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8. Juli 2022
PKV: Weitere Beitragserhöhungen recht wahrscheinlich
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PKV: Weitere Beitragserhöhungen recht wahrscheinlich

Auch in den zurückliegenden zwölf Monaten sind die PKV-Beiträge weiter gestiegen und damit alles andere als stabil. Noch dazu erwarten die Analysten von MORGEN & MORGEN angesichts des medizinischen Fortschritts und der zunehmenden Alterung des Versichertenbestandes künftig weiter steigende Beitragserhöhungen, wie ihrem aktuellen Rating zu entnehmen ist.

Was mittlerweile stetiger Begleiter des Alltags ist, gilt auch für die Beiträge zur Privaten Krankenversicherung (PKV): Es wird teurer. Im Rahmen seines turnusmäßigen Ratings hinsichtlich der PKV-Beitragsstabilität stellte das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) weiterhin leichte Beitragsanstiege fest. Haupttreiber für die Erhöhung ist aber weniger die Inflation, sondern sind vielmehr langfristige Entwicklungen wie der medizinische Fortschritt sowie die Alterung des Versichertenbestandes. Für das Rating analysiert M&M Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit. Dabei finden allerdings nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, Berücksichtigung.

Allmählich kommen Unisex-Tarife in die Jahre

Die beobachtete starke Entspannung der Beitragsentwicklung im PKV-Neugeschäft der vergangenen Jahre wird von M&M vor allem mit dem „Beitrags-Reset“ durch die neue Unisex-Tarifgeneration 2012 erklärt. Nun komme diese junge Tarifgeneration allerdings langsam in die Jahre und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen ihre Beitragsanpassungen (BAP) nun naturgemäß höher aus, heißt es im Rating-Bericht. Das aktuelle Ergebnis zeigt nun, dass die Beiträge im Neugeschäft mit im Schnitt 2,07% weiterhin leicht steigen. 2021 lagen die BAP im Neugeschäft durchschnittlich bei 2,53%, 2020 bei 1,77% und im ersten Ratingjahrgang nach Einführung der Unisex-Tarife bei nur 1,44%.

 

PKV: Weitere Beitragserhöhungen recht wahrscheinlich

 

„Insgesamt ist eine steigende Tendenz der BAP im Neugeschäft zu erkennen, die sich mit den langsam alternden Beständen der Unisex-Tarifgeneration begründen lässt. Das Niveau der Bisex-Tarife mit fünfprozentiger BAP ist dabei aber noch lange nicht erreicht,“ stellt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN, fest.

233 Tarife „ausgezeichnet“, 257 „sehr gut“

Im Ergebnis zeigt sich, wie bereits in den Vorjahren, eine leichte Verschiebung in der Sterneverteilung weg von den Höchstwertungen: Von 994 analysierten Tarifen werden 233 mit einer Bewertung von fünf Sternen „ausgezeichnet“ und 257 Tarife erhalten vier Sterne („sehr gut“). Damit zeigt sich laut M&M noch immer ein großer Teil sehr stabil. Dahinter folgen 272 Tarife, die drei Sterne („durchschnittlich“) erhalten – aber auch 140 Tarife mit nur zwei Sternen („schwach“) und 92 Tarife mit nur einem Stern („sehr schwach“). „Das Ratingergebnis erfüllt weiterhin seinen Auftrag und spiegelt die aktuelle Marktsituation sowie die Marktentwicklung wider. Daher haben wir die 2018 großzügig angesetzten Benchmarks auch im Ratingverfahren 2022 beibehalten“, erläutert Bohrmann und verdeutlicht, „das erste Unisex-Ratingergebnis war 2018 eher überdurchschnittlich gut und wir nähern uns auch in diesem Jahr erst langsam dem normalen BAP-Niveau“.

Beitragsanpassungen als Herausforderung in der Beratung

Doch das Thema Beitragsanpassung ist eine der wohl größten Herausforderungen im Rahmen der PKV-Beratung. Oft besteht auch die Sorge der Versicherungsnehmer darin, im Alter einen hohen Beitrag zahlen zu müssen, da zu den gestiegenen Beiträgen noch der Wegfall des Arbeitgeberanteils hinzukommt. Die Versicherer bieten daher sogenannte Beitragsentlastungstarife an, die den Gesamtbeitrag um einen individuell wählbaren prozentualen Anteil im Rentenalter entlastet. Oft werden sogar genau die 50% Arbeitgeberanteil damit entlastet. Wie eine M&M-Analyse dazu zeigt, werde zur Berechnung von Beitragsentlastungstarifen nach wie vor am häufigsten eine prozentuale Entlastung des Gesamtbeitrags von über 45 bis 50% gewünscht. An zweiter und dritter Stelle folgen die Intervalle von über 25 bis 30% sowie über 15 bis 20% Entlastung. An vierter Stelle steht eine gewünschte Entlastung von über 55 bis 60%. „Auch wenn die PKV-Beratung den Beitrag stark im Fokus hat, sowohl im Hinblick auf eine mögliche Ersparnis als Einstiegsargument als auch im Hinblick auf drohende Anpassungen, ist ihr starkes Argument doch die Leistung,“ betont Bohrmann.

Keine pandemiebedingten Effekte bei den Erhöhungen

Einen direkten Zusammenhang zwischen den Beitragserhöhungen und der Corona-Pandemie schließt M&M unterdessen weiterhin aus. In Summe waren die Leistungsausgaben nämlich weiterhin stabil. Pandemiebedingt höheren Ausgaben im Bereich von Prävention, Hygienemaßnahmen oder Tests standen verminderte Ausgaben, etwa aufgrund aufgeschobener Behandlungen, gegenüber. Insgesamt wurden sogar weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen, lautet das Ergebnis der Analysten.

Künftig steigende Leistungsausgaben möglich

Die Versicherer rechnen allerdings mit einem verzögerten Anstieg der Leistungsausgaben in den kommenden Jahren. Aufgeschobene Behandlungen, in diesem Zusammenhang unerkannte Krankheiten sowie Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankungen können die zukünftigen Leistungsausgaben erhöhen, worauf die PKV-Versicherer bereits mit der Bildung von Schadenrückstellungen reagiert hätten, erläutert M&M. „Damit bleiben die größten Herausforderungen für die PKV-Versicherer in den nächsten Jahren vor allem die Alterung ihrer Bestände, die erhöhten Leistungsausgaben aufgrund verzögerter Pandemie-Auswirkungen sowie die höheren Kosten im Rahmen des medizinischen Fortschritts. Die Erholung am Zinsmarkt wird sich erst sehr langsam zeigen“, sagte Bohrmann und prognostiziert in Teilen anhaltende Beitragsanpassungen in der PKV. (as)

Das komplette M&M Rating PKV-Beitragsstabilität gibt es hier.

Bild: © Worawut – stock.adobe.com