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19. Juli 2019
Niedrige Fondskosten beeinflussen die Rendite positiv

Niedrige Fondskosten beeinflussen die Rendite positiv

Fonds mit hohen Gebühren erzielen nur sehr selten eine Überrendite in ihrer Vergleichsgruppe. Fonds mit unterdurchschnittlichen Kosten hingegen haben dies zu fast 85% geschafft. Berater sollten daher bei der Auswahl von Investmentprodukten die Gebühren mit den historischen Kennziffern ins Verhältnis setzen.

Von Hartmut Petersmann, Geschäftsführer des Petersmann Instituts für den unabhängigen Finanzberater GmbH

Über die Kosten der Kapitalanlage wird in Deutschland und Europa viel diskutiert, gerade nach den Erfahrungen der Vergangenheit, die zum Teil von sehr hohen Provisionen und Bestandsvergütungen im Publikumsbereich geprägt war. Damit Anleger diese Kosten nachvollziehen können, muss allen Kunden ab sofort der sogenannte Ex-post-Kostenausweis zugestellt werden. Damit muss offengelegt werden, was ein Finanzprodukt tatsächlich gekostet hat. Die Ex-post-Kostentransparenz knüpft damit an die seit Anfang 2018 verpflichtende Ex-ante-Kostentransparenz an. Hiernach sind Banken, Fondsgesellschaften und Co. verpflichtet, ihre Kunden über alle Kosten und Nebenkosten im Zusammenhang mit Wertpapierdienstleistungen und dem jeweiligen Finanzinstrument zu informieren.

Aktive Fonds leiden unter hohen Kosten

Insbesondere bei Investmentfonds stehen die Kosten im Fokus. Diese sind zwar für viele Anleger das einzig probate Mittel, um ihr Geld breit gefächert anzulegen, weil ihnen der Zugang zur individuellen Finanzportfolioverwaltung versperrt bleibt oder aus Handling-Gründen nicht als optimal empfunden werden. Aber häufig werden (zu) hohe Kosten der Produkte kritisiert. Und das offenbar zu Recht, wie eine aktuelle Untersuchung der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA zeigt: Aktiv gemanagte Fonds haben sich in den vergangenen Jahren zwar besser entwickelt als passive Fonds. Aktive Fonds sind aber leider so teuer, dass Anleger davon nicht profitieren. Sie kosten im Schnitt 0,6% mehr als passive Produkte – mit entsprechenden Auswirkungen auf die jährliche Bruttorendite.

Der deutsche Fondsverband BVI bewertet die jüngste ESMA-Studie zu Kosten und Wertentwicklung von Finanzprodukten für Privatanleger aber grundsätzlich positiv. „Die Studie der ESMA ist ein Beleg für die hohe Kosten- und Leistungstransparenz von Fonds“, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI. „Erst die umfangreiche Datenlage konnte eine so detailreiche Studie ermöglichen. Sie ist nun eine gute Basis für den beabsichtigten EU-weiten Vergleich von Anlageprodukten.“ Was jetzt noch fehle, seien methodisch gleichwertige Studien zu Kosten und Leistungen von Konkurrenzprodukten.

Geringe Kosten forcieren den Anlageerfolg

Aber die Höhe der Kosten hin oder her: Was bedeuten Kosten für Fonds? Denn man könnte meinen, dass höhere Kosten keine Rolle spielen, wenn die Erträge zugleich hoch genug wären. Kunden sind jederzeit bereit, höhere Gebühren zu zahlen, wenn sie damit zugleich einen Performancesprung erreichen und auf diese Weise den Abstand zwischen Kosten und Ertrag erhöhen können. Es scheint aber vielmehr der Fall zu sein, dass geringe Kosten den Anlageerfolg forcieren. Die Studie „Fondskosten – der Schlüssel einer erfolgreichen Fondsauswahl?“, die der Unternehmensberater Bernd Baur (bbconsulting) gemeinsam mit dem Petersmann Institut für den unabhängigen Finanzberater herausgegeben hat, weist Folgendes nach: Wer Fonds mit unterdurchschnittlichen Kosten in seiner Anlageentscheidung bevorzugt, hat deutlich größere Chancen, eine über dem Durchschnitt der Peergroup des Produkts liegende Performance zu erzielen.

