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9. August 2019
InsurTechs? Versicherer und Makler bleiben auf Abstand

InsurTechs? Versicherer und Makler bleiben auf Abstand

Auch wenn die InsurTech-Branche boomt, sehen viele Versicherer und Makler hierzulande keinen strategischen Nutzen in einer Zusammenarbeit mit den neuen Playern. Entsprechend zeigt sich die Assekuranz weniger kooperationsfreudig als die Banken, wie eine Studie von Sopra Steria Consulting zeigt. Versicherer forcieren lieber eigene Digitalisierungsmaßnahmen und Makler setzen auf bewährte Partner – die Herausforderer aber im Blick.

InsurTechs sind längst nicht mehr vom Markt wegzudenken und die Investitionen in die neuen Marktteilnehmer steigen weltweit. Dem InsurTech-Boom zum Trotz bleiben viele Versicherer und Makler hierzulande auf Abstand und zeigen sich wenig kooperationsfreudig – ganz anders als beispielsweise die Banken. Wie aus dem „Branchenkompass Insurance 2019“ des Beratungsunternehmens Sopra Steria Consulting hervorgeht, versprechen sich 60% der Entscheider von Versicherern und Maklern keinen großen strategischen Nutzen in einer Zusammenarbeit mit den neuen Playern. Laut Studie betrachtet jeder fünfte Versicherungsentscheider den Wettbewerb mit InsurTechs als große Herausforderung, das Thema rangiert aber nicht ganz oben auf der Agenda der Vorstände.

Versicherer setzen auf Selfmade-Digitalisierungsmaßnahmen

In puncto Digitalisierung suchen die Versicherer weniger die Kooperation, sondern forcieren eigene Maßnahmen. Lediglich 8% der befragten Versicherer und Makler haben externe Lösungen von InsurTechs eingebunden. In anderen Fällen sind die Unternehmen noch nicht für Partnerschaften gerüstet. „Es gibt noch einige Versicherer, die bei ihren internen Hausaufgaben derart hinterherhinken, dass sie gar nicht mit InsurTechs kooperieren können. Es fehlen schlicht die technischen, organisatorischen und kulturellen Voraussetzungen“, erklärt Christian Diemaier, Leiter des Geschäftsbereichs Insurance von Sopra Steria Consulting.

Etliche Versicherer sehen in InsurTechs keine Bedrohung

Da die Kundenzahlen jedes InsurTechs für sich genommen teils noch überschaubar sind, nehmen Traditionsunternehmen die neuen Player noch nicht als Gefahr wahr. Dies bedeutet laut Sopra Steria Consulting aber auch, dass sie nur punktuell als mögliche Partner oder Kandidaten für eine Übernahme infrage kommen.

Konzerne sind aufgeschlossener

Internetaffiner erweisen sich die Konzerne wie Allianz, Baloise, Zurich, ERGO und Münchener Rück. Die großen Versicherer beteiligen sich bereits seit einiger Zeit an InsurTechs und gründen eigene Start-ups. Im Juli erst hat zum Beispiel die Zurich-Versicherung das InsurTech Dentolo übernommen, um sich einen leichteren Einstieg in das Zahnzusatzgeschäft zu verschaffen.

Vermittler weniger kooperationsfreudig

Zurückhaltung lautet auch die Devise in der Maklerschaft, auch wenn 24% eine Kooperation mit einem InsurTech anstreben. Makler geben derzeit lieber denjenigen Geschäftsbeziehungen den Vorzug, die sie jahrelang aufgebaut haben. „Makler wissen, was sie an der Zusammenarbeit mit den bewährten Partnern haben. Sie werden nicht sofort auf das nächstbeste Pferd setzen“, unterstreicht Diemaier.

InsurTechs im Blick

Die InsurTech-Szene steht aber dennoch bei Versicherern und Vermittlern unter Beobachtung. In der Assekuranz nimmt man wahr, dass die Zahl der Herausforderer wächst. Reine Online-Vertragsverwaltungsportale mausern sich zu digitalen Maklern. Echte Vollversicherer mit BaFin-Lizenz wie Neodigital positionieren sich auf dem Markt und schließlich entdecken InsurTechs Produktnischen, etwa Getsurance.

Gespaltenes Verhältnis zu Vergleichsplattformen

Als ambivalent bezeichnet Sopra Steria das Verhältnis der Versicherer zu Vergleichs- und Nischenplattformen in der Assekuranz. So fürchten oder erleben Gesellschaften bereits, den Draht zu ihren Kunden zu verlieren. Von einer Degradierung zu reinen Lieferanten ist gar die Rede. So sorgen sich 74% der Finanzdienstleister um ihre Unabhängigkeit. (tk)

Bild: © Hortigüela – stock.adobe.com