Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt in der Assekuranz rasch an Bedeutung. Regulatorische Vorgaben und der gesellschaftliche Wertewandel hin zu einer vermehrt klima- und umweltbewussten Lebensweise geben entscheidende Impulse für die Versicherungswirtschaft. Doch wie weit ist die Implementierung einer Nachhaltigkeitsstrategie in der Assekuranz bereits vorangekommen? Zwei aktuelle Studie liefern einen Einblick in den Status quo, während die Aufsichtsbehörde Bafin bei diesem Wertewandel auch neue Risiken auf den Finanzsektor zukommen sieht.
Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette
Die Ergebnisse einer Studie des German Sustainability Network (GSN) zeigen, dass sich Nachhaltigkeit auf alle Bereiche und Abläufe entlang der Wertschöpfungskette bei Versicherern auswirkt. So wird jeder der abgefragten Wertschöpfungsaktivitäten von mindestens der Hälfte der Befragten Handlungsbedarf zugeschrieben. Im Mittelpunkt der Agenda steht laut den 32 befragten Versicherern der Bereich der Kapitalanlage: Knapp 80% sehen hier einen großen Handlungsbedarf. Es folgen die Bereiche „Produktentwicklung“, „Vertrieb“ und „Risikomanagement“, bei denen von mindestens 60% der Befragten ein hoher Handlungsbedarf gesehen wird. Der im Schnitt geringste Handlungsbedarf wird den Funktionsbereichen „Human Resources“ und „Compliance“ zugeordnet.
Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor
Obwohl Nachhaltigkeit im Allgemeinen an Stellenwert gewinnt, bewerten die Befragten den Beitrag des Themas zum unternehmerischen Erfolg sehr unterschiedlich. Durchschnittlich schreiben die Versicherer dem Thema Nachhaltigkeit für das kommende Geschäftsjahr einen mittleren Erfolgsbeitrag zu. Während rund ein Drittel der Unternehmen einen relevanten Erfolgsbeitrag sieht, schätzen etwa 20% der Unternehmen diesen als gering oder sehr gering ein. Immerhin 97% der Befragten erwarten aber, dass der Erfolgsbeitrag in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird.
Nur spärliche personelle Ressourcen
Betrachtet man die für Nachhaltigkeit verwendeten Ressourcen fällt auf, dass in vier der 32 befragten Versicherern keine einzige Person im Schwerpunkt mit dem Thema Nachhaltigkeit betraut ist. Der Durchschnitt über alle befragten Unternehmen liegt bei drei Personen. In Relation zu den Gesamtbeschäftigten liegt der Anteil der Personen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, meist bei deutlich unter 5%. Beschäftigtenanteile größer 10% weisen nur drei der befragten Versicherer auf. Gleichzeitig gab über die Hälfte der Befragten an (62%), die personellen Ressourcen ausbauen zu wollen. Bei einem Viertel der Unternehmen ist dies wiederum nicht vorgesehen.
Seite 1 Nachhaltigkeit: Status quo in der Versicherungsbranche
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