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1. April 2022
Gewerbeversicherung: Was Firmen wollen und was sie brauchen
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Gewerbeversicherung: Was Firmen wollen und was sie brauchen

Eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft sind kleine und mittlere Unternehmen – der sogenannte Mittelstand. Doch wie sieht es mit der Absicherung von Risiken aus? Damit hat sich der aktuelle Gewerbeversicherungsreport von Finanzchef24 und andsafe beschäftigt.

Nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) zählen gegenwärtig 99,3% aller Unternehmen in Deutschland zum Mittelstand. KMU beschäftigen knapp 71% aller Auszubildenden sowie 55% aller sozialversicherungspflichtig Erwerbstätigen und erwirtschaften etwa 33% des Gesamtumsatzes in Deutschland. KMU gelten daher als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Bei einer solch wichtigen gesamtwirtschaftlichen Säule sollte auch die Absicherung von Risiken nicht zu kurz kommen. Doch wie sieht es damit unter den KMU überhaupt aus? Damit hat sich nun der aktuelle Gewerbeversicherungsreport der Provinzial-Gewerbetochter andsafe in Kooperation mit dem Assekuradeur Finanzchef24 auseinandergesetzt.

Ängste und Sorgen bei den KMU

Die größte Sorge der Unternehmer ist für gut jeden dritten Befragten (33%) ein gesundheitsbedingt längerer Ausfall. Erst weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz des Angst-Rankings rangiert die Befürchtung vor finanziellen Schäden durch unberechtigte Schadensersatzforderungen von Kunden oder Lieferanten (16%) und auf dem dritten Platz der Verlust von personen- und unternehmensbezogenen Daten durch Viren oder Datenlecks (13%). Knapp darauf folgt die Besorgnis vor dem Ausfall der IT mit 12%. Damit positioniert sich das Thema IT direkt nach dem Thema Gesundheit. Eine weitere Auswertung zeigt, dass die Bedenken vor einem Hackerangriff größer werden, je digitaler sich ein Unternehmen aufgestellt sieht. Wovor Unternehmer Angst haben, hängt zudem auch deutlich von der jeweiligen Branche ab. Unter den Gastronomen etwa spielt das Thema Gesundheit nur für rund jeden zehnten Befragten eine Rolle, dafür aber für rund jeden vierten (26%) die Angst vor Naturkatastrophen. Unter den Beratern und Händlern gibt es erwartungsgemäß eine deutlich größere Sorge vor Cyberschäden. Die Angst vor unberechtigten Schadensersatzforderungen ist hingegen im Handwerk und Handel am signifikantesten ausgeprägt, wie der Report ermittelt hat.

KMU brauchen neue Angebote

Wie der aktuelle Report anmerkt, sind die meisten der genannten Sorgen und Nöte bei KMU versicherbar. Gegen Gesundheitsausfälle und Krankheit helfen Kranken-, Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung. Auch der Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung kann erwogen werden. Die Risiken IT-Ausfall, Hackerattacke oder Datenverlust können durch eine Cyberversicherung und eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung gedeckt werden. Bei Schadensersatzforderungen kommen eine Betriebs- und/oder eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung infrage. Aber auch der Schutz vor Naturkatastrophen durch eine Sachinhalts-, Betriebsunterbrechungs- und/oder Gebäudeversicherung – jeweils mit Elementardeckung – sollte keinesfalls zu kurz kommen, fasst der Bericht zusammen.

Wunsch und Wirklichkeit laufen auseinander

Doch bei welchen Risiken wünscht sich der Mittelstand gegenwärtig eine verbesserte Absicherung? Mit knapp 50% aller Nennungen dominiert der Wunsch nach Absicherung gegen gesundheitliche Risiken, krankheitsbedingte Ausfälle oder hohe Arztkosten. Die persönliche finanzielle Vorsorge etwa fürs Alter wollen 45% sichern. 38% möchten Schadenfälle absichern, die durch Kundenforderungen entstehen können – wie etwa finanzielle Forderungen, Betriebsunterbrechungen oder Schäden an Einrichtung und Ausstattung. Verglichen mit den oben ermittelten Sorgen und Nöten wird insbesondere beim Thema Cyberrisiken deutlich, dass Absicherungswunsch und Absicherungsbedarf nicht unbedingt zusammenpassen. „Der Wunsch nach stärkerer Absicherung spiegelt in unseren Augen nicht unbedingt wider, in welchen Bereichen mehr Absicherung nötig wäre“, schlussfolgert daher Christian Buschkotte, Geschäftsführer bei der andsafe AG. So halten ihre Vorsorge vor einem Hackerangriff nur knapp 15% der Befragten für sehr gut, die Versicherungsaufwendungen gegen Datenverlust nur 17%. An dieser Wahrnehmungsverzerrung können Vermittlerinnen und Vermittler also KMU ansprechen und sie für weiteren Absicherungsbedarf wie bei Cyber sensibilisieren.

Ausgaben für Versicherungen sollen stabil bleiben

Allerdings verlangt der Wunsch nach verbesserter Absicherung auch die Einsicht, die Ausgaben für Versicherungslösungen zu erhöhen. Hier hat der Report ermittelt, dass immerhin 23% der befragten Unternehmen in Zukunft mehr in Versicherungsschutz investieren wollen. Gleichzeitig geben aber auch 67% der KMU an – und damit die weit überwiegende Mehrheit  – die Ausgaben für Absicherung gegen Risiken stabil halten zu wollen. Weniger investieren wollen knapp 10%. Auch in dieser Frage existieren Branchenunterschiede: Unter den Dienstleistern und Handwerkern ist die Tendenz ausgeprägter, die Versicherungsausgaben im Jahr 2022 zu erhöhen. Auffallend weniger ausgeben wollen dagegen Befragte aus der Gastronomie. Es könnte sich also andeuten, dass wirtschaftlich besonders von der Pandemie gebeutelte Branchen an ihren Versicherungsausgaben künftig sparen wollen. (as)

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