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4. Oktober 2023
Fusion Gothaer und Barmenia: Das sagen die CEOs

Fusion Gothaer und Barmenia: Das sagen die CEOs

Am Freitag wurde bekannt, dass die Versicherer Barmenia und Gothaer fusionieren wollen. Beide Unternehmen sollen auf Augenhöhe und von einer Doppelspitze geführt werden. Nachgefragt bei Dr. Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia, und Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer.

Die Bekanntgabe, dass Gothaer und Barmenia fusionieren wollen, bewegt den Markt. Was können die beiden Unternehmen gemeinsam besser?

Dr. Andreas Eurich: Mit dem geplanten Zusammenschluss verbinden sich zwei Unternehmen auf Augenhöhe, die beide eine ausgesprochen starke Marktposition haben und die sich komplementär ergänzen. Wir agieren also aus einer Position der Stärke und wollen diese Stärken zukünftig miteinander noch stärker vernetzen und gemeinsam weiterwachsen.

Sind Einzelunternehmen in der Größenordnung heute nicht mehr wettbewerbsfähig?

Oliver Schoeller: Selbstverständlich sind Unternehmen in der Größenordnung heute noch wettbewerbsfähig, das zeigt die aktuelle Entwicklung beider Häuser. Die Barmenia steht aktuell auf Rang 21, die Gothaer auf Rang 14 im Versicherungsmarkt. Gemeinsam würden wir den Weg in die Top Ten schaffen. Dadurch können wir noch mehr bewegen.

Liegt es an den Kosten? Oder auch daran, dass Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit wenig Möglichkeiten haben, sich Geld für Investitionen zu beschaffen?

Dr. Andreas Eurich: Es geht hier nicht um Kostensenkung, sondern um Wachstum. Wir kommen nicht aus der Not. Beide Häuser haben überproportionales Wachstum. Wir wollen gemeinsam noch erfolgreicher sein. Der Vereinsgedanke hingegen ist uns sehr wichtig. Die Tradition, dass wir unseren Mitgliedern verpflichtet sind, wollen wir gemeinsam beibehalten.

Oliver Schoeller: Wir wollen gemeinsam besser werden, für unsere Vertriebspartner, unsere Kundinnen und Kunden und für unsere Mitarbeitenden.

Erwarten Sie denn nun eine weitere Konsolidierung am Versicherermarkt?

Dr. Andreas Eurich: Das können wir nicht absehen. Wir werden uns jetzt auf unser gemeinsames Vorhaben konzentrieren.

Barmenia ist stärker in der PKV, die Gothaer in Komposit und in Leben. Mit Blick auf die einzelnen Sparten: Welche Ziele gibt es hier?

Oliver Schoeller: Wir sehen Bereiche, in denen wir Skaleneffekte generieren können. Aber das ist nicht der Treiber. Es geht vor allem darum, wo wir Stärken haben, die wir gemeinsam noch weiter ausbauen können. Die leistungsfähige private Krankenversicherung der Barmenia kann im Zusammenspiel mit dem starken Firmenkundenzugang der Gothaer zu einem der wirklichen Markttreiber werden. Hinzu kommt die starke Position der Gothaer in der Kompositversicherung. Unsere Vertriebspartnerinnen und -partner könnten also auf die besten Produkte aus beiden Welten zurückgreifen.

Für die Mitarbeiter gibt es eine vorläufige Beschäftigungsgarantie, die Standorte bleiben.

Dr. Andreas Eurich: Das ist richtig. Die Gesellschaften und die jeweiligen Versicherer werden ihren Sitz in Köln und Wuppertal behalten. Gemeinsam wollen wir eine gemeinsame Finanzholding gründen, die den Namen Barmenia Gothaer Finanzholding AG tragen soll.

Oliver Schoeller: Der Zusammenschluss ist auf gemeinsames Wachstum ausgerichtet. Dafür brauchen wir alle Menschen in den Unternehmen. Daher wollen wir eine dreijährige Beschäftigungsgarantie ab dem Zeitpunkt des Zusammenschlusses aussprechen.

Können Sie schon sagen, was der Zusammenschluss für den Vertrieb bedeutet?

Dr. Andreas Eurich: Vertrieb kann man nie genug haben, die zusammengefassten Vertriebskapazitäten werden deutlich größer sein. Wir glauben auch im digitalen Zeitalter an die persönliche Beratung. Die 2.700 Vertriebspartner der Barmenia sind schon jetzt ein Pfund. Bei der Gothaer kommen noch einmal 1.500 Ausschließlichkeitsvermittler dazu. Zusammen gehören wir mit 4.200 Beraterinnen und Beratern künftig zu den großen Organisationen in Deutschland.

Gilt Gleiches für die Zusammenarbeit der Versicherungsmakler?

Oliver Schoeller: Die Expertisen in den Häusern für die einzelnen Segmente, die man heute bedient, sind hoch. Deshalb ist das kein Widerspruch in der Zusammenarbeit mit den Versicherungsmaklern, sondern fügt sich wunderbar zusammen. Die Barmenia ist stark im Bereich des privaten Gesundheitsgeschäfts. Die Gothaer deckt den gewerblichen Teil ab, der durch die Barmenia gar nicht bedient wird.

Mit welchem Zeitraum rechnen Sie für die Due-Diligence-Prüfung?

Dr. Andreas Eurich: Das lässt sich heute noch nicht genau sagen. Das kann mehrere Monate dauern.

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