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25. März 2022
Private Equity kauft Maklerbetriebe – Folgen für Preise

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Private Equity kauft Maklerbetriebe – Folgen für Preise

Chancen auf höhere Verkaufspreise – teilweise

Nun interessiert natürlich die Sicht eines Maklerbetriebs, der grundsätzlich zu einem Verkauf bereit ist, und die Frage, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf den Verkaufspreis hat. Die Chancen für Makler, einen höheren Kaufpreis zu realisieren als noch vor zwei bis drei Jahren, sind sehr gut. Momentan allerdings nur für die Maklerunternehmen mit einer (Bestands-)Courtage von 1 Mio. Euro und darüber. Unternehmen mit weniger als 750.000 Euro Courtage sind – ausgenommen ausgewiesene Spezialmakler – für Private-­Equity-Investoren uninteressant. Schon die Kosten für eine professionelle Due Diligence, für Verträge und für Rechtsberatung stellen eine natürliche Untergrenze für die Profitabilität eines akquirierten Targets dar.

Im Segment der Maklerunternehmen mit unter 1 Mio. Euro Courtage gab es dagegen bisher nahezu keine PE-Transaktionen und somit auch keine Auswirkungen auf die Kaufpreise. Dies könnte sich aber im Zeitverlauf ändern, wenn mögliche Übernahmekandidaten rar werden und weiteres Kapital vorhanden ist, das investiert werden muss. Der Erwerb kleinerer profitabler Unternehmen mit Courtagen zwischen 500.000 und 1 Mio. Euro könnte dann in den Fokus der PEs rücken.

Mehr Erlös durch Rückbeteiligungsmodelle?

Kann ein Makler beim Verkauf mit Rückbeteiligungsmodellen einen zusätzlichen Verkaufserlös generieren? Die Idee beim Verkauf des „ersten“ PEs an das „konsolidierende“ PE ist, wie beschrieben, einen signifikant höheren Faktor für das gesamte Portfolio zu realisieren, als zuvor für den Aufbau bezahlt wurde. Hieran sollen die veräußernden Makler bei einem Rückbeteiligungsmodell partizipieren.

Ist dies realistisch? Es kommt darauf an: Steigen die Zinsen signifikant an, wird weniger Kapital am Markt verfügbar sein. PEs, die nach Abschluss der „Buy & Build“-Strategie als potenzielle Käufer auftreten, könnten dann geringere Faktoren für den Erwerb der Portfolios bieten. Eindrucksvoll zeigt sich dieser Zusammenhang bereits Anfang 2022 bei Tech-Aktien. Diese haben nur aufgrund der Ankündigung von Zinserhöhungen vonseiten der Fed an Marktkapitalisierung verloren.

Mindestens genauso relevant ist aber die Einkaufsstrategie des jeweiligen PEs. Worst Case: Kein potenzieller Erwerber findet sich, weil der Einkauf der Unternehmen durch­gehend zu teuer war. Dann heißt es für das originär investierende PE, das Portfolio zu halten – schlecht für die Investoren – oder das Portfolio zu geringeren Bewertungsfaktoren, auch gegebenenfalls unter dem Einstandspreis, zu verkaufen. Die vereinbarte theoretische Rückbeteiligung für das Maklerunternehmen ist dann „0“.

Aus anderen Märkten kennen wir in diesem Worst-Case-Szenario die sukzessive Veräußerung des zuvor erworbenen Portfolios als Option, da viele PE-Firmen bzw. deren Investoren ungeduldig auf ausbleibende Renditen reagieren. Passiert dies im großen Rahmen, wird der Markt das steigende Angebot an Maklerunternehmen mit niedrigeren Preisen goutieren. Die Reaktion der PE-Wettbewerber wird dann, wie dies an der Börse als Dominoeffekt üblich ist, nicht ausbleiben. Die Devise heißt dann: Rette sich, wer kann.

Diese beiden Entwicklungslinien – Zinsanstieg und zu hohe Einstandspreise – konterkarieren somit sogenannte Rückbeteiligungs­modelle, wie sie heute im Markt angeboten werden. Diese mutieren für die ehemaligen Verkäufer der Maklerunternehmen eher zu einer Art Kapitalvernichtung.

Fazit: Die Marktkonsolidierung ist schon weit fortgeschritten

Der Verkauf eines Maklerhauses an ein Private-Equity-Unternehmen hat einigen größeren Maklern attraktive Verkaufspreise beschert. Auch der Verkauf mit Rückbeteiligung kann lukrativ sein, wenn alle Targets des Fonds sorgsam bewertet und marktgerecht eingekauft wurden. Hier muss sich der veräußernde Makler allerdings tiefgehende Einblicke in das Portfolio des PEs verschaffen. Die dazu notwendige Transparenz ist aber oft nicht gegeben. Oder der Verkäufer verhandelt einen Kaufpreis, der auch bei ausbleibender Rückbeteiligung attraktiv ist – wobei dann meist der Marktpreis erzielt wird, den auch nicht PE-getriebene mittelständische Erwerber bezahlen.

Wer sein Unternehmen in gute Hände geben will, sollte sich andere etablierte Marktteilnehmer als Erwerber suchen. Diese gibt es in großer Anzahl. Denn Private-Equity-Häuser werden, insbesondere in der geschilderten zweiten Runde, radikal Kosten reduzieren mit Auswirkungen auf Service und Kundenbindung. Zudem geht Verantwortung für Personal und Kunden schwerlich einher mit dem Verkauf an anonyme Investorengebilde, bei denen ausschließlich der „harte Dollar“ zählt.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2022, S. 114 f., und in unserem ePaper.

Bild: © motortion – stock.adobe.com

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Ein Artikel von
Dr. Stefan G. Adams