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15. Dezember 2022
Run-Off-Lebensversicherer immer erfolgreicher
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Run-Off-Lebensversicherer immer erfolgreicher

Die Rating-Agentur Assekurata hat ihre neue Studie zur Situation von Lebensversicherern im Run-off veröffentlicht. Dabei stellt sich heraus: Die Run-off-Unternehmen erwirtschaften seit einigen Jahren überdurchschnittlich hohe Erträge.

Insbesondere in der Lebensversicherung sind auf dem deutschen Markt mittlerweile Run-offs zu beobachten, weil das Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre das traditionelle Geschäftsmodell stark unter Druck gesetzt hat. Das meldet die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH (Assekurata), die im Dezember ihre Studie „Run-off in der Lebensversicherung 2022“ veröffentlicht hat.

Die Untersuchung zeigt laut Assekurata, dass die Run-off-Unternehmen seit einigen Jahren immer erfolgreicher werden und „überdurchschnittlich hohe Erträge“ erwirtschaften, und soll die Auswirkungen sowohl aus Kunden- als auch aus Investorensicht identifizieren.

Prämienvolumen von 3,7 Mrd. Euro im externen Run-off

Wenn Versicherungsgesellschaften in den Run-off gehen, bieten sie Kunden keine neuen Verträge mehr an. Bis Ende 2021 befanden sich sieben deutsche Lebensversicherer mit einem Prämienvolumen von insgesamt 3,7 Mrd. Euro im externen Run-off, heißt es von Assekurata. Das sei ein Marktanteil von rund 4%. Die Zahlen beziehen sich auf Versicherer, die über einen Unternehmensverkauf als Ganzes an einen externen Spezialisten, eine sogenannte Run-off-Plattform, veräußert wurden, erklärt der Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, Lars Heermann. Daneben gebe es noch einige Gesellschaften, die ihre geschlossenen Verträge selbst abwickeln und sich damit im internen Run-off befinden.

Unterschiedliche Größenverhältnisse

 

Run-Off-Lebensversicherer immer erfolgreicher

In der Run-off-Studie wurden zehn Lebensversicherer mit unterschiedlichen Größenverhältnissen und Abwicklungsgeschwindigkeiten untersucht. Die Abwicklungsdynamik hänge laut Assekurata neben dem Zeitpunkt des Run-offs insbesondere von den vertraglichen Restlaufzeiten, dem Umfang von Dynamikerhöhungen und dem Stornoverhalten der Kunden ab. In der Grafik sind die Größenverhältnisse veranschaulicht. Die Säulen stehen dabei für die gebuchten Bruttobeiträge im Zeitablauf.

Run-off-Versicherer mit überdurchschnittlichen Erträgen

 

Run-Off-Lebensversicherer immer erfolgreicher

Die wirtschaftliche Gesamtsituation von Lebensversicherern sei eng mit ihrer Ertragslage verknüpft. Vor diesem Hintergrund hat Assekurata u.a. die Rohüberschussquoten im zehnjährigen Verlauf untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Rohüberschüsse bei der Run-off-Gruppe seit dem Bilanzjahr 2017 deutlich höher ausfallen als im Marktdurchschnitt. Der LV-Markt befindet sich, wie in der Grafik zu sehen, seit 2015 im Bereich zwischen 10 und 15%, während die Überschussquote bei den Run-off-Versicherern sich seit 2018 bei über 30% befindet.

 

Erträge auch für Kunden profitabel

Assekurata interpretiert die Verteilung des Rohüberschusses zwischen Versicherer und Kunden insofern, als dass die Verteilungsphilosophie von Run-off-Gesellschaften deutlich stärker auf den Aktionär ausgerichtet sei als im Gesamtmarkt üblich. Während Lebensversicherer mit geöffnetem Neugeschäft 2021 etwa 86% des Rohüberschusses über RfB-Zuführungen oder Direktgutschriften an ihre Kunden weitergegeben haben, waren es bei den Run-off-Versicherern lediglich 70%.

Auch die Run-off-Kunden würden laut Assekurata aber von den Ertragsvorteilen profitieren. „Dies konnten wir an der Kennzahl Umsatzrendite für Kunden festmachen, die bei der Gruppe der Run-off-Versicherer seit 2017 höher ausfällt als im Markt“, sagt Lars Heermann. Trotz der auf die Eigentümer ausgerichteten Verteilungsphilosophie zahle sich der höhere Überschuss auch für die Kunden bilanziell aus. Dies liege, so Heermann, maßgeblich an der Mindestzuführungsverordnung (MindZV), die den Kunden eine Mindestertragsbeteiligung an den verschiedenen Überschussquellen gesetzlich zusichert, so dass auch sie an steigenden Ergebnissen partizipieren.

Professionelles Kostenmanagement erforderlich

Ein weiterer Fokus der Studie war die Kostenentwicklung der Unternehmen. Demzufolge falle die Verwaltungskostenquote bei der Run-off-Gruppe strukturell überdurchschnittlich aus und liege bei den internen Run-off-Gesellschaften noch höher als bei den externen. Zugleich würden die Run-off-Versicherer insgesamt auch höhere Verwaltungsstückkosten je Vertrag aufweisen als der Markt. Diese Verwaltungskosten seien für Run-off-Versicherer ein „kritischer Erfolgsfaktor“, da aufgrund des kontinuierlichen Vertragsabriebs negative Skaleneffekte entstehen können. Allerdings biete die Migration der Verträge auf eine effiziente Bestandsführungs-IT auch viel Potenzial für eine langfristige Kostenoptimierung, sagt Heermann.

Weitere Bestandsverkäufe in Aussicht

Für die Zukunft geht Assekurata davon aus, dass der externe Run-off-Markt trotz der gestiegenen Zinsen intakt bleiben werde. Die Finanzierungsbedingungen für die Altgarantien hätte sich zwar bei vielen Lebensversicherern durch den Zinsaufschwung verbessert, aber die Abgabe geschlossener Bestände könne auch weiterhin Kapital und Managementkapazitäten freisetzen. Insbesondere die Übernahme von Teilbeständen anstatt ganzer Risikoträger sei hier denkbar, mutmaßt Heermann. Die Mitte 2022 bekannt gewordenen Vorhaben von AXA und Zurich, über die AssCompact jeweils berichtete, würden hierzu auch passen.

Über die Studie

In der Studie untersucht Assekurata, welche Überschüsse das Geschäftsmodell Run-off abwirft und inwieweit diese dem Versicherer und den Kunden zugutekommen. Dazu wurden die Erfolgsfaktoren aus der Kapitalanlage, der Kostensituation und dem Stornoverhalten der Kunden untersucht. Erstmals wurden in diesem Jahr auch die Umsatzrendite für Kunden sowie die BaFin-Beschwerdequoten analysiert. Daneben geht die Studie der Frage nach, wie es um die Sicherheitsmittelausstattung der Run-off-Gesellschaften nach Solvency II und HGB bestellt ist. (mki)

Grafiken: Assekurata-Studie „Run-off in der Lebensversicherung 2022“

Bild: © Wasan – stock.adobe.com