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23. Juni 2022
Kryptowährungen ins Portfolio? Gute Gründe für Beimischung

Kryptowährungen ins Portfolio? Gute Gründe für Beimischung

Kryptowährungen finden bei institutionellen und staatlichen Investoren zunehmend Akzeptanz. Angesichts dessen stellt sich die Frage: Welche Rolle können sie in einem Gesamtportfolio spielen? Über den möglichen Nutzen sogenannter ETPs zur Diversifikation klärt Florian Ginez von WisdomTree auf.

Ein Artikel von Florian Ginez, stellv. Direktor im Bereich Quantitatives Research bei WisdomTree

Gerade in einem Umfeld mit niedrigen Renditen, veränderten Korrelationsmustern und erhöhter Volatilität suchen Anleger nach Möglichkeiten, Renditen zu erwirtschaften und Portfolios zu optimieren. Angesichts dessen stellen Opportunitäten im Zusammenhang mit der Blockchain neue und interessante Gelegenheiten dar. Als technologisch junge Entwicklung könnte die Blockchain eine Fülle von Wachstumschancen bieten, von denen Kryptowährungen momentan besonders im Fokus stehen. Kryptowährungen können Anlageportfolios in vielerlei Hinsicht bereichern. Hervorzuheben sind drei Punkte, die im Folgenden ausführlich betrachtet werden: die geringe Korrelation von Krypto-Assets mit anderen Anlageklassen, das asymmetrische Renditeprofil und die Möglichkeit des Inflationsschutzes.

1. Geringe Korrelation

Derzeit ist die Korrelation zwischen Kryptowährungen und anderen Anlageklassen gering. Der Bitcoin beispielsweise weist eine niedrige Korrelation zu Aktien, festverzinslichen Papieren, Kreditmärkten, Gold, einer breiten Palette von Rohstoffen sowie verschiedenen Hedgefonds-Strategien auf. Dieser geringe Gleichlauf mit der Entwicklung anderer Anlageklassen macht Bitcoin zu einer guten Option für Anleger, die eine breitere Diversifizierung und einen potenziellen Beitrag zu besseren, risikobereinigten Renditen anstreben.

2. Asymmetrische Renditen

Das asymmetrische Aufwärts­potenzial ist ein weiterer wichtiger Aspekt für Investitionen in Kryptowährungen. Es war zu beobachten, dass der Preis lang etablierter Krypto-Assets vorübergehend um 50% oder mehr im Vergleich zu früheren Allzeithochs fallen kann. Im Anschluss daran haben sich die Coins jedoch oft erholt und starke Renditen geliefert, wenn der Markt wieder in den Aufwärtstrend zurückkehrte. Diese Art der asymmetrischen Rendite ist in anderen Anlageklassen selten zu finden.

3. Möglicher Inflationsschutz

Das Bitcoin-Protokoll ist als deflationär kodifiziert. Neue Bitcoins werden mithilfe von Rechenleistung abgebaut, und die Mining-Belohnungen sind vorbestimmt: Diese Belohnung halbiert sich alle vier Jahre und infolgedessen auch das neue Angebot an Bitcoin-Hälften – was den Ausgabeplan von Bitcoin konsistent und vorhersehbar macht. Derzeit sind bereits über 90% der Bitcoins im Umlauf (ca. 19 Millionen), das maximale Angebot ist auf 21 Millionen begrenzt. Folglich sollte der Coin ein gutes Instrument zur Inflationsabsicherung sein. Aber warum hat sich der Preis zuletzt nicht entsprechend verhalten?

