Eine gerade bei Privatanlegern noch recht selten angetroffene Anlagemöglichkeit ist Venture Capital, zu Deutsch Risiko- oder Wagniskapital. Dabei handelt es sich um außerbörslich gehandeltes Kapital in eher risikobehaftete Anlagen bspw. Start-ups. Der Markt hierfür befinde sich in einer „nachhaltigen Korrektur“. Viele Anleger, die den ursprünglichen Charakter von Venture Capital aus den Augen verloren haben, erleiden erhebliche Wertverluste, so heißt es in einer Pressemitteilung des britischen Investmentmanagers VenCap.
Doch diese Verluste hätten eine Kehrseite: Nämlich, dass viele der marginalen Marktteilnehmer aussortiert und somit letztlich Grundlagen für die „nächste große Wertschöpfungsphase“ geschaffen würden.
Rekordsummen an Kapital
Bis 2022 konnten Risikokapitalfonds und Portfolio-Unternehmen Rekordsummen an Kapital aufbringen, und auch die Unternehmensbewertungen erreichten laut VenCap neue Höchststände. Dies habe der gesamten Branche eine Performance zwischen 20% und 25% beschert. Doch viele Anleger hätten sich von diesen außergewöhnlichen Renditen verführen lassen, denn diese Renditen hätten sich größtenteils lediglich als Papiergewinne herausgestellt. Historisch gesehen machten bei Venture Capital nur 1% der Exits mehr als 50% des geschaffenen Gesamtwerts aus. Unternehmen gelinge es dagegen nicht, das investierte Kapital zu erwirtschaften.
Auch eine Analyse von Neuberger Berman, in der stichprobenmäßig Risikokapitalfonds untersucht worden, sieht die goldenen Zeiten für diese als vorbei an. Der durchschnittliche Risikofonds verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten demnach einen Rückgang von 12%.
Schwieriges Umfeld für Start-ups
Doch es sei in den letzten 15 Monaten wieder Normalität in der Venture-Capital-Branche eingekehrt. Was 2022 an den öffentlichen Märkten passiert, werde so langsam auch von den Bewertungen von Privatunternehmen widergespiegelt. Tatsache sei auch, so VenCap-CIO David Clark, dass in den kommenden Monaten immer mehr Privatunternehmen in Kapitalnot geraten und gezwungen sein würden, für neue Mittel auf den Markt zu gehen. Diese Bewegung dürfte auch durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank, einer der wichtigsten Partner vieler Risikokapitalfonds und ihrer Portfolio-Unternehmen, beschleunigt werden.
„Bestes Umfeld für Investoren seit über zehn Jahren“
Für VenCap ist es „gerade in solch schwierigen Zeiten für Investoren unerlässlich“, in neue Unternehmen zu investieren. Clark beurteilt das momentane Umfeld sogar als das beste für Investoren seit über zehn Jahren, um neues Risikokapital bereitzustellen. Zum einen habe die Korrektur die Einstiegsbewertungen gesenkt, zum anderen den Wettbewerb um Transaktionen verringert und die Unternehmen gezwungen, wesentlich kapitaleffizienter zu werden. All diese Faktoren hätten in der Vergangenheit sehr oft dazu geführt, dass die Jahre nach einer großen Kurskorrektur die stärkste Performance über den gesamten Investitionszyklus hinweg aufgewiesen haben, so Clark.
Wahl der Venture-Fonds zahlt sich aus
Vorsicht sei allerdings bei der Auswahl der Venture-Capital-Fonds geboten. Denn es gebe eine große Streuung der Renditen zwischen den besten VC-Fonds und dem Rest der Industrie. Daher reiche es nicht, einfach nur Risikokapital bereitzustellen. Um Erfolg zu haben, müssten Investoren vielmehr Zugang zu der kleinen Gruppe von Venture-Fonds haben, die konstant eine Top-Quartil-Performance erzielen und in der Lage sind, die besten 1% der Unternehmen weltweit zu unterstützen. (mki)
Bild: © wladimir1804 – stock.adobe.com
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