Frankreich als Vorbild
Andere Länder haben bereits erfolgreiche Modelle etabliert. In Frankreich etwa erfreut sich der „Plan d’Épargne en Actions“ (PEA) seit seiner Einführung 1992 großer Beliebtheit. Rund 7 Millionen Franzosen besitzen heute ein solches Aktiendepot. Ziel ist, private Anleger für die kapitalgedeckte Vorsorge zu gewinnen und gleichzeitig europäische Unternehmen zu stärken. Deshalb dürfen PEA-Gelder nur in europäische Aktien investiert werden; Investitionen in den USA oder Asien sind ausgeschlossen.
Die steuerlichen Anreize sind attraktiv: Wer mindestens fünf Jahre investiert bleibt, zahlt auf Kursgewinne keine Einkommensteuer – lediglich Sozialabgaben fallen an. Wird das angesparte Vermögen später in eine lebenslange Rente umgewandelt, ist diese einkommensteuerfrei. Es können maximal 150.000 Euro pro Person in den PEA eingezahlt werden, entweder über ein selbst gemanagtes Depot oder über fondsgebundene Versicherungslösungen.
Intelligent vorsorgen
Unabhängig von staatlicher Förderung gilt: Wer heute ins Berufsleben einsteigt, wird den eigenen Lebensstandard im Alter nur halten können, wenn er frühzeitig und kontinuierlich investiert. Die wachsende Beliebtheit von ETF- und Fondssparplänen in Deutschland – laut BVI haben Privatanleger 2024 erstmals über 10 Millionen ETF-Sparpläne abgeschlossen – zeigt, dass das Bewusstsein dafür steigt.
Die Finanzbranche sollte diesen Trend nutzen und Produkte anbieten, die transparent, kostengünstig und leicht zugänglich sind – auch für Kleinanleger. Neben börsennotierten Aktien können in langen Anlagezeiträumen auch Private-Equity-Beteiligungen oder Infrastrukturprojekte eine Rolle spielen, um Rendite und Diversifikation zu erhöhen. Historische Daten belegen, dass sich bei langen Anlagehorizonten die Schwankungsbreite der Gesamtrenditen deutlich verringert.
Langfristig könnten Anleger von Megatrends wie Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, erneuerbarer Energien, innovativer Medizintechnik und einer alternden Weltbevölkerung profitieren. Natürlich gilt: Vergangene Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Dennoch spricht vieles dafür, in einer Reform der Altersvorsorge in Deutschland mehr Flexibilität zuzulassen – und damit auch mehr Chancen auf höhere Renditen.
Lesen Sie auch: Welches Potenzial der ELTIF Vermittlern bietet
Interessieren Sie sich für weitere Hintergrundartikel aus der Branche? Dann abonnieren Sie das monatliche Fachmagazin AssCompact – kostenfrei für Versicherungs- und Finanzmakler.
Grafik: © Bloomberg
Seite 1 Private Altersvorsorge: Was die Politik leisten muss
Seite 2 Frankreich als Vorbild
Steffen Orlowski - Anmelden, um Kommentare verfassen zu können