Interview mit Timo Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Janitos Versicherung AG
Herr Hertweck, Sie sind seit etwa eineinhalb Jahren bei Janitos. Erzählen Sie uns kurz von Ihrem Einstieg. Welche Herausforderungen gab es zu meistern?
Mein Einstieg bei Janitos wird mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
An meinem ersten Tag kam ich in ein fast menschenleeres Bürogebäude. Die Mehrheit der Kollegen und Kolleginnen arbeitete im Home-Office. Der aktive Vertrieb, Messen und Veranstaltungen – alles lag pandemiebedingt brach. Vieles ließ sich online lösen, doch das erste persönliche Kennenlernen mit dem Team und unseren Partnern gestaltete sich schwierig.
Zudem stand ich vor einer Herausforderung, die für mich rückblickend die größte war: der bereits geplante Umbau des gesamten Führungsteams. Es galt, eine neue Führungsmannschaft zu etablieren, neue Strategien und Ziele zu entwickeln und das Unternehmen neu auszurichten. Dieser denkwürdige Einstieg bestätigte meine Entscheidung vom ersten Tag an: Bei Janitos kann ich etwas bewirken und fühle mich nicht nur thematisch angekommen.
Wie sieht das Führungsteam aus?
Lassen Sie mich das Team kurz vorstellen.
Neben meiner Position als Vertriebsvorstand betraute mich der Aufsichtsrat am 01.03.2021 mit dem Vorstandsvorsitz. Das ergänzt nahezu perfekt meine bisherigen Stationen im Vertrieb und zuletzt als Vorstand eines Berliner InsurTech-Start-ups. Hier habe ich völlig neue Aspekte der Branche kennengelernt und wirkte daran mit, einen neuen, rein digitalen Versicherer aufzubauen.
Am 01.04.2021 folgte mit Nina Duft eine kompetente Finanzexpertin mit über 15 Jahren Erfahrung im Versicherungssektor und einem Augenmerk auf Nachhaltigkeit. Nina versteht die Zahlenwelt wie kaum eine andere und wir sind froh, dass wir sie für uns gewinnen konnten.
Emanuel Issagholian vervollständigte das neue Team ab 01.07.2021. Mit ihm haben wir einen absoluten Digitalisierungsprofi und Lenker für Großprojekte und Kundenprozesse an Bord und entwickeln uns immer mehr zum digitalen Schnellboot.
Gemeinsam haben wir Janitos umstrukturiert, einzelne Bereiche gestärkt und Schlüsselpositionen teilweise neu besetzt. Um uns für unsere Partner zukunftsfähig aufzustellen, sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen natürlich wichtiger Bestandteil der strategischen Neuausrichtung.
Und wie sieht diese Neuausrichtung konkret aus?
Janitos hat schon einen sehr guten Ruf im Maklermarkt. Diesen möchten wir ausbauen und „der Liebling der Makler“ sowie erster Ansprechpartner rund um neue Geschäftsmodelle und Produkte werden. Wir öffnen uns für neue digitale Ideen und kreative unternehmerische Ansätze, mit denen wir Versicherung neu denken wollen.
Im Fokus steht dabei die Zufriedenheit unserer Partner, Kunden und Kundinnen. Dazu werden wir noch präziser auf ihre Bedürfnisse eingehen. Im ersten Schritt setzen wir hier vor allem auf Bedarfsanalysen, Zielgruppensegmentierungen und den kontinuierlichen Wechsel in die Vermittlerperspektive.
Wie geht es produktseitig weiter?
Natürlich forcieren wir auch die Weiterentwicklung unserer Produktwelt und deren Repositionierung. Am Beispiel unserer neuen Zahnzusatzversicherung ist uns dies sehr erfolgreich gelungen. Wir sind in diesem Segment wieder ganz vorne mit dabei.
Und auch ganz wichtig: Im Mittelpunkt unserer Produktstrategie steht die sogenannte Produktflexibilisierung, mit der wir zeitnah und individuell Anpassungen am Produkt und Pricing vornehmen können. Unsere Kfz- und unsere neue Wohngebäudeversicherung konnten wir bereits umsetzen. Diesen Kurs werden wir bei allen Produkten vorantreiben.
Bedeutet dies eine komplette Veränderung? Auch was Kultur und zum Beispiel New Work angeht?
Janitos erlebt bereits einen deutlich spürbaren Wandel. Wir streben gemeinsam nach einer neuen Unternehmenskultur mit flachen Hierarchien und hoher Wertschätzung.
