Der deutsche ETF-Markt ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Das stellt auch der Fondsverband BVI fest. Konkret ist zwischen Juni 2023 und Juni 2025 das für deutsche Anleger verwaltete Vermögen von 309 auf 500 Mrd. Euro gewachsen, was einer Steigerung von 62% entspricht. Wichtig dabei: Daten des BVI zufolge setzte sich der Gesamtanstieg etwa zu gleichen Teilen aus dem Netto-Mittelzufluss (rund 110 Mrd. Euro) und der Wertentwicklung (rund 80 Mrd. Euro) zusammen. Rund ein Viertel des gesamten von deutschen Anlegern gehaltenen Publikumsfondsvermögens auf börsengehandelte Fonds.
Der BVI will darum die Entwicklungen im deutschen Markt der börsengehandelten Indexfonds fundierter und transparenter machen. Der Verband startet bei diesem Unterfangen mit einer ersten Research-Publikation, die einen Überblick über die Marktgröße, die jüngste Entwicklung und die Stellung Deutschlands im europäischen und globalen Kontext bieten soll.
Neue Research-Serie des BVI zu ETFs
Die Besonderheit der neuen Research-Reihe liege laut BVI in der Datenbasis. Seit 2025 erstellt der BVI zusammen mit Clearstream eine eigene ETF-Statistik, auf dessen Grundlage erstmals ein präziser und umfassender Blick in die Strukturen des deutschen ETF-Markts geworfen werden könne. Es stehe nun eine konsistente, auf die in Deutschland abgesetzten ETFs bezogene Datenquelle zur Verfügung. Dieses Material sei europaweit einzigartig und biete die Chance, zentrale Fragen zum Anlegerverhalten und zu Markttrends zu beantworten. Die Statistik werde außerdem dort, wo es sinnvoll und notwendig ist, durch weitere Quellen ergänzt, wie etwa durch Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank oder privater Anbieter wie Morningstar.
In den kommenden Monaten werde der BVI weitere Papiere veröffentlichen, die zentrale Aspekte des ETF-Markts in Deutschland genauer beleuchten, bspw. das Investitionsverhalten nach Anlageklassen, Regionen und Branchen, die genutzten Indizes, die Kostenstrukturen sowie die Entwicklung aktiver ETFs.
Fast 90% des Neugeschäfts offener Publikumsfonds bei ETFs
Beim Netto-Mittelaufkommen hängen börsengehandelte Fonds klassische Publikumsfonds ab: Insgesamt flossen fast 90% der zwischen Juni 2023 und Juni 2025 neu in Publikumsfonds angelegten Gelder in ETFs. Auf Basis der Clearstream-Daten summierte sich ihr Neugeschäft unter dem Strich auf 113,8 Mrd. Euro. Mit einem Anteil von gut 70% waren Aktien-ETFs besonders gefragt, doch auch Renten- und Geldmarkt-ETFs verbuchten ein Netto-Mittelaufkommen in zweistelliger Milliardenhöhe. Im gleichen Zeitraum flossen anderen offenen Publikumsfonds laut BVI-Statistik lediglich 14,8 Mrd. Euro zu. Aus klassischen Aktienfonds, Mischfonds und Immobilienfonds zogen Anleger dagegen netto Gelder ab.
Deutschland ist der größte europäische ETF-Markt
BVI-Erkenntnissen zufolge ist Deutschland der wichtigste europäische Absatzmarkt für ETFs. Deutsche Anleger halten mindestens 500 Mrd. Euro der rund 2,2 Bio. Euro an ETFs, die zur Jahresmitte 2025 laut EZB in der Eurozone aufgelegt waren. Das entspricht einem Marktanteil von 23% Die tatsächliche Rolle Deutschlands als Absatzmarkt könnte sogar noch größer sein, da Clearstream zwar den überwiegenden Teil, aber nicht alle Bestände deutscher Investoren erfasst. Für andere europäische Märkte sind vergleichbare Marktzahlen nicht verfügbar, aus Basis von Schätzungen und Erhebungen zur Zahl der ETF-Anleger ist die Verbreitung in Deutschland aber weit überdurchschnittlich. Und auch beim kumulierten Neugeschäft aller in der Eurozone aufgelegten Produkte in den letzten beiden Jahren entfällt auf Deutschland ein Anteil von mindestens 23%. (mki)
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