Anfang des Monats waren die Tarife zur Erwerbsunfähigkeitsabsicherung dran (AssCompact berichtete), nun hat das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) die am Markt vorhandenen Tarife der Grundfähigkeitsversicherung unter die Lupe genommen.
Modulare Tarife mit hohem Bedingungsniveau
Dabei beobachten die Analysten ein starkes Wachstum, das sich durch neue modulare Tarife auf hohem Bedingungsniveau auszeichnet. Im Gegensatz zur Erwerbsunfähigkeitsabsicherung, die momentan laut M&M noch stark unterschätzt wird und bei der sich der Markt so überschaubar gestaltet, dass M&M im betreffenden Rating lediglich 17 Tarife untersuchen konnte, scheint der Markt der Grundfähigkeitsversicherung geradezu überzufließen, da die Versicherer aktuell stark auf die Grundfähigkeitsversicherung als alternative Arbeitskraftabsicherung setzten: So sei die Anzahl der Tarife zwischen 2020 und 2021 von 53 Tarifen und Tarifkombinationen auf 78 angestiegen und im Jahr 2022 verzeichne die Grundfähigkeitsversicherung erneut einen enormen Anstieg auf insgesamt 112 Tarife und Tarifkombinationen. Damit hat im Vergleich zum Startjahr des M&M Rating Grundfähigkeit, 2020, mehr als eine Verdopplung der Tarife und Tarifkombis am Markt stattgefunden.
Top-Bewertung gibt es gleich 92-mal
Die neuen Tarife mit ihren modularen Strukturen finden sich im aktuellen Rating vor allem in den top-bewerteten Ratingkategorien wieder. 92 der diesmal bewerteten Tarife und -kombinationen sind mit der Bestbewertung von fünf Sternen „ausgezeichnet“. Dahinter folgen 13 Tarife und -kombinationen, vier Sterne und damit die Bewertung „sehr gut“ bekommen. Die Dreisternebewertung „durchschnittlich“ gab es für insgesamt drei Tarife und Tarifkombis. Am unteren Ende der Skala bekommen vier Tarife noch zwei Sterne und damit das Gesamturteil „schwach“. Einen Stern für „sehr schwache“ Tarife mussten die M&M-Analysten im aktuellen Rating, analog zum Vorjahr, an niemanden vergeben.
Bezug zu bestimmten Fähigkeiten
Im Fokus des M&M Ratings Grundfähigkeitsversicherung steht die Qualität und somit die Definition der einzelnen Auslöser bei Beeinträchtigung der Grundfähigkeit. Die Grundfähigkeitsversicherung soll eine bezahlbare Alternative der Einkommensabsicherung darstellen. Aus dieser Motivation heraus bewertet M&M 15 Grundfähigkeiten als ratingrelevante Leistungsauslöser. Insgesamt besteht die Bedingungsanalyse aus 69 Fragen. Davon sind 36 Fragen für das Rating relevant, die übrigen werden nachrichtlich ausgewiesen.
Anders als die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Erwerbsunfähigkeitsabsicherung, die ereignisunabhängig leisten, sobald die Erwerbstätigkeit an sich eingeschränkt oder nicht mehr möglich ist, was dann auch durchaus seinen Preis hat, bezieht sich die Grundfähigkeitsversicherung immer auf Fähigkeiten, ohne dabei eine abstrakte Verknüpfung zur Einkommenssicherung herzustellen. Sie leistet, wenn eine ganz konkrete Fähigkeit, die in dem jeweiligen Tarif eingeschlossen ist, nicht mehr vorhanden ist.
Komplexes Thema für die Vermittlung
Somit liegt bei der Grundfähigkeitsversicherung die Kunst in der individuellen Betrachtung der Fähigkeiten. „Das heißt, was muss der Versicherungsnehmer können, um seinen Beruf auszuüben und wie muss es im Bedingungswerk des Tarifs exakt verankert sein“, bringt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN, die Herausforderung auf den Punkt. Damit ist die Grundfähigkeitsversicherung in der Vermittlung ein sehr komplexes Thema, da bei der passenden Arbeitskraftabsicherung für körperlich tätige Berufe neben dem Preis auch die Art der Absicherung mit ihren einzelnen Tarifbedingungen eine entscheidende Rolle spielt.
Ansteigende Preise senken Attraktivität der Produkte für körperlich tätige Berufe
Für die Zukunft erwarten die M&M-Analysten eine weiter steigende Anzahl und eine weitere Ausdifferenzierung der Grundfähigkeitstarife mit immer modularerem Tarifaufbau, der wie ein Baukastensystem eine individuelle Zusammenstellung erlaubt. Einige Tarife enthielten inzwischen auch eine Arbeitsunfähigkeitsklausel, die den jeweiligen Tarif stark in Richtung temporäre Berufsunfähigkeitsversicherung – und damit auch den Preis in die Höhe – treibe. Als bezahlbare Ausweichprodukte könnten diese Tarife deswegen selten angesehen werden, so M&M. „Der Wettbewerb in der Grundfähigkeit findet nach wie vor hauptsächlich in der zunehmenden Ausdifferenzierung der Leistungsauslöser statt. Langfristig kann dies zu einem höheren Preisniveau führen und die preisliche Attraktivität für körperlich tätige Berufe gefährden“, sieht Ludwig diese Entwicklung kritisch. (ad)
Weitere Informationen zum aktuellen M&M Rating Grundfähigkeitsversicherung gibt es hier.
Bild: © Sergey Nivens – stock.adobe.com
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