Schwankend, leicht aufwärts, kleine Ausschläge: Auf diesem Kurs bleiben die Zinsen für Baufinanzierungen im November, wie Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Finanzdienstleisters Dr. Klein Privatkunden-AG, in seinem aktuellen Zinskommentar erläutert. Derzeit liege der regionale Bestzins für ein zehnjähriges Darlehen bei 0,61%, überregionale Banken beginnen bei 0,71% (Stand: 24.11.2021). „Durch die momentan hohen Inflationsraten ist Dynamik auf den Zinsmärkten entstanden – und auch die Baufinanzierungen sind davon betroffen“, so Michael Neumann weiter.
Befeuert wird dies dadurch, dass ein Abflachen der Inflationskurve voraussichtlich länger auf sich warten lassen dürfte als zunächst angenommen. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat erst vor Kurzem eingeräumt, dass noch länger mit hohen Preissteigerungen zu rechnen sei. „Die Sondereffekte, die zurzeit zur hohen Inflation beitragen, werden nicht mit einem Schlag im Januar verschwinden, sondern sich sukzessive im Jahresverlauf rauspreisen“, erwartet Michael Neumann. Außerdem würde es sich noch nicht abzeichnen, dass sich der Rückstau durch Ressourcen- und Lieferengpässe demnächst auflösen werde.
Bauzinsen derzeit ohne größere Entwicklungsspielräume
Je mehr sich die Märkte um die Inflation sorgen, desto stärker fallen in der Regel die Zinsausschläge nach oben aus. Doch aktuell ziehen die Zinsen nicht dynamisch mit, sondern bleiben in engen Korridoren und weisen nur einen leichten Aufwärtstrend auf. Nach Einschätzung von Michael Neumann könnte sich diese Entwicklung noch für längere Zeit so fortsetzen: „Die EZB ist erklärtermaßen willens und bereit, die eigentlich natürliche Aufwärtsbewegung der Zinsen weiterhin entschieden zu bremsen. Kreditnehmer müssen sich langfristig zwar auf ein leicht steigendes Umfeld einstellen, die Tiefstwerte von 0,3% werden wir höchstwahrscheinlich nicht mehr sehen. Im langfristigen Vergleich bleibt das Zinsniveau dank der Manipulation der EZB aber dennoch sehr, sehr niedrig.“
Einer Erhöhung des Leitzinses erteilte die EZB jüngst erst wieder eine Absage. Stattdessen bekräftigte Christine Lagarde ihre Einschätzung, wonach sie eine Zinserhöhung im kommenden Jahr für unwahrscheinlich hält.
Darlehensnehmer setzen auf längere Zinsbindungen
Da bei den Zinsen keine plötzlichen und nachhaltigen Anstiege absehbar sind, rät Michael Neumann zu Gelassenheit beim Immobilienkauf. Entscheidend sei nicht die letzte Nachkommastelle beim Zins, sondern die wirklich passende Immobilie, die im individuellen Fall den Preis wert sei. Und die zu finden, dauere wegen des knapperen Angebots derzeit oft etwas länger als früher, so Neumann. Was die Ausgestaltung der Finanzierung angeht, würden Darlehensnehmer derzeit häufig lange Zinsbindungen nachfragen, wenn die Monatsrate noch gut passe. „Wenn mit tendenziell steigenden Zinsen in den nächsten Jahren zu rechnen ist, erkauft man sich mit langfristigen Festschreibungen eine sehr hohe Planungssicherheit“, erklärt Neumann. Zusätzlich bringt eine längere Zinsbindung Flexibilität bezüglich des Zeitpunkts der Anschlussfinanzierung, die generell nach zehn Jahren Laufzeit möglich ist. Jedes zusätzliche Jahr, das die Zinsfestschreibung darüber hinaus noch läuft, sorgt für einen zeitlichen Puffer, um dann günstige Konditionen abzupassen. „Wer auf Nummer Sicher gehen will, findet auch Kreditgeber, die Volltilgerdarlehen mit mehr als 35 Jahren Laufzeit anbieten“, so Neumann. (tk)
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