Die Studie arbeitet heraus, inwieweit die Qualität der Fonds, gemessen anhand der Wertentwicklung und der Kosten, nachhaltig ist oder nur eine Momentaufnahme darstellt. Grundlage bildet die öffentlich zugängliche Datenbank von Morningstar mit einer Konzentration auf die für Privatkunden in Euro aufgelegten Fonds. Daraus folgt eine Auswahl von mehr als 20.000 Fonds und knapp 3.500 ETFs.

Teure Fonds schlagen nur selten die Peergroup

Laut der Studie kostete ein weltweit investierter Aktienfonds zwischen Februar 2018 und Februar 2019 für Privatanleger durchschnittlich 1,50% jährlich, ein ETF lag bei 0,31%. Fonds, deren Kosten über dem Durchschnitt lagen, haben in der Fünf-Jahres-Betrachtung nur zu einem Anteil von knapp 28% eine Mehrrendite gegenüber der Peergroup erzielt. Fonds mit unterdurchschnittlichen Kosten hingegen haben dies zu fast 85% geschafft.

Für das Ergebnis der Studie spielt es keine Rolle, für welche Anlageklasse oder Fondskategorie sich der Anleger im Vorfeld entschieden hat. Es ist offensichtlich, dass die Höhe der Kosten, die einem Fonds belastet werden, nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, sondern auch die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Portfoliomanagements überschattet. Fondsmanager, deren Fondskosten deutlich über dem Durchschnitt lagen, konnten in der Vergangenheit diesen Rucksack über ein aktives Management nicht mehr wettmachen. Darum gilt wie im ganzen Wirtschaftsleben: Der Gewinn eines Investments liegt im Einkauf.

Volle Kostentransparenz für bessere Anlageentscheidungen

Anleger sollten alle verfügbaren Informationen über die Gebühren nutzen, Angebote vergleichen und sich dadurch ein genaues Bild über die tatsächliche Effizienz ihrer Kapitalanlage verschaffen. Erwirtschaftet ein Fonds nach allen Kosten, Abgeltungsteuer und Inflation einen positiven Ertrag? Diese Frage lässt sich mit einer völligen Kostentransparenz natürlich beantworten. Und daraus sollten Anleger dann ihre Schlüsse ziehen und Entscheidungen ableiten, wie sie künftig mit dem Investmentprodukt umgehen wollen.

Ebenso kommt die Studie „Transaktionskosten in Fonds“ des Petersmann Instituts zu dem Ergebnis, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Kosten, Risiken und Performancequalität gibt. Die Qualität der Performance macht sich also nicht nur an der Höhe – relativ oder absolut – fest, sondern auch daran, wie nachhaltig sie ist, also zu welchem Preis sie erkauft wird beziehungsweise mit welchen Risiken sie einhergeht. Und dies ist eben mit den Gebühren eines Fonds eng verbunden – zumal herausgestellt wird, dass sich unter Berücksichtigung der Transaktionskosten mitunter eine neue Dimension in der Gesamtkostenbetrachtung von Fonds auftut, weil diese Transaktionskosten üblicherweise eben nicht in der „Total Expense Ratio“ (TER) inkludiert sind. Daraus folgt: Je niedriger der risikolose Zins und je konservativer die Anlegerbedürfnisse ausgerichtet sind, desto stärker schlagen hohe Kosten zu Buche.

Gute Berater müssen Kosten für die Kunden kennen

Berater, Vermögensverwalter und Co., die für die Fondsselektion zuständig sind, sind daher gut beraten, sich sehr genau anzuschauen, welche Kosten für ihre Kunden wirklich anfallen und unter welchen künftigen Umständen weitere Gebühren anfallen können – außer den Kosten, die der Kunde schon kennt. Es ist die Aufgabe des guten Beraters, gemeinsam mit dem Kunden auf Kostentransparenz zu achten und die Gebühren mit den historischen Kennziffern ins Verhältnis zu setzen. Dies kann aber nur tun, wer alle Kosten wirklich kennt. Damit kann der Berater echte Mehrwerte bei der Auswahl des passenden Investmentprodukts schaffen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2019, Seite 44 f. und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Hartmut Petersmann

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