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4. März 2024
Finfluencer: Nur wenige sind fachlich qualifiziert
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Finfluencer: Nur wenige sind fachlich qualifiziert

Finfluencer stehen bei der jungen Generation auf Social Media hoch im Kurs. Die Zahl der Accounts ist in den letzten Jahren explodiert. Doch nur wenige Finfluencer gelten als ausreichend fachlich qualifiziert. Zudem unterliegen Finfluencer – noch – keiner Regulierung.

Suchen junge Menschen auf Instagram, TikTok und Co. nach Anlage- und Spartipps, nach einer persönlichen Finanzplanung oder auch nach Kryptowährungen, ist der Finfluencer nicht weit. Finfluencer – eine Kombination aus den Worten „Finanzen“ und „Influencer“ – teilen nämlich über Social Media und andere Online-Plattformen Inhalte zu Finanzthemen. Sie nutzen dabei ihre Reichweite, um ihre Follower in finanziellen Fragen zu beraten – und natürlich auch zu beeinflussen. Die reichweitenstärksten Instagram-Accounts zählen etwa deutlich über halbe Million Follower.

Mittlerweile tummeln sich über 350 aktive deutschsprachige Finfluencer allein auf Instagram. Sie erreichen mit ihren Kurzvideos insgesamt über 10 Millionen Follower, wie eine aktuelle Studie der HHL Leipzig Graduate School of Management in Zusammenarbeit mit der Beratungsagentur Paradots, basierend auf dem Finfluencer Market Overview der österreichischen Fachhochschule St. Pölten, ermittelte. „Das Erfolgsrezept von Finfluencern ist, dass sie Finanzinhalte authentisch, persönlich und unterhaltsam vermitteln. Finfluencing ist Infotainment“, so Eloy Barrantes, CEO der Beratungsagentur Paradots.

Einzelaktien stehen im Vordergrund

Analysen zu Einzelaktien (25%) stehen demnach bei den Finfluencern am häufigsten im Mittelpunkt der Accounts. Darauf folgen Themen, die sich auf Finanzen allgemein (11%), Vermögensaufbau und Altersversorge (10%), Finanzbildung (10%) sowie Dividendentitel (8%) fokussieren – eine bunte Mischung also.

Die Mehrheit der untersuchten Profile (64%) sind sogenannte Nano- oder Micro-Finfluencer mit weniger als 10.000 Follower. Das verbleibende Drittel der Accounts hat seine Präsenz laut Studie auf Instagram etabliert und erreicht regelmäßig zwischen 10.000 und 100.000 Follower. Die zehn größten Finfluencer deutschlandweit erreichen der Studie zufolge mit ihren Finanzinhalten jeweils über 200.000 Follower.

Nur wenige Finfluencer sind fachlich qualifiziert

Und: Finfluencer wirken. Das zumindest bescheinigen Zahlen der Nachrichten- und Informationsplattform Coincierge. Demzufolge gibt knapp jeder zweite Finfluencer-Follower an, bereits einmal ein Investment aufgrund einer ebensolchen Empfehlung getätigt zu haben. Jedoch ist bei der Verfolgung ihrer Ratschläge Vorsicht geboten, resümiert die Studie von Coincierge. Die Tipps der Finfluencer basieren nämlich nicht immer auf Fachkenntnissen. So gelten nur 28% der Finfluencer als qualifiziert, was aber laut Definition der Studie auch nur bedeutet, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg überdurchschnittlich hohe Renditen erzielt haben. Und immerhin 56% der analysierten Finfluencer erzielen sogar eine deutliche Underperformance.

Finfluencer vereinfachen komplexe Themen unangemessen

Qualifikationsnachweise, Zertifizierungen etc. sind bei Finfluencern hingegen Fehlanzeige. Hinzu kommen Interessenkonflikte, wenn Finfluencer für die Bewerbung bestimmter Produkte oder Dienstleistungen bezahlt werden, ohne dass dies transparent gemacht wird. Außerdem neigen Finfluencer dazu, Informationen zu vereinfachen, um sie verständlicher zu machen. Die birgt aber die Gefahr, dass wichtige Details oder Risiken zum Versicherungs- bzw. Finanzprodukt ausgelassen werden, was zu Fehlentscheidungen bei den Followern führen kann. Außerdem existieren regulatorische Bedenken: Während sich Versicherungsmakler an strenge regulatorische Anforderungen halten müssen, arbeiten Finfluencer in einem bis dato kaum regulierten Raum. Das jedoch will die EU-Kommission mit einer Reform der EU-Kleinanlegerstrategie ändern und umfassende Vorgaben zum Marketing und zur Haftung formulieren. (as)

Bild: © Asier – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 05. März 2024 - 09:27

So geht Beratung heute, ohne Praxiserfahrung, im ständigen Austausch mit Kollegen, permanente Weiterbildung, mit Blich auf das GANZE, auch aus Fehlern gelernt, ist zweitrangig. Gute Nacht Germany