Finanzdienstleister in Deutschland wollen künftig verstärkt Nachhaltigkeit als Ertragsquelle nutzen. So sind über drei Viertel der Entscheiderinnen und Entscheider überzeugt, dass Nachhaltigkeitskriterien bei der Entwicklung von Dienstleistungen wichtig bis eher wichtig sind. Das jedenfalls ergibt der Managementkompass-Survey „Nachhaltigkeit durch Digitalisierung“ von Sopra Steria, für den 322 Entscheiderinnen und Entscheider verschiedener Branchen befragt wurden, und demzufolge die Finanzdienstleistungsbranche verstärkt am Erreichen eigener Nachhaltigkeitsziele arbeitet.
Gute Entwicklung seit 2021
Mitte 2021 hatten sich laut Sopra Steria viele Finanzdienstleister noch zurückhaltend über Nachhaltigkeitsprodukte und ihre Rolle beim Erreichen ökologischer Nachhaltigkeitsziele geäußert. So stellte die Berücksichtigung von ESG-Kriterien für jede dritte Bank vor allem eine große regulatorische Pflichtaufgabe dar, und ebenfalls ein Drittel vertrat die Meinung, dass Banken einen entscheidenden Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten können.
Versicherungsbereich: Nachhaltigkeitspräferenzen und verhaltensabhängige Tarife
Im Versicherungsbereich befeuert nun aber nicht zuletzt die europäische Versicherungsvertriebsrichtlinie die Nachhaltigkeitsthematik bei Versicherungsanlageprodukten. Seit dem 02.08.2022 müssen Vermittler und Versicherer ihre Kundinnen und Kunden fragen, welchen Wert sie auf ökologische und soziale Aspekte sowie auf gute Unternehmensführung, also auf die sogenannten ESG-Kriterien, legen.
Aber auch jenseits davon wollen Versicherer laut Sopra Steria mit dem Blick auf Nachhaltigkeit wachsen und treiben dies vor allem mit verhaltensabhängigen Tarifen voran: Kundinnen und Kunden erhalten Rabatte für ein bestimmtes nachhaltiges Verhalten wie beispielsweise eine umweltschonende Fahrweise in der Kfz-Versicherung, oder die Leistungen bei Privathaftpflichtansprüchen werden erhöht, wenn die Geschädigten eine nachhaltige Wiederbeschaffung oder Reparatur nachweisen. In diesem Zusammenhang weist Sopra Steria im Rahmen des aktuellen Managementkompass-Survey aber auch auf spezielle Policen wie Dürreversicherungen oder die Absicherung von Nachhaltigkeitsberufen wie Energieberater gegen mögliche Haftpflichtansprüche hin.
Banken: Nachhaltigkeit als Lifestyle
Auch bei den Banken soll Sopra Steria zufolge die Pflicht nun zur Kür werden und Nachhaltigkeit verstärkt auch als Wachstumstreiber in den Blickpunkt rücken. Banken loten laut Managementkompass-Survey inzwischen beispielsweise auch die vertrieblichen Möglichkeiten abseits von ESG-konformen Wertpapieren aus. So bedienen einige Institute die Nachhaltigkeitsthematik als Lifestyle, indem ein bestimmter Prozentbetrag des Einkaufs mit der Bankkarte in Klimaschutzprojekte fließt. Über zwei Drittel der Finanzdienstleister engagieren sich zudem in sozialen Projekten und investieren in nachhaltige Finanzierungsinstrumente wie sogenannte Green Bonds und Social Bonds sowie Kredite oder Schuldscheindarlehen, deren Zinskonditionen an bestimmte ESG-Kennzahlen gebunden sind.
Branche hat alle drei ESG-Kriterien im Blick
Viele Nachhaltigkeitsprodukte der Finanzdienstleister fokussieren sich Sopra Steria zufolge auf den Klimaschutz. Das Gros der Versicherungen und Banken fährt bei den eigenen Nachhaltigkeitszielen allerdings mehrgleisig: Für zwei Drittel der befragten Entscheiderinnen und Entscheider sind alle drei ESG-Kriterien – Environment (Ökologie), Social (Soziales) und Governance (nachhaltige Unternehmensführung) – gleichermaßen wichtig.
Frauenanteil in Führungspositionen muss ansteigen
Etliche Finanzdienstleister setzen innerhalb einzelner Kriterien aber auch Schwerpunkte: Knapp zwei Drittel beispielsweise investieren derzeit in Maßnahmen zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen. Dies ist laut Sopra Steria deutlich mehr als Unternehmen anderer Branchen und Behörden. Denn noch ist der Frauenanteil in den Top-Führungsetagen gering (AssCompact berichtete).
„Banken und Versicherer werden deutlich mehr Kundinnen und Kunden von ihren Nachhaltigkeitsprodukten überzeugen, wenn sie selbst ihre Hausaufgaben machen. Und um wirksame Erfolge bei Themen wie Diversität zu erzielen, sollten Unternehmen – nicht nur Finanzdienstleister – diese Themen als wirtschaftliche Ziele behandeln, genauso wie Kundenzufriedenheit und Wechselbereitschaft. Sie sollten sie also mit harten Kennzahlen versehen und zudem die Auswirkungen auf die klassischen Finanzkennzahlen wie Neugeschäft und Erträge sichtbar machen“, kommentiert Jennifer Brasnic von Sopra Steria.
Weitere Informationen zum Managementkompass-Survey „Nachhaltigkeit durch Digitalisierung“ von Sopra Steria gibt es hier. (ad)
Bild: © julia_arda – stock.adobe.com
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