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7. Februar 2023
PropTech-Sektor: Aufwärtstrend 2022 vorerst gestoppt

PropTech-Sektor: Aufwärtstrend 2022 vorerst gestoppt

Die blackprintpartners GmbH hat ihren aktuellen PropTech Report vorgelegt. Demnach gab es in Deutschland Ende 2022 insgesamt 784 wirtschaftsaktive PropTech-Start-ups und damit mehr als je zuvor. Doch zugleich ist die Zahl der Neugründungen gegenüber 2021 eingebrochen.

Wie steht es um die PropTechs hierzulande? Die auf Transformation und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche spezialisierte blackprintpartners GmbH (blackprint) mit Sitz in Frankfurt am Main hat abermals den PropTech-Sektor beleuchtet. Im nun veröffentlichten „blackprint PropTech Report 2022“ wurden aktuelle Zahlen, Daten und Fakten rund um die deutsche PropTech-Unternehmenswelt analysiert.

784 aktive PropTech-Start-ups

Laut Bericht waren im Jahr 2022 in Deutschland 784 wirtschaftsaktive PropTech Start-ups bekannt. Das sind 130 bzw. fast 20% mehr als im Vorjahr. Die prozentuale Steigerung ist zufolge die höchste der Vorjahre. Blackprint führt dies unter anderem auf eine deutlich stärkere Visibilität und damit Auffindbarkeit von PropTechs zurück, bedingt unter anderem durch folgenden Umstand: Infolge der aktuellen Marktlage sind zunehmend Energie- bzw. Klimalösungen für die Bau- und Immobilienwirtschaft in den Mittelpunkt gerückt. Einige Lösungsanbieter hätten das Potenzial der Branche erkannt und ihren Fokus daher verstärkt auf Immobilien gelegt, wie es im Report heißt.

Zahl der Neugründungen eingebrochen

Zugleich ist 2022 die Zahl der Neugründungen allerdings deutlich zurückgegangen. Von den 784 aktiven PropTech-Start-ups wurden 73 Unternehmen seit dem 01.01.2022 neu gegründet und demnach als aktiv angeführt. Somit beträgt die Neugründungsquote lediglich 9,3% – dies bedeutet einen Einbruch um 43,4% gegenüber 2021.

Insgesamt 42 PropTechs waren im Jahr 2022 mehr wirtschaftsaktiv, im Insolvenzverfahren oder wurden bereits liquidiert.

Bereich „Bauen & Sanieren“ mit den meisten PropTechs

Der Großteil der aktiven PropTechs lässt sich der Wertschöpfungsstufe „Bauen & Sanieren“ zuordnen. Mit 147 Start-ups machen sie 18,8% gemessen am Gesamtanteil aus. Es folgen der Bereich „Vermarktung, Vermietung & Verkauf“ mit 113 PropTech Start-ups bzw. einem Anteil von 14,4% sowie die Wertschöpfungsstufe „Konzepte & Services für Mieter & Nutzer“ mit 101 Unternehmen bzw. einem Anteil von 12,9%. Auch die Kategorie „Planen & BIM“ ist mit 97 PropTech Start-ups bzw. 12,4% ebenfalls stark vertreten.

Berlin als Hochburg der PropTech-Start-ups

Die Hochburg der PropTechs ist und bleibt Berlin. 204 und damit ein Viertel der wirtschaftsaktiven Unternehmen finden sich in der Hauptstadt. Im Ranking der Bundesländer mit den meisten PropTechs rangiert Berlin auf Rang 1 gefolgt von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Den geringsten Anteil weisen das Saarland und Sachsen-Anhalt auf.

Die Hochburg der PropTechs ist und bleibt Berlin. 204 und damit ein Viertel der wirtschaftsaktiven Unternehmen finden sich in der Hauptstadt. In der Rangliste der Top-Standorte reihen sich hinter Berlin München, Hamburg, Stuttgart, Köln und Frankfurt ein.

Kaum Frauen in der Geschäftsführung

Auch zur Zahl der Beschäftigten enthält der Bericht Informationen. So haben mehr als zwei Drittel aller deutschen PropTech-Start-ups bis zu zehn Mitarbeitende. Immerhin 7,4% haben 50 oder mehr Beschäftigte. Was die Positionen der Geschäftsführer angeht, ist der Großteil männlich besetzt. Der Frauenanteil beträgt hier nicht einmal 10% und ist damit sehr niedrig.

Zur Entwicklung des Investitionsvolumens

Laut blackprint brachte das Jahr 2022 erneut einen Rekord: Ende 2022 belief sich das Investitionsvolumen für deutsche PropTechs auf 767,3 Mio. Euro. Gegenüber der Gesamtsumme des voherigen Jahres mit 502,4 Mio. Euro bedeutet dies eine Steigerung um 52,7%. Im Jahr 2022 wurden demnach knapp so viel in deutsche Bau- und Immobilien-Start-ups investiert wie in den Jahren 2021 und 2020 zusammen.

Wie der Bericht aber auch zeigt, haben die Krisen 2022 aber offenbar zu mehr Unsicherheit bei Investoren geführt. So wurden in der zweiten Jahreshälfte 2022 verhältnismäßig geringe 146,3 Mio. Euro investiert, während n allein im ersten Halbjahr über 621 Mio. Wagniskapital zur Verfügung gestellt wurden.

Lukas Linn, Autor des Berichts und bei blackprint Experte für den Bereich Venture Capitel sagt: „2022 lässt sich für deutsche PropTechs symbolisch in zwei Extreme teilen: Rekorde und Euphorie vor Ausbruch der Krisen, Starre und Ungewissheit danach. Einerseits ist noch nie so viel Venture Capital in PropTechs investiert worden. Allein fünf deutsche Immobilien-Start-ups haben mehr Geld eingesammelt als alle PropTechs 2021 zusammen. Andererseits lässt sich die starke Unsicherheit der Investoren im Jahresverlauf gut abbilden: Weniger als 20% des gesamten Finanzierungsvolumens wurde in der zweiten Jahreshälfte investiert.“ Auch der deutliche Rückgang der Finanzierungsrunden-Anzahl zeige die Folgen, die der Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Inflation und steigende Zinsen, die Lieferengpässe sowie die hohen Gas- und Energiepreise in der Immobilien- bzw. Investmentwelt hinterlassen hätten, so Linn weiter.

Künftig wohl weitere Konsolidierung im PropTech-Sektor

Trotz einer gestiegenen Zahl an PropTech-Start-ups und einem hohen Finanzierungsvolumen hat sich dem blackprint-Report ist der Aufwärtstrend des Sektors ab dem zweiten Quartal 2022 vorerst zum Stoppen gekommen. Sarah Schlesinger, Managing Partner bei blackprint, geht davon aus, dass sich die Konsolidierung im PropTech-Sektor fortsetzen wird, vorerst verstärkt durch die Krisen-Schockstarre bei Auftraggebern und Investoren. Die Wagniskapitaltöpfe seien aber noch voll, andere werden gerade über großzügiges Fundraising neu befüllt. „Die Krise wird nochmals deutlicher aufzeigen, wo besondere Rendite- und Disruptionspotenziale liegen. Weder die Wohnungsbaufrage noch die nach energetischer Sanierung, mehr Energieeffizienz oder Klima-Resilienz der gebauten Welt können ohne Innovationen gelöst werden. PropTechs werden ein großer Teil der Lösung sein“, so Schlesinger.

Mehr Infos zum blackprint-Report unter blackprint.de.

Bild: © cherrus – stock.adobe.com