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9. Mai 2023
Investieren in Kunst: Neuer Trend der „Fractional Ownership“
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Investieren in Kunst: Neuer Trend der „Fractional Ownership“

Der Online-Erwerb von Kunst- und Sammlerstücken als Geldanlage hat insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie großen Aufwind bekommen. Auch 2022 ist der Markt weitergewachsen. Nach NFTs tut sich nun ein weiterer Trend auf: die Investition in „Kunstbruchteile“.

10,8 Mrd. US-Dollar – auf diesen Wert ist der Online-Verkauf von Kunst- und Sammlerstücken im Jahr 2022 schätzungsweise gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 6%, nach zwei turbulenten Corona-Jahren, in denen das Wachstum „beispiellos“ gewesen sei und einen zweistelligen Prozentwert zu verzeichnen hatte, so heißt es im aktuellen Hiscox Online Art Trade Report. Laut dessen Ergebnissen sei allerdings nicht nur das Ende der Beschränkungen für den Wachstumsrückgang verantwortlich, sondern auch die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit. So geben 30% aller Kunstkäufer an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten weniger kaufen würden, weil sie über weniger Einkommen verfügen. Bei jüngeren und neuen Kunstkäufern sei dieser Anteil etwas höher (32% und 35%).

Digitale Kunst als Investitions- und Spekulationsobjekt

Immer mehr Menschen betrachten Kunst als Investition. Fast zwei Drittel aller Kunstkäufer (63%) sehen die Geldanlage als starken Anreiz für den Kauf von Kunst. Bei jüngeren Käufern ist dieses Motiv Hiscox zufolge besonders ausgeprägt (68%). Diese Motivation sei nicht neu, der British Rail Pension Fund von 1974 und der Fine Art Fund von 2001 seien dafür Beispiele. Auf digitaler Ebene sei der regelrechte Hype um NFTs (Non-Fungible-Tokens) während der Pandemie der erste Ausschlag in diese Richtung gewesen. 82% der NFT-Käufer gaben im Rahmen der Hiscox-Befragung 2022 an, dass es ihnen mehr um die Investition als um die Kunst gehe.

Doch dieser Hype habe sich rasant abgekühlt, spätestens seit den Zusammenbrüchen „bedeutender Player“ wie FTX oder Luna. In fast allen Bereichen, einschließlich Volumen und Preis, liegen NFT-Verkäufe um mehr als 90% niedriger als im Vorjahr. Im aktuellen Hiscox Online Art Trade Report heißt es außerdem, dass der Anteil derer, die bereits ein NFT erworben haben, über das vergangene Jahr lediglich von 19% auf 20% gestiegen sei, und nur 12% der Kunstkäufer würden in den kommenden zwölf Monaten wahrscheinlich ein NFT (gegenüber 27% im Jahr 2022).

„Fractional Ownership“: neuer Trend im Digital Art Investment

Die Lücke, die NFTs im digitalen Kunstmarkt hinterlassen, ist nach den Ergebnissen des Hiscox Online Art Trade Report 2023 offenbar nicht unbesetzt geblieben. Der Trend des „Fractional Ownership“ zeige demnach deutliches Potenzial. Dabei handelt es sich um eine Form von Besitz, bei dem meist wertvolle Gegenstände gemeinsam beschafft und genutzt werden. Obwohl aktuell nur 9% der befragten Kunstkäufer aussagen, in den letzten zwölf Monaten in einen Anteil an einem Kunstwerk oder Sammlerstück investiert zu haben, gaben 61% an, dass sie dies in den nächsten zwölf Monaten wahrscheinlich tun würden. Bei den jüngeren Käufern sind es laut Hiscox sogar mehr als drei Viertel (78%).

Das liege vermutlich an der Erschwinglichkeit, oder vielmehr an dem Mangel der Erschwinglichkeit von Kunstinvestitionen. Anlagewürdige Kunst sei für die meisten Sammler und Investoren unerschwinglich geworden, durch die Preisinflation auf dem Kunstmarkt in den letzten 20 Jahren. Obwohl fast ein Fünftel (18%) bereit wäre, mehr als 100.000 US-Dollar auszugeben, werde der Großteil (64%) der potenziellen Käufer von sogenanntem Bruchteilseigentum im Jahr2023 weniger als 10.000 US-Dollar ausgeben. Damit weise dieses Modell deutliche Parallelen zum Anlageverhalten der Neobroker auf.

Denn gleichzeitig sorge die Volatilität der Wirtschaftslage dafür, dass das Thema Sicherheit eine stärkere Rolle in der Investitionsstrategie spielt. ETFs sind bei den Neobrokern derzeit deutlich gefragter als zuvor, weil sie als vergleichsweise risikoarmes Vehikel gelten. Analog dazu weisen auch Kunstwerke eine überdurchschnittliche Wert- und Krisenstabilität auf, weshalb die überwiegende Mehrheit (86%) der Kunstkäufer, die in den nächsten zwölf Monaten den Erwerb von Anteilseigentum in Erwägung ziehen, ihr Anlageportfolio erweitern wollen. (mki)

Bild: © Kalyakan – stock.adobe.com

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