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9. Oktober 2020
Psyche und Rücken: Mehr Beschwerden infolge der Corona-Krise

Psyche und Rücken: Mehr Beschwerden infolge der Corona-Krise

81% der Deutschen plagten in den vergangenen Monaten Rückenschmerzen. Fast jeder zehnte Betroffene berichtet laut einer Studie über häufigere Beschwerden seit Corona. Die Krise hat auch Folgen für die Psyche, wie eine weitere Umfrage zeigt: Jeder zweite Bundesbürger fühlt sich von Corona mental belastet.

Acht von zehn Menschen hierzulande litten in den vergangenen Monaten unter Rückenschmerzen. Dies geht aus einer aktuellen YouGov-Studie des Versicherers Swiss Life hervor. Wie die Umfrage weiter zeigt, traten bei jedem zehnten Betroffenen die Schmerzen seit Corona sogar häufiger auf. „Rückenschmerzen sind zu einer Volkskrankheit geworden“, erklärt Stefan Holzer, Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life Deutschland. Aus Furcht, sich in der Arztpraxis mit Corona anzustecken, haben 37% ihre Rückenleiden nicht behandeln lassen. Dies kann aber auch wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, denn Erkrankungen am Bewegungsapparat seien mittlerweile der zweithäufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit, so Holzer weiter.

Verschiedene Ursachen für Rückenleiden

Die Gründe für ihre Rückenbeschwerden sind laut Selbsteinschätzung der Befragten vielfältig und reichen von mangelnder Bewegung über eine schlechte Matratze oder einem mangelhaften Lattenrost bis hin zum Bürostuhl oder dem Schreibtisch als Auslöser. Bei der Behandlung der Schmerzen setzt knapp ein Viertel auf Medikamente. 41% bewegen sich mehr, 25% praktizieren Entspannungsübungen und ebenfalls fast ein Viertel hat die Matratze oder den Lattenrost ausgetauscht. 

Unterstützung vom Chef für ergonomische Ausstattung im Home-Office

Insgesamt wünschen sich die Menschen mehr Unterstützung von ihren Arbeitgebern. Demnach beklagen 43% der Betroffenen fehlende Maßnahmen für einen gesunden Rücken am Arbeitsplatz. Nur etwas mehr als jeder Fünfte sagt, ergonomisches Arbeiten im Büro sei möglich. Lediglich 8% der Betroffenen berichten, dass der Arbeitgeber sie bei einer ergonomischen Ausstattung des Home-Office unterstützt. Sport- und Entspannungsangebote machen lediglich 17% der Arbeitgeber.

Corona als weitere Ursache für seelische Leiden

Psychische Erkrankungen sind die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Auslöser für seelische Leiden gibt es viele, darunter Angst, Stress oder Überforderung. Mit der Covid-19-Pandemie kommt nun ein weiterer Belastungsfaktor hinzu. Eine aktuelle Studie des InsurTechs CLARK zum World Mental Health Day am 10. Oktober zeigt: Für 60% der Deutschen hat Corona eine Auswirkung auf das geistige Wohlbefinden. Noch im Mai diesen Jahres hielten es 44% der Bundesbürger für unwahrscheinlich, an einer Depression oder an einem anderen psychischen Leiden zu erkranken.

Nun hat die anhaltende Pandemie offenbar die Einschätzung der Menschen geändert. Rund 22% der Befragten gaben im Rahmen der aktuellen Erhebung an, durch Corona mehr Stress zu empfinden oder nicht zur Ruhe kommen zu können. Als weitere psychische Folgen der Corona-Krise berichteten die Befragten über schlechteren Schlaf und finanzielle Sorgen. Belastend wirken sich vor allem auch die Sorgen um Familie und Freunde aus. 

Mehr Krankschreibungen wegen psychischer Leiden

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die seelische Gesundheit lässt sich auch an der Entwicklung der Krankschreibungen ablesen: So berichtet die Krankenkasse KKH vor Kurzem, dass die Zahl der Krankmeldungen wegen psychischen Leiden unter ihren Versicherten deutlich gewachsen ist. Demnach verzeichnete die KKH im ersten Halbjahr 2020 rund 26.700 Krankmeldungen wegen seelischer Erkrankungen und damit an die 80% mehr als im Vorjahreszeitraum.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Erkrankungen rasant nach oben geklettert. Wie aus dem Psychoreport 2020 der DAK-Gesundheit hervorgeht, gab es von 2000 bis 2019 bei den Fehltagen aufgrund psychischer Leiden insgesamt einen Anstieg um 137%. Für die Langzeit-Analyse wurden die anonymisierten Daten von über zwei Millionen erwerbstätiger Versicherter ausgewertet. (tk)

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