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28. November 2022
Schadenzahlen beim Bau bleiben auf hohem Niveau

Schadenzahlen beim Bau bleiben auf hohem Niveau

Der Bauherren-Schutzbund (BSB) hat eine aktuelle Auswertung zu Anzahl und Kosten von Bauschäden beim Neubau von Wohngebäuden vorgelegt. Auch wenn in den vergangenen Jahren weniger Schäden zu verzeichnen sind, warnt der BSB, es könnten viele weitere noch nicht gemeldete Schäden hinzukommen.

Nach 2015 und 2018 hat der Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) nun abermals die „Analyse der Entwicklung der Bauschäden und der Bauschadenkosten“ beim Institut für Bauforschung (IfB) in Auftrag gegeben und veröffentlicht. Im Rahmen des Berichts wurden über 8.000 Versicherungsfälle der AIA AG beleuchtet und für den Zeitraum 2002 bis 2022 die Anzahl und Kosten von Bauschäden, Schadenstellen und Schadenursachen beim Neubau von Wohngebäuden ermittelt.

Leichter Rückgang der Schäden, der mit Vorsicht zu genießen ist

Über die vergangenen zwanzig Jahre hinweg gehen die absoluten gemeldeten Schadenzahlen leicht zurück. So hat die AIA Versicherung von 2017 bis 2021 insgesamt 1.771 Schadenmeldungen verzeichnet. Von 2012 bis 2016 waren es noch 2.004 Meldungen. Was zunächst mit Blick auf die stetig steigende Bautätigkeit positiv erscheint, könne sich laut BSB aber bald ins Gegenteil wenden. „Es muss davon ausgegangen werden, dass in den letzten Jahren noch viele Schäden, die bisher noch nicht gemeldet wurden, hinzukommen werden“, sagt BSB-Geschäftsführer Florian Becker.

So entwickelten sich die Schadenstellen und Schadenbilder

Fast zwei Drittel der Schadenstellen sind den klassischen Bereichen zuzuordnen. Hierunter fallen insbesondere mehrere Bauteile der Konstruktion wie etwa das Dach, die Geschossdecken sowie Fußböden und Wände. Auch bei den Schadenbildern zeigt sich ein erwartbares Bild: 80% der analysierten Fälle weisen auf wenige typische Ausprägungen hin, beispielsweise Feuchteschäden, nicht vorschriftsmäßig erbrachte Leistungen oder Rissbildungen.

Sowohl die Schadenstellen als auch die Schadenbilder belegen, dass immer öfter mehrere Bauteile betroffen sind, dass mehrere Mängel gleichzeitig gemeldet werden, oder dass eine Zuordnung zum Zeitpunkt der Meldung noch gar nicht möglich ist. „Die Ergebnisse verdeutlichen, wie komplex der Hausbau geworden ist und wie sensibel die Gebäude auf Baufehler reagieren“, so Becker weiter. Komplizierte Arbeiten wie die Gebäudedämmung einschließlich aller Anschlüsse an Fenster und Türen würden höchste Ansprüche an die genaue Planung, Ausführung und Kontrolle der Bautätigkeit stellen.

Planung, Bauleitung und Bauüberwachung als Knackpunkte

Laut Bauschadenbericht liegen die Ursachen für fast 85% der untersuchten Schäden in einer unzureichenden Planung, Bauleitung und Bauüberwachung. „Eine unabhängige Baukontrolle wird bei zunehmender Komplexität des Bauens immer wichtiger“, betont Becker. Hierbei überprüfen qualifizierte Sachverständige im Auftrag des Bauherren die Vertragsinhalte samt Planung und kontrollieren die Bauausführung ergänzend zur üblichen Bauleitung. Das Mangel- und Schadenrisiko sinke dabei erheblich, so der BSB-Geschäftsführer.

Rückläufige Bauschadenkosten

Die Entwicklung der Bauschadenkosten hat bis 2016 konstant zugenommen. Seitdem ist ein Rückgang um fast 50% festzustellen. Auch hier warnt der BSB: Die Zahlen könnten noch nicht abschließend betrachtet werden. „Die Schadenkosten werden aufgrund gestiegener Material- und Lohnkosten und durch den aktuell sehr hohen Anteil offener Schäden und Nachmeldungen noch deutlich zunehmen“, erklärt Becker. Gerade komplexe Schäden, die nicht kurzfristig bestimmt werden können, würden hohe Schadensummen aufweisen.

Bild: © Romolo Tavani – stock.adobe.com