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30. November 2020
Fitch senkt Rating-Ausblick für deutsche Sachversicherer

Fitch senkt Rating-Ausblick für deutsche Sachversicherer

Die Ratingagentur Fitch hat ihren Ausblick für die deutschen Sachversicherer veröffentlicht. Der Branchenausblick für 2021 bleibt dabei zwar stabil und gerade Gewerbe- und Gebäudeversicherungen dürften stark wachsen. Dennoch ist der Rating-Ausblick von stabil auf negativ gesunken.

Fitch Ratings hat den Sektorausblick für die deutschen Sachversicherer auf stabil belassen. Der stabile Ausblick spiegelt die Erwartungen der Ratingagentur wider, dass die Zeichnungsdisziplin beibehalten wird und die Versicherer weiteres Prämienwachstum erzielen. Insgesamt prognostiziert Fitch für die deutschen Sachversicherer ein Prämienwachstum von 3% im laufenden Jahr. 2021 dürften die Prämien im Branchenschnitt immerhin noch um 2% zulegen. 2019 hatte das Wachstum allerdings noch bei 4,2% gelegen.

Kfz-Sparte wird ausgebremst

Für das schwächere Gesamtwachstum der deutschen Sachversicherer ist laut der Ratingagentur das relativ schwache Kfz-Geschäft maßgeblich verantwortlich. In der Kfz-Versicherung prognostiziert Fitch für 2021 nur ein Wachstum der Prämieneinkommen von 1%. Aufgrund des Lockdowns ist die Schadenbelastung in der Kfz-Versicherung im ersten Halbjahr gesunken und damit die Rentabilität gestiegen. Dies habe aber auch den Wettbewerb erhöht und dürfte das Neugeschäft schrumpfen lassen.

Hohes Wachstum bei Gewerbe und Gebäude

Überdurchschnittlich wachsen laut Fitch-Versicherungsexperte Christoph Schmitt hingegen die Bereiche Gewerbe und Gebäude. Für beide Sparten prognostiziert der Analyst ein Wachstum von mindestens 5% – vorausgesetzt der Einfluss der Corona-Pandemie auf die deutsche Wirtschaft werde nicht noch größer. Eine signifikante Auswirkung der Pandemie auf die Rentabilität in der Gewerbeversicherung erwartet Fitch für das kommende Jahr nicht, da die Versicherer ihre Bedingungen und Konditionen so angepasst hätten, dass Geschäftsunterbrechungen aufgrund einer Pandemie vom Versicherungsschutz ausgenommen sind. Im Allgemeinen sei bei Gewerbeversicherungen aber mit einem verschärften Wettbewerb zu rechnen.

Anlagerenditen im Sinkflug

Insgesamt haben die Sachversicherer laut Fitch ihre Zeichnungsdisziplin gestärkt, vor allem seitdem ihre Anlagerenditen und -einkommen geschrumpft sind. Die Erträge aus Kapitalanlagen sind der Ratingagentur zufolge zwischen 2012 und 2019 von 4,5 auf 3,3% gesunken. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. 2020 geht Fitch von einem weiteren Absinken auf 3,0% aus. 2021 werde der Wert sogar auf 2,8% fallen. Das zwinge die Versicherer zu einer Aufrechterhaltung der aktuellen Zeichnungsdisziplin.

Hohe Kapitalausstattung und Profitabilität

Die Kapitalausstattung der Sachversicherer ist laut Fitch aber nach wie vor sehr hoch. Zum Ende des vergangenen Jahres habe die Branche ein durchschnittliches Solvency-II-Ratio von 283% ausgewiesen. Daran dürfte sich vorerst nicht viel ändern. „Wir erwarten, dass der Sektor auch durch 2021 hindurch eine starke Kapitalausstattung berichten wird“, meint Schmitt. Zu dieser komme eine hohe Profitabilität in Form einer kombinierten Schaden-/Kostenquote von um die 94% hinzu. Für 2020 und 2021 geht Fitch von einer sehr starken Kapitalausstattung und einer hohen Profitabilität aus, wenngleich diese auch aufgrund der sinkenden Investmenteinnahmen leicht schrumpfen könnte.

Negativer Rating-Ausblick

Während Fitch den Branchenausblick stabil gehalten hat, wurde der Rating-Ausblick der deutschen Sachversicherer von stabil auf negativ gesenkt. Hintergrund sei, dass die Wahrscheinlichkeit für Herabstufungen innerhalb des Sektors sich innerhalb der letzten Monate erhöht hat. Grund dafür sei wiederum eine signifikante Anzahl an Ratings, die von der Eigentümerunterstützung von Bankengruppen profitieren, deren Ratingausblick Fitch während des laufenden Jahres auf negativ gesenkt hat. Für alle Sachversicherer, die nicht von Bankeneigentümern profitiert haben, ist der Rating-Ausblick daher auch stabil geblieben. (mh)

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