AssCompact suche
Home
Immobilien
11. März 2022
Nach EZB-Entscheidung: Wohin geht es mit den Bauzinsen?

Nach EZB-Entscheidung: Wohin geht es mit den Bauzinsen?

Infolge des Kriegs in der Ukraine haben die Energiepreise immens zugelegt. Die Europäische Zentralbank hat die Inflationsprognose deutlich erhöht und einen schnelleren Ausstieg aus den Anleihekäufen beschlossen. Was bedeutet dies für die Entwicklung der Zinsen für Immobilienfinanzierungen?

Krieg und steigende Inflation: Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine lässt die Gas-, Öl- und Rohstoffpreise explodieren. Auf ihrer Ratssitzung in der vergangenen Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Inflationserwartungen für die Eurozone drastisch nach oben geschraubt. Die europäischen Währungshüter gehen von einer Teuerung in Höhe von 5,1% im Euroraum aus (AssCompact berichtete). Zudem hat die EZB beschlossen, schneller aus den Anleihekäufen auszusteigen.

Wie entwickeln sich die Bauzinsen?

Welche Auswirkungen hat dies auf die Zinsen für Baufinanzierungen? Bereits in den ersten Wochen des Jahres waren die Bauzinsen innerhalb kurzer Zeit so schnell gestiegen wie seit vielen Jahren nicht.

Derzeit befänden sich die Zinsen in einem Spannungsfeld zwischen hohem Inflationsdruck und gedämpften wirtschaftlichen Aussichten, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Kreditvermittlers Dr. Klein, in einem aktuellen Zinskommentar. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen als Indikator für die Zinsentwicklung stieg in den ersten beiden Monaten des Jahres deutlich an und zog die Bauzinsen mit. Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine sind Anleihen wieder stärker nachgefragt, was sich auf die Zinsbewegung auswirkt, wie Neumann ausführt. „Der schnelle Anstieg der Zinsen ist durch den Krieg in der Ukraine erst einmal gestoppt“, so der Experte. Aktuell liege der Bestzins von Dr. Klein für ein zehnjähriges Darlehen bei 1,39% (Stand: 10.03.2022).

Bauzinsen könnten infolge der höheren Inflationsprognose leicht zulegen

Die Anhebung der Inflationsprognose durch die EZB könnte Neumann zufolge zu leicht höheren Bauzinsen führen. Allerdings geht der Experte nur von einem geringfügigen Anstieg aus, denn ein erster Zinsschritt Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres sei bereits erwartet worden. „Für die aktuelle Zinsentwicklung ist nicht so sehr der Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung relevant, sondern vielmehr die Perspektive, wie viele Zinsschritte zu erwarten sind und wie hoch diese ausfallen. Wenn die EZB hier nach dem Beispiel der US-amerikanischen Fed ein entschlossenes Vorgehen signalisieren würde, hätte das erhebliche Auswirkungen auf die Zinsen“, erklärt Neumann. Deutliche Gegenmaßnahmen seitens der EZB zeichnen sich derzeit aber noch nicht ab. „Wir sollten keine zusätzliche Unsicherheit verursachen in einer Situation, die ohnehin sehr unsicher ist“, sagte die EZB-Chefin Christine Lagarde am vergangenen Donnerstag. Neumann befürchtet, dass sich die EZB zu viel Zeit für die Zinswende lässt.

Es ist mit Schwankungen zu rechnen, „Märkte hochnervös“

Neumann stimmt Verbraucher, die eine Immobilienfinanzierung planen, in den kommenden Wochen auf schwankende Kurse ein: „Die Märkte sind aufgrund der geopolitischen Lage zurzeit hochnervös. Bei den Bauzinsen kann es daher kurzfristig zu höheren Ausschlägen in beide Richtungen kommen – wir werden wieder deutlichere Zickzack-Bewegungen sehen als in den letzten Jahren, in denen vergleichsweise wenig Bewegung stattfand.“ So lange die politische Lage derart unsicher sei wie momentan, diene die Bundesanleihe als sicherer Hafen. Und das wirke bremsend auf den Anstieg der Bauzinsen, so der Experte.

Langfristig dürften die Bauzinsen steigen

Auf lange Sicht geht der Experte von einem höheren Zinsniveau für Baufinanzierungen aus. Wer sich Wohneigentum anschaffen will, sollte deshalb den Kauf nicht länger als nötig hinausschieben. (tk)

Bild: © fotomek – stock.adobe.com