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Finanzen
17. September 2014
Hohe Dispozinsen rufen Kritiker auf den Plan

Hohe Dispozinsen rufen Kritiker auf den Plan

Die jüngste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank hat die Diskussion um Dispo- und Überziehungszinsen wiederbelebt. Trotz der Zinstiefs liegen die Zinssätze bei einigen Banken schließlich noch immer im zweistelligen Bereich. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher einen gesetzlichen Zinsdeckel. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sieht dagegen keinen Handlungsbedarf.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat die Banken erneut für ihre Dispozinspolitik kritisiert. Hintergrund ist eine aktuelle Untersuchung der Zeitschrift Finanztest. Demnach haben im Vergleich zum Vorjahr 250 von über 1.500 untersuchten Banken ihren Dispozins um mindestens einen Prozentpunkt gesenkt. Das sei lediglich rund ein Sechstel kritisiert der Verband. Zudem veröffentlichen einige Banken ihre Zinskonditionen noch immer nicht im Internet. Der vzbv kritisiert vor diesem Hintergrund, dass beim Dispozins keine Anpassung über den Preiswettbewerb stattfinde. „Der Dispozins hat mit gängigen Marktzinsen nichts zu tun. Die Zinshöhe ist nicht Ausdruck eines Marktwettbewerbs“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzen beim vzbv. Angesichts von Verbraucherkontensalden von 11,8 Mrd. Euro, gehe es um substantielle Mehreinnahmen.

Anhörung am 24.09.2014

Auch die Politik hat das Thema für sich entdeckt. Am 24.09.2014 wird sich der Bundestagsausschuss für Recht und Verbraucherschutz in einer Anhörung erneut dem Dispozins widmen. Die Bundesregierung plant bisher vor allem, die Banken dazu zu verpflichten, die Kunden bei einer starken Inanspruchnahme des Dispokredits zu informieren und Alternativen vorzustellen. Eine Deckelung der Zinssätze ist dagegen nicht vorgesehen. Genau die fordert der vzbv. „Dreh- und Angelpunkt der gesetzlichen Maßnahmen muss die Einführung eines Zinsdeckels sein, der an die Marktzinsen gekoppelt ist. Nur so kann man der Weigerung der Banken, das niedrige Zinsniveau an ihre Kunden weiterzugeben, entgegentreten“, so Mohn. Konkret fordert der Verband eine Sieben-plus-Regelung, das heißt einen Sockelzins von 7% plus den Dreimonats-Euribor als variablen Geldmarktzinssatz. Zudem fordern die Verbraucherschützer, dass die Konditionen frei im Internet abrufbar sein müssen.

„Der Markt funktioniert“

Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) widerspricht dem vzbv. Die aktuelle Untersuchung von Finanztest bestätige vielmehr, dass der Marktmechanismus beim Dispositionskredit funktioniert. Neben dem allgemeinen Zinsniveau würden bei der Festlegung des Dispozinses noch weitere Kostenfaktoren eine Rolle spielen, etwa für die Vorhaltung und Überwachung oder Eigenkapital- und Risikokosten. Die Deutsche Kreditwirtschaft verweist außerdem darauf, dass neben der Höhe des Dispositionskreditzinses vor allem das Gesamtpaket der Girokonten betrachten werden müsse. Zudem refinanzieren sich viele Banken laut BVR in erster Linie über das Kundengeschäft und nicht über die Europäische Zentralbank (EZB). Der von Finanztest ermittelte Durchschnittszins für Dispositionskredite weiche darüber hinaus erheblich von jenem Wert ab, den die Deutsche Bundesbank für solche Kredite aktuell veröffentlicht hat. Mit 9,21% liegt dieser 1,44 Prozentpunkte unter der Finanztest-Auswertung. Dass dies noch immer höher ist als bei klassischen Ratenkrediten sei aufgrund der deutlich höheren Flexibilität der Dispokredite normal. (mh)