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12. November 2021
SchuldnerAtlas 2021: Zahl der Überschuldeten weniger
SchuldnerAtlas 2021: Zahl der Überschuldeten weniger

SchuldnerAtlas 2021: Zahl der Überschuldeten weniger

Die Zahl der überschuldeten Privatpersonen hat sich auf 6,16 Millionen verringert. Bei Frauen und Männern, in fast allen Altersgruppen sowie in allen Kreisen in Deutschland ist ein Rückgang der Überschuldung zu sehen. Die Folgen der Corona-Pandemie könnten erst später sichtbar werden.

Die Überschuldungsquote in Deutschland sinkt erstmals unter die 9%-Marke (8,86%). Diese bezeichnet den Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland. Im Jahr 2021 hat die Zahl der überschuldeten Verbraucher einen Tiefststand erreicht. Es sind so wenige wie noch nie seit Beginn der Auswertungen 2004: Die Zahl überschuldeter Privatpersonen in Deutschland sinkt auf 6,16 Millionen. Damit gelten 3,08 Millionen Haushalte als überschuldet. Das sind Ergebnisse des SchuldnerAtlas 2021.

Pandemie-Folgen erst später sichtbar

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, dem Herausgeber der Analyse, bezeichnet diese Zahlen im Hinblick auf die Pandemie-Situation als ein „Überschuldungs-Paradoxon“. Die andauernden staatlichen Hilfsmaßnahmen, z. B. Kurzarbeitergeld und Überbrückungshilfen, halfen den Unternehmen und damit auch Verbrauchern bzw. deren Arbeitsplätzen. Die Folgen der Corona-Pandemie seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden zeitverzögert und mit Langzeitwirkung auftreten, so Hantzsch. Er erläutert weiter: „Megatrends wie gestörte Lieferketten, steigende Energiepreise und anhaltende Inflation wirken erst auf die Wirtschaft und dann auf die Geldbeutel der Verbraucher.“ Zudem haben viele Verbraucher Vorsicht bei ihren Ausgaben walten lassen und sich beim Konsum zurückgehalten. Dadurch wurden mehr als 200 Mrd. Euro zusätzlich seit Anfang 2020 angesammelt.

Überschuldungsquoten und Überschuldungsfälle

Insgesamt gebe es einen positiven Gesamttrend, so Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. „Überschuldungsquoten und Überschuldungsfälle sinken bei Männern und Frauen sowie in fast allen Altersgruppen“, sagt er. Allerdings gebe es keine Entwarnung. Derzeit seien immer noch 32% oder rund 13,5 Millionen Haushalte von Einbußen beim Haushaltsnettoeinkommen betroffen. Der sogenannte „finanzielle Stress“ habe auch zugenommen.

Altersarmut

Die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen zeige als einzige einen Anstieg der Überschuldungsfälle und -quote, sagt Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. Somit ist auch Altersarmut weiterhin aktuell.

Positive Überschuldungsentwicklung in ganz Deutschland

Auch in allen Regionen in Deutschland geht die Überschuldungsquote zurück. „Alle 401 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland verzeichnen einen Rückgang der Überschuldungsquote“, sagt Goy-Yun. In elf Bundesländern ist die Abnahme der Überschuldung überdurchschnittlich. Hamburg verzeichnet den deutlichsten Rückgang (9,10%; −1,43 Punkte), Bayern weist die geringste Verbesserung auf (6,43%; −0,71 Punkte). Die Schlusslichter bilden wie in den Vorjahren Bremen, Sachsen-Anhalt und Berlin. (lg)

Bild: © Tatjana Balzer – stock.adobe.com