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27. Januar 2023
J.P. Morgan bewirbt aktive ETFs
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J.P. Morgan bewirbt aktive ETFs

Auch wenn ETFs in den letzten Jahren einen großen Hype erfahren haben und die börsengehandelten Fonds immer mehr in Portfolios auftauchen, haben die „aktiven ETFs“ in Deutschland noch keine hohe Prominenz. Dieses Problems will sich J.P. Morgan annehmen.

Die Fondstochter von J.P. Morgan, J.P. Morgan AM, bietet nun schon seit mehreren Jahren aktiv gemanagte ETFs an. Börsengehandelte Fonds sind schon eine ganze Weile eine riesige Erfolgsgeschichte bei Privatanlegern, da sie gegenüber aktiven Fonds wesentlich günstiger sind und über die Abbildung eines Indexes über einen längeren Zeitraum weniger risikoreich ist – so zumindest die weitläufige Annahme.

J.P. Morgan AM sieht jedoch in aktiven ETFs die Möglichkeit, die Vorteile von aktiven Fonds und traditionell passiven ETFs zu vereinen, wie Christian Preussner, Leiter Investmentspezialisten für US-Aktien bei J.P. Morgan AM, in einem Webinar zum Thema mitteilte.

Aktive ETFs von J.P. Morgan AM

Bei passiven ETFs schätzen die Anleger, so Preussner, insbesondere die Transparenz und die Flexibilität, immer kaufen und verkaufen zu können und jegliche Meinungen vom und über den Kapitalmarkt sofort umsetzen zu können. Doch diese Charakteristika passiver ETFs seien auch bei einer aktiven Titelselektion möglich, weswegen J.P. Morgan AM versucht, seine seit Jahrzehnten angesammelten Erfahrungen und Daten mit diesen Eigenschaften zusammenzubringen.

Bei passiven ETFs werde versucht, ein vergleichsweise niedriges Risiko umzusetzen. Mit der 1:1-Abbildung eines Indexes gehe allerdings einher, dass man auch „nur“ einen 1:1-Ertrag erziele. Aktive ETFs gehen etwas mehr in die Risikorichtung. J.P. Morgan hoffe, so Preussner, zu wissen, welche Aktienunternehmen sich besser und welche sich schwächer entwickeln. Mit diesem Wissen biete es sich an, die stärker prognostizierten Unternehmen auch im ETF stärker zu gewichten, und die schwächeren wiederum schwächer.

„Research Enhanced“

J.P. Morgan AM bietet derzeit acht solcher „Research Enhanced Index“-ETFs für die verschiedenen Regionen auf der Welt an: JREC für den MSCI China A, JREE für den MSCI Europe, JREG für den MSCI World, JREM für den MSCI Emerging Markets, JREU für den S&P 500, JREA für den MSCI AC Asia Pacific ex Japan, JREJ für den MSCI Japan und JREZ für den MSCI EMU. Das niedrigste Fondsvolumen hat der JREC mit 13,86 Mio. US-Dollar, das höchste der JREU mit 2,15 Mrd. US-Dollar (jeweils Stand 26.01.2023).

J.P. Morgan beschäftigt etwa 100 Analysten weltweit, die den Aktienmarkt jeden Tag analysieren und potenziell interessante Aktien nach Attraktivität sortieren. Die entsprechenden Unternehmen werden dann stärker oder schwächer im ETF gewichtet. Ziel des Ganzen sei es laut Preussner, das Risiko so gering wie möglich zu halten (zumal viele Anleger aus dem passiven Bereich kommen), aber noch etwas zusätzliche Rendite zu erzielen.

Renditepotenzial

Das Renditepotenzial verändere sich etwas, je nach Regionen. Das aktive ETF-Modell lohne sich vor allem für Länder mit weniger Transparenz. Für die US-Aktien-Seite erwarte JP Morgan etwa 40 Basispunkte nach Gebührenabzug. Auf der anderen Seite im globalen bzw. Emerging-Markets-Bereich liege die Rendite eher bei 90 bis 100 Basispunkten.

Nachhaltigkeit mit extra Kriterien

Beim Thema Nachhaltigkeit will J.P. Morgan AM eine extra Portion an Vorsorge nutzen. Die untersuchten Aktien in den ETFs werden nach Preussners Angaben mit einem internen ESG-Filter angeschaut und die Analysten müssen für jedes Unternehmen einen Fragebogen beantworten, mit dem die Firmen auf ESG-Basis bewertet werden. So können neben branchenüblichen Ausschlüssen wie Aktien, die aus der Rüstungsindustrie oder der Tabakbranche kommen, weitere Kriterien angewendet werden, um herauszufinden, welche Unternehmen sich positiver entwickeln, z. B. beim CO2-Verbrauch oder dem Gebrauch von Plastik.

Laut Preussner sind aktive ETFs nicht besser als passive, da es auch für letztere gute Gründe gebe. Die aktiven ETFs hätten sich allerdings überraschend positiv entwickelt mit einem Gesamtfondsvolumen von über 4 Mrd. (mki)

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