dem ETF-Markt an, findet Stefan Kuhn, Head of ETF & Index Distribution bei Fidelity International. Drei Monate in Folge hatten europäische Anleger ETFs auf die USA deutlich abverkauft – kein Wunder, denn die US-amerikanische Handelspolitik sorgt nach wie vor für Unruhen und Unsicherheit am Kapitalmarkt. Doch diese Entwicklung scheint vorerst gestoppt zu sein.
Im Mai waren die Zuflüsse laut Kuhns Kommentar zwar immer noch deutlich unter dem Zwölfmonatsschnitt, aber auf Dreimonatssicht erstmals wieder positiv. ETFs auf Europa verzeichneten außerdem weniger starke Zuwächse als zuletzt.
Wieder mehr Fokus auf USA
„Entspannende Signale im Handelsstreit zwischen China und den USA schlugen im Mai auf den ETF-Markt durch. Anleger wandten sich wieder mehr den USA zu“, so der Fidelity-Experte. Spiegelbildlich intensivierte sich der Zollstreit zwischen den USA und der EU wieder. „Es ist gut vorstellbar, dass sich die erneuten Zoll-Drohungen Trumps gegenüber der EU bereits auf die Nettomittelzuflüsse auf ETFs auf Europa auswirken.“ Zudem seien die Märkte in Europa im laufenden Jahr auch sehr gut gelaufen. „Anleger fragen sich, wie viel Luft nach oben europäische Aktien noch haben.“ Ob der ETF-Markt von makropolitischen Entwicklungen geprägt bleibe, sei eine Schlüsselfrage für die kommenden Monate.
Insgesamt wuchs der Markt für ETFs im Mai mit 25 Mrd. US-Dollar stärker als im Vormonat, erläutert Kuhn. Hierin spiegele sich vor allem das zurückkehrende Vertrauen der Anleger in den US-Markt wider.
Ebenfalls stark: Anleihe-ETFs
Auch Anleihe-ETFs konnten im Mai zulegen, und zwar sowohl Anleihe-ETFs auf Europa als auch auf die USA. Beide legten über ihrem Dreimonatsschnitt zu. Die Gründe für die Aufwärtsbewegung seien vielfältig: „Grundsätzlich sind die Märkte noch im Risk-off-Modus, was für Anleihen spricht. Die Flüsse gehen dabei weg von High Yield, sondern eher zur kurzlaufenden Anleihe als Cash-Ersatz.“ Darüber hinaus spiele die Leitzinspolitik der EZB eine Rolle. „Der Markt erwartet weiterhin mindestens zwei EZB-Zinssenkungen dieses Jahr. Grundsätzlich sind sinkende Zinsen positiv für Anleihen und damit auch für Anleihe-ETFs“, erläutert Kuhn. (Anm. d. Red.: Fidelity International hat den Kommentar nur wenige Tage vor der EZB-Sitzung am 07.06.2025 veröffentlicht. Eine der beiden angesprochenen Zinssenkungen ist somit bereits beschlossen.) (mki)
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