Inwieweit profitieren Maklerbetriebe denn noch von der Entwicklung?
Unsere Daten-, Abwicklungs- und Servicequalität ist deutlich höher als bei anderen, weil wir auch den Standards großer Intermediäre gerecht werden müssen. Das sind Anforderungen, die man als normaler Makler nicht gleich als Erstes im Auge hat. So werden Compliance, Datenschutz und Regulatorik bei uns ganz hoch gehängt. Und natürlich die Usability aller Tools. Jeder angeschlossene Vermittler, ob groß oder klein, profitiert also von den gemeinsamen Entwicklungen gleichermaßen. Und damit hat jeder Vermittler diese Qualität, insbesondere die Datentiefe, obwohl er bisher vielleicht selbst gar nicht wusste, dass er diese Anforderung hat.
Vor Kurzem sagten Sie in einem Pressegespräch, dass Sie Deutschlands größter Makler werden wollen. Den Umsatz wollen Sie in den nächsten Jahren verdoppeln. Wollen Sie das mit rein organischem Wachstum schaffen oder wollen Sie auch weiter zukaufen?
Genau genommen „größte Versicherungsplattform“. Mit den großen Industrie- und Gewerbemaklern sehen wir uns dabei nicht in Konkurrenz. Ganz im Gegenteil gehören diese potenziell zu unseren Kunden. Wie bereits oben erwähnt, sind wir mit der Kooperation mit der Provinzial auf einem guten Weg zur Umsatzverdoppelung. Und wenn unser Einzelmaklergeschäft weiter so stabil wächst und wir dazu noch weitere dieser großen Kunden für unsere Plattformstrategie gewinnen können, kann dies ein exponentielles Wachstum für unseren Umsatz bedeuten. Organisches Wachstum steht daher bei uns an erster Stelle. Wenn sich aber passende Möglichkeiten bieten, würden wir auch zukaufen.
Sehen Sie sich selbst auch als Übernahmekandidat? Alles ist heute möglich.
Da wir soeben zeigen, dass wir den Durchbruch als führende Digitalplattform eigenständig schaffen, stark wachsen, profitabel sind und zudem eine äußerst stabile Aktionärsstruktur gefunden haben, wäre das Preisschild für einen Erwerber wahrscheinlich viel zu hoch. Aber man kann immer darüber sprechen, ob man nicht Teile der Wertschöpfung gemeinsam besser machen kann. Wir sehen uns dabei eher auf der Käuferseite und stehen als Konsolidierer des Marktes bereit.
Welche Projekte wollen Sie demnächst verwirklichen?
Aufgrund der immer weiter gehenden Anforderungen unserer Plattformkunden sind wir ständig daran, neue Tools und Anwendungen zu programmieren und zu integrieren. So bauen wir unsere WebApp ständig weiter aus – jüngst etwa um einen Vorsorge-Lückenrechner oder einen GKV-Beitragsersparnisrechner. Mit unserem neuen API-Tool können Berater und Vermittler ihre bestehenden Systeme flexibel an unsere „Daten-Engine“, also unseren „Maschinenraum“ anbinden und profitieren von automatisierten Prozessen und detaillierten Vertragsinformationen.
Wie schnell geht es insgesamt in der Branche voran, was beispielsweise den Datenaustausch oder auch BiPRO im Allgemeinen angeht?
Wir sind einer der großen Unterstützer von BiPRO. Aber auch wenn eine Vielzahl von Versicherern diesem Datenstandard inzwischen positiv gegenübersteht, heißt dies noch lange nicht, dass alle BiPRO-Normen von allen Versicherern umgesetzt werden. Bis zu einem einheitlichen Datenstandard in unserer Branche dauert es daher sicher noch zehn Jahre oder mehr.
Was sind für Sie die weiteren Top-Themen der nahen Zukunft? Zum Beispiel von Big Data über KI bis hin zu Nachhaltigkeitsthemen?
Big Data ist inzwischen gar kein Zukunftsthema mehr, in unserem modernen und prämierten Maklerverwaltungsprogramm iCRM ist das Thema schon weitgehend umgesetzt. Wichtig ist nun, aus Big Data „Smart Data“ zu machen. Das bedeutet, aus den reinen Daten zum Beispiel herauslesen zu können, welchen Vorsorge-, Absicherungs- oder Investmentbedarf ein Endkunde hat, damit Kunden mehr Transparenz und Handlungsempfehlungen erhalten und unsere Vertriebspartner proaktiv auf ihre Kunden zugehen können. Andere nennen dies werbewirksam künstliche Intelligenz, meist sind es eher Algorithmen, die helfen, Daten zu strukturieren und wertvoll zu machen.
Als börsennotiertes Unternehmen ist für uns natürlich auch Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema – sprich die Einhaltung und Umsetzung sämtlicher ESG-Kriterien. Als Digitalisierungsdienstleister fällt es uns hier leicht, Musterschüler zu sein, spart der Einsatz unserer digitalen Tools und Plattform doch Tonnen an Papier und Kraftstoff. Wir haben uns hier selbst ehrgeizige Ziele gesetzt und wollen in kurzer Zeit komplett CO2-neutral wirtschaften. Nachhaltigkeit spielt für uns aber auch auf der Produktseite für unsere Makler eine wichtige Rolle. Durch einen „Go-green-Button“ auf unserer Hauptwebsite können Makler schon in der Grundvoreinstellung ein ESG-ausgerichtetes Universum wählen. Zudem haben wir in unseren Produktempfehlungen etliche ESG-konforme Fonds, und in unseren Vermögensverwaltungslösungen easyROBI und FINE FOLIO können Kunden in Nachhaltigkeitsstrategien investieren. Darüber hinaus bieten wir seit mehreren Monaten dienstags um 11:00 Uhr ein sogenanntes ESG-Frühstück an. Bei diesen Online-Veranstaltungen können sich unsere Vertriebspartner umfassend über ESG-relevante Themen informieren. Ein Thema also, das uns sehr am Herzen liegt!
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2021 und in unserem ePaper.
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