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31. Oktober 2022
Nachfrage nach grünen Gewerbeimmobilien wächst
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Nachfrage nach grünen Gewerbeimmobilien wächst

Das Interesse an umweltfreundlichen Gewerbeimmobilien nimmt weiter zu, wie aus dem neuen Nachhaltigkeitsbericht der RICS hervorgeht. Dies wirkt sich auf die Miet- und Kaufpreise sogenannter „brauner“ Immobilien aus. Handlungsbedarf sieht der Bericht in Sachen Dekarbonisierung.

Der jährlich erscheinende Sustainability Report der RICS beleuchtet, was sich in der Immobilienwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit tut. An der aktuellen Befragung haben rund 4.000 Immobilienexperten weltweit und 2.000 aus Europa teilgenommen. Wie der Bericht zeigt, wurden im vergangenen Jahr einige Verbesserungen beim Thema Nachhaltigkeit erzielt, vor allem im Bereich der Gewerbeimmobilien, da die Nachfrage nach umweltfreundlichen Gebäuden in Europa steigt. 

Steigendes Interesse bei Nutzern und Investoren

Europaweit sehen 52% der Befragten bei Nutzern einen leichten Anstieg der Nachfrage, und knapp ein Viertel (23%) gibt an, dass das Interesse der Nutzer an nachhaltigen Gebäuden deutlich zugelegt hat. In Deutschland hat die Nachfrage nach grünen Immobilien bei Nutzern im vergangenen Jahr nach Angaben von 47% der Befragten leicht zugenommen. 31% der Umfrageteilnehmer sprechen von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage.

Gerade auch bei den Investorennachfrage sind nachhaltige Immobilien zunehmend gefragt. Laut Bericht verzeichnen 87% der Befragten eine stärke Investorennachfrage nach nachhaltigen Immobilien. Bei 38% ist von einem leichten Anstieg die Rede, 49% sehen eine deutliche Zunahme der Nachfrage.

Auswirkungen auf Mieten und Preise

Die europaweit wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden hat auch Auswirkungen auf die Mieten und auch auf die Preise. Laut RICS sieht ein beachtlicher Anteil der Befragten eine Marktprämie für nachhaltige Gebäude und gibt an, nicht-grüne Immobilien würden einem „braunen Rabatt“ unterliegen. Bei den Gebäuden, die nicht als nachhaltig klassifiziert sind, beobachten 58% der Befragten einen Mietrückgang, und 61% konstatieren einen Rückgang der Verkaufspreise. Damit liegt Europa im weltweiten Vergleich vorne, denn nur 45% der Befragten weltweit haben eine Senkung der Mieten und 47% eine Senkung der Verkaufspreise festgestellt. In Deutschland sagen 57% der Umfrageteilnehmer, einen „braunen Mietrabatt“ zu sehen. Bei den Preisen stellen RICS zufolge sogar 60% einen Abschlag für nicht-nachhaltige Immobilien fest.

Klimarisikobewertungen immer wichtiger für Investoren

Als weiteres Signal dafür, dass nachhaltigeren Immobilien mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, deuten die Experten von RICS den Umstand, dass die Mehrheit der Befragten in Europa einen Anstieg der Klimarisikobewertungen von Investoren für ihre Immobilien feststellte. Global waren es 57%, in Deutschland sind es 79% und damit mehr als in Europa mit 73%.

Luft nach oben in Sachen Kohlenstoffmanagement

„Verhaltensänderungen sind zwar zu beobachten, wie die höhere Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien oder der Anstieg der Klimarisikobewertungen von Investoren für ihre Assets, aber auch die Messung aller Formen von Kohlenstoff ist entscheidend für die Veränderungen, die wir in der bebauten Umwelt erwirken müssen. Jedoch muss offen gesagt werden, dass die Branche die vorhandenen Instrumente und Standards auch einsetzen muss, und dass sie die Kohlenstoffbewertung und das Kohlenstoffmanagement zu einem integralen Bestandteil der Geschäftspraxis machen sollte“, sagte Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS in Deutschland.

Laut RICS zeigen die Ergebnisse auch, dass es bei der Messung von Kohlenstoffemissionen noch viel Luft nach oben gibt. Demnach gaben 76% der Umfrageteilnehmer an, keine operativen Messungen der Kohlenstoffemissionen bei Projekten vorzunehmen. Mit 47% sagten fast die Hälfte der Befragten zudem, dass sie den verkörperten Kohlenstoff nicht messen. Von denjenigen, die dies tun, nehmen nur 11% diesen Wert her, um die Materialien auszuwählen, die sie in ihrem Projekt verwenden. 

Bei der Frage, woran es bei der Reduktion der Kohlenstoffemissionen hakt, nannte mehr als die Hälfte der Befragten mit 54% das Fehlen etablierter und verwendeter Normen, Leitlinien und Instrumente als das Hauptproblem.

Immerhin werde im Bauwesen damit begonnen, digitale Werkzeuge und Technologien zur Durchführung von Nachhaltigkeitsanalysen für Bauprojekte zu nutzen, vor allem zur Bewertung des Energiebedarfs und der Kosten, wie die RICS weiter mitteilt. (tk)

Bild: © sommart – stock.adobe.com