Die verschiedenen Anlageklassen haben unterschiedlich auf die Wiederbelebung der Inflation reagiert. Der Bitcoin-Kurs folgte weder anderen Instrumenten zur Inflationsabsicherung wie Gold oder Rohstoffen noch zeigte er eine hohe Korrelation mit Risikoanlagen wie Technologieaktien. Es gibt eine Reihe von Gründen für dieses Phänomen: Bitcoin ist eine aufstrebende Anlageklasse mit einer kurzen Erfolgsbilanz. Er wurde 2009 geschaffen und für die breite Masse erst 2019 interessant. Während dieser Zeit gab es in den Industrieländern weltweit keine hohe Inflation, an der man testen konnte, wie Bitcoin auf solche Bedingungen reagieren würden. 2021 wurde das Asset erstmals in einem hochinflationären Umfeld auf die Probe gestellt. Doch ein Jahr ist ein zu kurzer Zeitraum, um zu beurteilen, ob Bitcoin wirklich ein Inflationsschutz sein kann.

Im Gegensatz dazu haben traditionelle Vermögenswerte zur Inflationsabsicherung wie Gold, Rohstoffe und Sachwerte alle mehrere Inflationszyklen durchlaufen. Das ist entscheidend. Denn es braucht Zeit, bis Anleger überzeugt sind, dass ein Vermögenswert werterhaltend ist. Der Bitcoin-Markt entsteht gerade noch. Er wird erst jetzt attraktiv für institutionelle Investoren. Dies sind Gründe, warum Bitcoin und andere Krypto-Assets in ihrer aktuellen Phase „Wachstums-“ und „Liquid Venture Capital“-Eigenschaften aufweisen. Während der Markt weiter reift, könnten die Wertaufbewahrungseigenschaften von Bitcoin sichtbarer werden.

Interessante Beimischung

Krypto-Assets haben einen Platz in den meisten Portfolios verdient, wenn auch in kleinen Mengen. Eine Umfrage unter rund 600 professionellen Investoren in Europa aus dem Jahr 2021, die das Meinungsforschungsinstitut CoreData Research für WisdomTree durch­geführt hat, ergab: 48% der Profis in Großbritannien sind der Ansicht, dass Kryptowährungen bei der Portfoliodiversifizierung eine Rolle spielen können. Rund ein Drittel (34%) hielt eine geringe Allokation von 1–2% für geeignet. Interne Research-Prognosen lassen darauf schließen, dass eine Allokation in diesem Umfang die risikoadjustierten Renditen eines Multi-Asset-Portfolios im Laufe der Zeit verbessern könnte.

Grundsätzlich ist es wichtig, sich mit Krypto-Assets vertraut zu machen. Informationsarbeit ist entscheidend, um Anleger dabei zu unterstützen, ein Verständnis für diese neue und komplexe Anlageklasse zu entwickeln. WisdomTree bietet in seinem Krypto-Insight-Center umfangreiches Informationsmaterial zu dieser Anlageklasse sowie regelmäßige Berichte und Research-Artikel an. Diese helfen Vermittlern wie Privatanlegern dabei, Krypto-Assets zu verstehen und bei der Gestaltung des Portfolios sinnvoll einzusetzen.

Zugang über ETPs

In den vergangenen Jahren kamen zunehmend Lösungen auf den Markt, welche die Verbreitung und Akzeptanz von Kryptowährungen unter institutionellen Investoren gefördert haben. Diese Instrumente stehen mitunter auch Privatanlegern zur Verfügung, beispielsweise Exchange Traded Products (ETPs). Krypto-ETPs übernehmen die Verwahrung und den Krypto-Handel auf Portfolioebene für Anleger. Da sie sich direkt über die Börse handeln lassen, können sie problemlos in bestehende Portfolios integriert werden.

Fazit

Während Krypto zu einer Mainstream-Anlageklasse heranwächst, tauchen mehrere Anlagethesen dazu auf. Betrachtet man diese neben­einander, überwiegen die Argumente für die Aufnahme von Krypto-­Assets in Anlageportfolios. Daher sollten Berater und Vermittler sich damit auseinandersetzen, wie sie ihren Kunden dabei helfen können, sich in der Welt der Kryptowährungen sicher zu bewegen. Dabei gilt: Je mehr sie wissen, desto besser.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2022, S. 42 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Владимир Ярема – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Florian Ginez