AssCompact suche
Home
Immobilien
14. Februar 2023
Interhyp zum Abschwung am Immobilienmarkt
Hand holding magnifying glass and looking at house model, house selection, real estate concept.

Interhyp zum Abschwung am Immobilienmarkt

Lange kannten die Immobilienpreise nur eine Richtung. Nun sinken die Preise deutschlandweit – auch in den Metropolen. Zugleich warten Verkäufer und Käufer ab. Doch diese Zurückhaltung dürfte laut dem Baufinanzierungsvermittler Interhyp nur temporär sein, bis der Markt ein neues Gleichgewicht findet.

Das Jahr 2022 hat zu einem tiefgreifenden Wandel auf dem Immobilienmarkt geführt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, gestiegene Bauzinsen und Baukosten, Energiekrise und der Kampf gegen die Inflation haben Spuren hinterlassen und den Boom am Immobilienmarkt abkühlen lassen, wie der Vermittler für private Baufinanzierungen Interhyp berichtet. „Die Preise sinken, es sind deutlich mehr Objekte verfügbar und zusätzlich können Käuferinnen und Käufer wieder die Preise verhandeln“, erklärt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe.

Interhyp-Immobilienpreis-Index: Preise sinken weiter

Interhyp hat einen neuen Immobilienpreis-Index entwickelt, um die Entwicklung der Kaufpreise genau darzustellen. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, zeigt der Index weiter fallende Preise. „Nachdem die Immobilienpreise mehr als zehn Jahre lang gestiegen sind, erleben wir nun erstmals einen Abschwung. Dieser ist jedoch nicht so signifikant, wie es teils berichtet wird“, sagt Utecht weiter. Entscheidend sei der zeitliche Vergleich. So hätten auf Jahressicht 2021 zu 2022 die Preise noch um etwa 5% zugelegt. Der Vergleich des vierten Quartals 2021 zum vierten Quartal 2022 zeige dann bereits einen Rückgang von 4%. Im vierten Quartal 2022 betrug der Rückgang gegenüber dem zweiten Quartal bereits etwa 6%. Somit bewegten sich die Immobilienpreise im Dezember 2022 auf dem Niveau von Mitte 2021.

Deutschlandweiter Rückgang

Wie Interhyp weiter berichtet, entwickeln sich die Immobilienpreise regional zwar unterschiedlich, fallen aber in ganz Deutschland. So waren Wohnimmobilien in Hamburg, München und Frankfurt Ende 2022 um 8% günstiger als im zweiten Quartal. In Berlin oder Leipzig gaben die Durchschnittspreise um 4% nach, in Köln und Stuttgart um 7%.

Vor allem ältere Objekte werden günstiger

Der deutlichste Preisrückgang ist bei älteren und weniger energieeffizienten Immobilien festzustellen. So sind laut Interhyp-Immobilienpreis-Index Immobilien, die vor 1990 erbaut wurden, um 7,5% billiger. Immobilien ab dem Baujahr 2010 sind dagegen nur um 4% günstiger geworden. Vor dem Hintergrund steigender Rohstoff- und Energiepreise ist diese Entwicklung wenig überraschend.

Abstriche beim Traum vom Eigenheim

Neben der Marktentwicklung hat Interhyp auch die durchschnittlichen Finanzierungskennzahlen für 2022 beleuchtet. „Die Analyse zeigt eine große Kompromissbereitschaft seitens der Käuferinnen und Käufer. Denn nur so können sie sich den Traum vom eigenen Zuhause noch erfüllen“, sagt Utecht. So ging 2022 der Trend beim Immobilienkauf zum einen hin zu älteren Objekten. Zwischen 2020 und 2021 waren die über Interhyp finanzierten Immobilien etwa 38 Jahre alt, Ende 2022 waren es bereits 46 Jahre. Auch bei der Wohnfläche werden Abstriche gemacht: Die mittlere Wohnfläche der über Interhyp finanzierten Häuser reduzierte sich von etwa 161 m2 auf 156 m2. Die mittlere Wohnfläche von Wohnungen beträgt unverändert 80 m2

Deutlicher Rückgang bei Finanzierungen von Neubauten

Darüber hinaus hätten die Menschen andere Vorhaben finanziert. So hat sich der Anteil von Finanzierungen von Neubauten und eigenen Bauvorhaben im Laufe des Jahres 2022 teils dramatisch verringert. Beim Kauf von Neubauten war ein Rückgang von etwa 15% auf 5% zu verzeichnen. Der Anteil eigener Bauvorhaben ist von etwa 15% auf 10% gesunken.

Weniger Kapitalanleger

Wie Interhyp zudem mitteilt, haben sich Kapitalanleger aus dem Markt zurückgezogen. Im Vergleich des vierten Quartals 2021 mit dem Schlussquartal 2022 ist der durchschnittliche Anteil der Kapitalanleger von 28% auf 21% zurückgegangen. Der Anteil der Eigennutzer hat sich dagegen von 67% auf 73% erhöht. „Der Immobilienkauf als Investitionsentscheidung geht momentan nicht auf. Für Kapitalanleger sind die monatlichen Raten derzeit im Vergleich zu den erwartenden Mieteinnahmen einfach zu hoch, als dass es sich lohnen würde“, sagt Utecht.

Verkäufer und Käufer warten ab

Verkäufer und Käufer legen derzeit eine abwartende Haltung an den Tag. Dies dürfte aber nur ein vorübergehendes Phänomen sein. „Nun muss der Markt sein Gleichgewicht finden, bei dem Kaufpreiserwartungen der Verkaufenden zu den Finanzierungsmöglichkeiten der Kaufenden passen“, so Utecht weiter. Ein solches neues Gleichgewicht dürfte sich laut Interhyp nach und nach im Laufe des Jahres einstellen. Dann sollten auch die Transaktionen wieder zunehmen und die Nachfrage nach Baufinanzierungen wieder steigen. Bis die Balance erreicht ist, dürften die Preise weiter nachgeben, meint Interhyp-Finanzvorstand Stefan Hillbrand.

Zur Geschäftsentwicklung von Interhyp

Der Umschwung am Immobilienmarkt ist auch an Interhyp nicht spurlos vorübergegangen. Der Konzern erwirtschaftete 2022 einen Rohertrag von 243 Mio. Euro. Im Jahr zuvor waren es 287 Mio. Euro. Das Abschlussvolumen betrug 29,0 Mrd. Euro gegenüber 34,2 Mrd. Euro im Vorjahr. Das operative Vorsteuerergebnis für das abgelaufene Jahr liegt bei 61 Mio. Euro. Im Jahr 2021 waren es 107 Mio. Euro. Der Marktanteil von Interhyp verringerte sich leicht von 11,7% im Jahr 2021 auf 10,9% im Jahr 2022. (tk)

Bild: © Sommart – stock.adobe.com