So engagieren sich beispielsweise unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in bereichsübergreifenden Projekten, bauen ihre Kompetenzen aus und sollen und dürfen dabei deutlich mehr Verantwortung übernehmen.
Ein gutes Stichwort ist auch die von Ihnen genannte „New Work“: Wir haben ein hybrides Arbeitsmodell eingeführt und kombinieren damit Eigenverantwortung und Flexibilität mit der Stärke im Team. Das Office bleibt dabei der zentrale Ort des Austauschs und der Kreativität, an dem wir neben regelmäßigen Meetings auch Teamevents und Veranstaltungen durchführen. Das Home-Office wiederum gibt uns mehr Flexibilität und schafft eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Diese Veränderungen in der Kultur von Janitos sind übrigens mittlerweile deutlich spürbar und stoßen auf hohe Resonanz.
Lassen Sie uns einen Blick auf Ihre Partner werfen: Makler und Maklerinnen erwarten leistungsstarke Produkte, digitale Prozesse und persönliche Erreichbarkeit. Bekommen Sie das unter einen Hut?
Unser Erfolgskonzept basiert auf der Symbiose aus den drei Komponenten Technik, Individualität und Mensch. Lassen Sie mich das bitte kurz erläutern.
Das Fundament unseres Markterfolgs bildet unsere technische Plattform. Mit der Automatisierung unserer Prozesse steigern wir deren Effizienz und erhöhen die Qualität und Geschwindigkeit. Unsere Partner profitieren von digitalen Schnittstellen zu Vergleichern und Maklerverwaltungsprogrammen sowie von der Umsetzung relevanter BiPRO-Normen und individueller APIs.
Diese effizienzsteigernde Technologie kombinieren wir mit Individualität. Unsere Produkte sind am Markt schon lange für eine maßgeschneiderte Absicherung in den Sach-, Haftpflicht- und Unfallsparten bekannt. Wir stehen ja in engem Austausch mit unseren Maklern und können so innovative Plug-&-Play-Lösungen anbieten, die präzise auf spezielle Anforderungen zugeschnitten und bei Bedarf auch White-Label-fähig sind.
Und um den Kreis zu schließen: Da für uns als Maklerversicherer immer der Mensch im Fokus steht, bieten wir einen starken persönlichen Service mit guter telefonischer Erreichbarkeit und einer schnellen Bearbeitung. Für unsere Makler bedeutet das insgesamt weniger Aufwand und mehr Zeit für den Kunden.
Sie haben angesprochen, dass Sie sich auch neuen Geschäftsmodellen zuwenden wollen. Können Sie sich als Sachversicherer vorstellen, Nischenangebote zu entwickeln und mit Kooperationspartnern Produkte anzubieten?
In der Tat sind Nischenangebote und vor allem Embedded-Insurance-Produkte Themen, mit denen wir uns – neben unserem Fokus auf unser Kerngeschäft – umfangreich beschäftigen. Wir werden diese Bereiche kontinuierlich ausbauen und die enormen Vorteile unserer flexiblen Produktplattform nutzen.
Erlauben Sie mir da auch einen kurzen Blick nach innen: Wir sind im Gothaer Konzern einer der Innovationstreiber mit Start-up-Mentalität, weil wir die optimale Größe, die passende technologische Ausstattung und die nötige Agilität haben, um neue Versicherungsfelder zu erschließen.
Ich darf Ihnen ein Beispiel nennen: Nach einer Kfz-Versicherung auf Tagesbasis für eine neue Mobilitätsplattform folgt nun eine neue Fahrradversicherung, die bald Teil unserer Produktfamilie sein wird. Das Besondere: Hier kombinieren wir eine flexible Produktlösung mit einer interaktiven, Bot-basierten Abschlussstrecke.
Das heißt, von Janitos werden wir wieder mehr hören?
Auf jeden Fall. Unsere Produkte finden sich zuverlässig in der Gruppe der besten Anbieter und wir sind als Janitos-Familie zusammengewachsen. Unser ambitioniertes Ziel steht und ich darf es gerne noch einmal wiederholen: Wir werden „der Liebling der Makler“ und kompetenter Ansprechpartner für individuelle und digitale Produktlösungen. Mit unserer neuen Aufstellung haben wir alles, was wir brauchen, um dieses Ziel zu erreichen.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2022, S. 24 f., und in unserem ePaper.
Bilder: Timo Hertweck, Nina Duft, Emanuel Issagholian, Janitos Versicherung AG
Timo Hertweck 
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