AssCompact suche
Home
Investment
1. März 2023
Rekordwerte bei weltweiten Dividenden 2022

Rekordwerte bei weltweiten Dividenden 2022

Wie die Investmentgesellschaft Janus Henderson Investors meldet, gab es 2022 bei globalen Dividenden Rekordausschüttungen zu verzeichnen - u. a. wegen stark erhöhten Ausschüttungen bei Öl- und Gasproduzenten. 2023 soll das Dividendenwachstum weitergehen.

Vor einigen Wochen meldete bereits Allianz Global Investors ein Rekordwachstum der Dividendenausschüttungen am MSCI Europe im letzten Jahr (AssCompact berichtete), jetzt meldet die britisch-amerikanische Investmentgesellschaft Janus Henderson Investors eine ähnliche Entwicklung bei globalen Dividenden. Um 8,4% sind diese 2022 auf einen Rekordwert von 1,56 Bio. US-Dollar gestiegen. Bereinigt um den US-Dollar-Anstieg gegenüber den meisten Währungen sowie um niedrigere Sonderdividenden und andere technische Faktoren war das bereinigte Wachstum mit 13,9% sogar noch stärker, heißt es von Janus Henderson.

Zwölf Länder mit Rekordausschüttungen

Das weltweite Dividendenwachstum war so kräftig, dass zwölf Länder Rekordausschüttungen in US-Dollar verzeichneten, darunter die USA, Kanada, Brasilien, China, Indien und Taiwan. Doch auch viele andere Länder hatten Rekorde zu verzeichnen, z. B. Frankreich, Deutschland, Japan und Australien.

Automobilhersteller an der Spitze in Deutschland

Beim deutschen Dividendenwachstum entfielen zwei Drittel auf die Automobilhersteller. Mercedes übernahm erstmals seit 2018 wieder den Spitzenplatz in Deutschland, wie Daniela Brogt, Head of Sales für Deutschland und Österreich bei Janus Henderson Investors, anmerkt. Es habe jedoch in fast allen Sektoren Zuwächse gegeben. 97% der deutschen Unternehmen im Janus Henderson Global Dividend Index hätten ihre Ausschüttungen erhöht oder konstant gehalten.

Insgesamt seien 43,3 Mrd. Euro ausgezahlt worden, was den Höchststand von 2018 zwar übertreffe, insgesamt aufgrund der Euro-Schwäche in US-Dollar jedoch niedriger sei. Auf bereinigter Basis hätten deutsche Unternehmen 2022 mit einem Plus von 33,5% überproportional zum Dividendenwachstum in Europa beigetragen.

Öl- und Gasproduzenten erhöhten Dividenden stark

Um satte zwei Drittel erhöhten Öl- und Gasproduzenten ihre Ausschüttungen, sowohl durch regelmäßige Ausschüttungen als auch durch einmalige Sonderdividenden. Dies sei laut Janus Henderson bedingt durch die steigenden Energiepreise. Diese Erhöhungen trugen fast ein Viertel zum weltweiten Dividendenanstieg 2022 bei. Die Ausschüttungen wurden fast überall erhöht, wobei die Unternehmen der Schwellenländer das stärkste Wachstum verzeichnet hätten.

Banken und andere Finanzwerte, insbesondere in den USA, Großbritannien und Europa, trugen ein weiteres Viertel zum Jahreswachstum bei und knüpften damit an die starke Erholung der Dividenden nach der Pandemie im Jahr 2021 an. Darüber hinaus sorgten hohe Frachtkosten bei Transportunternehmen weltweit für Auftrieb, während die steigende Nachfrage und die höheren Preise für Autos und Luxusgüter dazu führten, dass diese Sektoren die wichtigsten Treiber für das Dividendenwachstum in Europa waren. Niedrigere Rohstoffpreise führten derweil dazu, dass die Ausschüttungen im Bergbau von ihrem Rekordhoch 2021 zurückgingen.

Trotz einiger klarer Sektorengewinner war das Wachstum dennoch breit gestreut. Weltweit erhöhten 88% der Unternehmen ihre Dividenden oder hielten sie konstant.

Rundum Wachstum

Geografisch betrachtet stiegen die Dividenden in den Schwellenländern, im asiatisch-pazifischen Raum ohne Japan und in Europa auf bereinigter Basis um etwa ein Fünftel. Das Wachstum in den USA war weniger als halb so hoch wie in den übrigen Ländern. Dies lag Janus Henderson zufolge vor allem, dass die USA weniger von einigen der großen Sektortrends des Jahres 2022 beeinflusst wurden, aber auch daran, dass die US-Dividenden während der Pandemie sehr stabil waren und sich daher weniger stark erholten. Dennoch lag das US-Wachstum über seinem langfristigen Durchschnitt.

In Japan wurde das Gesamtwachstum durch den schwachen Yen erheblich beeinträchtigt – dennoch stiegen die Dividenden auf bereinigter Basis immerhin um ein Sechstel. In Großbritannien stiegen sie um 12,1%.

Prognose für 2023: Geringeres Wachstum

Für 2023 sieht Janus Henderson einen weiteren Anstieg der Dividenden kommen – allerdings einen langsameren als noch letztes Jahr. Die Zahlungen würden am Ende bei 1,6 Bio. US-Dollar liegen, was einem Anstieg von 2,3% auf Gesamtbasis und einem bereinigten Anstieg von 3,4% entspräche.

Ganz gewiss seien die Dividendenaussichten für 2023 jedoch noch nicht, sagt Jane Shoemake, Client Portfolio Manager für Global Equity Income bei Janus Henderson Investors. Inflation, das Ausmaß weiterer Zinserhöhungen und geopolitische Risiken würden das Bild trüben. Außerdem werde der Cashflow der Unternehmen sowohl durch die geringere Nachfrage als auch durch die höheren Kosten für die Kreditbedienung unter Druck geraten. Dies schränke den Spielraum für Dividendenwachstum ein. Aus sektoraler Sicht sei ein weiterer derartiger Anstieg der Energiedividenden, wie es ihn 2022 gab, unwahrscheinlich. Die Ausschüttungen im Bergbau hängen von den jeweiligen Rohstoffpreisen ab. Eine wichtige Rolle dürfte auch die Wiedereröffnung Chinas spielen, die das Wirtschaftswachstum weiter ankurbeln dürfte, sobald die aktuelle Welle von Corona-Infektionen vorüber ist.

Shoemake hält insgesamt, trotz aller Ungewissheiten, ein weiteres Dividendenwachstum 2023 für möglich, denn ausschlaggebend sei, dass Dividenden weit weniger volatil seien als Gewinne, und die globale Dividendendeckung, also das Verhältnis zwischen Gewinnen und Dividenden, sei derzeit hoch. (mki)

Bild: © m.mphoto – stock.adobe.com