Das ungeduldige Scharren rund um die angekündigte Altersvorsorgereform wird lauter. Eigentlich sollte bereits im Herbst die sogenannte Frühstart-Rente auf den Weg gebracht werden. Bisher liegt kein Gesetzentwurf vor und selbst wenn dies in den nächsten Tagen passieren sollte, rückt der geplante Start zum 01.01.2026 in weitere Ferne. CDU-Finanzpolitiker und Altersvorsorge-Experte Carsten Brodesser erklärte erst kürzlich gegenüber der Börsen-Zeitung, dass eine Umsetzung in diesem Zeitrahmen angesichts des parlamentarischen Gesetzgebungsverfahrens kaum realistisch sei.
Auch für Anbieter wie Versicherer und Banken wäre die Zeit knapp. Selbst wenn das Gesetz rasch beschlossen würde, bliebe wenig Spielraum für die Entwicklung und Einführung passender Produkte. Einige Marktteilnehmer wie die Sparkassen oder die R+V Versicherung haben sich zwar bereits mit Produktankündigungen positioniert, aber wohl vor allem, um rechtzeitig ein wirkungsvolles Signal zu senden.
Bekannt ist, dass Kinder und Jugendliche mit der Frühstart-Rente ein kapitalgedecktes Altersvorsorgedepot vom Staat erhalten sollen. Hierzu soll es für Kinder zwischen 6 und 18 Jahren 10 Euro pro Monat geben. Während der Ansparphase sollen alle Erträge bis zum Renteneintritt steuerfrei bleiben.
Welche Rolle können Versicherungsmakler spielen?
Spannend wird dabei die Frage, welche Rolle Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermittler bei der Frühstart-Rente einnehmen werden. Vermittlerverbände sehen für unabhängige Vermittler bisher wenig Chancen, sofern es allein bei dem Betrag von 10 Euro vom Staat bleibt. Dieser Betrag lässt wenig Spielraum für Provisionen, zumal der Gesetzgeber vermutlich so wenig Kosten wie möglich in den Produkten sehen will.
Interessanter könnte es werden, wenn Eltern oder auch Großeltern privat zuzahlen könnten und es ein staatlich gefördertes Anschlussprodukt ab 18 Jahren geben würde, etwa in Form einer reformierten Riester-Rente. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) bringt in diesem Zusammenhang zudem den Vorschlag ein, staatliche Zuschüsse an die Bedingung zu knüpfen, dass Eltern mindestens den gleichen Betrag, also 10 Euro, beisteuern. Darüber hinaus solle die Option bestehen, das angesparte Kapital flexibel durch Einmalzahlungen aufzustocken.
Frühstart-Rente bei Eltern schon jetzt beliebt
Trotzdem steht die Frage weiterhin im Raum: Die Frühstart-Rente – kein Thema für ungebundene Versicherungs- und Finanzvermittler? Nicht unbedingt. Als Türöffner könnte sie sich durchaus erweisen. Denn das geplante Modell stößt bei vielen Beteiligten zunächst auf positive Resonanz. Das zeigt auch die aktuelle Marktstudie „Potenzial und Marktstrategien für die Frühstart-Rente“ von Sirius Campus und Aeiforia.
Demnach haben drei Viertel der Eltern mit Kindern zwischen 4 und 16 Jahren bereits von der Frühstart-Rente gehört. Nach Erläuterung der bisher bekannten Eckpunkte einer Frühstart-Rente finden 56% der Eltern diese sehr gut oder sogar ausgezeichnet. Knapp ein weiteres Viertel findet sie zumindest gut. Vor allem Eltern von jüngeren Kindern bis zwölf Jahren können sich für die Frühstart-Rente begeistern.
Potenzial von drei Millionen Abschlüssen
Hier noch ein paar Daten und Zahlen aus der Studie: Fast ein Drittel will bestimmt eine Frühstart-Rente abschließen. Ein sehr hoher Wert für ein neues Finanzprodukt, kommentieren die Studienherausgeber. Sie rechnen vor: Bei den 9,7 Millionen Schülern im Alter von 6 bis 17 Jahren liegt das Potenzial bei rund drei Millionen Abschlüssen. Dabei würden die Kunden nicht nur auf ein Wertpapierdepot bei einer Bank oder Sparkasse blicken. Auch Rentenversicherungen und Bausparverträge würden als mögliche Produktvarianten gewünscht.
Beratung gewünscht – nur von wem?
30% der Befragten aus der Studie wollen sich zuerst bei einer Bank oder Sparkasse beraten lassen. Ein Fünftel möchte als Erstes seinen Versicherungsvertreter und ein Zehntel seinen Finanz- und Versicherungsmakler ansprechen. Auch Vergleichsportale (12%) und Bausparkassenvertreter (7%) werden als erste Anlaufstellen für eine Frühstart-Rente in Betracht gezogen.
Beratung scheint also gewünscht zu sein. Die genannten Zahlen zeigen aber auch Luft nach oben, was die Beratungswünsche in Richtung ungebundener Versicherungs- und Finanzvermittler angeht. Warum also nicht den Spieß umdrehen und von sich aus informieren? Das setzt allerdings noch voraus, die Eltern und ihre Kinder entsprechend zu identifizieren. (bh)
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