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9. März 2020
Schutz für historische Gemäuer: Burgen und Schlösser versichern

Schutz für historische Gemäuer: Burgen und Schlösser versichern

Alexander Kottulinsky hat das Absichern von Burgen und Schlössern zu seinem Beruf gemacht und 1994 das Maklerunternehmen KOTAX Versicherungssysteme gegründet. Der Makler, selbst Schlossbesitzer, weiß um den Bedarf an passenden Versicherungslösungen.

Herr Kottulinsky, Sie haben sich auf die Absicherung von Burgen, Schlössern und Kunstsammlungen spezialisiert. Wie kam es dazu?

Da ich selbst aus einem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb aus der Oststeiermark komme, in dem auch einige historische Objekte zu verwalten und erhalten sind, war ich mit dieser Thematik von Anfang meiner Versicherungskarriere an konfrontiert. Obwohl mein Großvater im Aufsichtsrat einer großen österreichischen Versicherung saß, war der Versicherungsvertrag, der ihm als „Direktionskunde“ zur Verfügung gestellt wurde, in vielerlei Hinsicht mangelhaft. Wir haben daraus einen Anforderungskatalog entwickelt, der uns heutzutage zum Marktleader in diesem Segment gemacht hat.

Kommen Ihre Kunden in der Regel über persönliche Kontakte oder auf Empfehlung?

Ursprünglich war natürlich der Bekannten- und Verwandtenkreis mein erstes Akquisitionsgebiet. Seit 2012 bin ich Präsident des Vereins „Historische Gebäude Österreich“, in dem private Besitzer von historischen Objekten zusammengeschlossen sind, sowie Council Member von „European Historic Houses“. Gerade dort habe ich den internationalen Bedarf an guten Versicherungslösungen festgestellt und so unser „Castellum – Versicherungskonzept für historische Gebäude“ entwickelt. Inzwischen arbeiten wir erfolgreich mit einigen Maklerkollegen aus Österreich und dem benachbarten Ausland zusammen, die durch unser Produkt nun ein Marktsegment bearbeiten können, das früher für sie nur sehr schwer zugänglich war.

Sind denn die Anwesen hauptsächlich in Österreich oder auch in anderen Ländern?

Ursprünglich lag der Großteil unserer versicherten Objekte in Österreich, inzwischen haben wir Versicherungsverträge im benachbarten Ausland sowie starkes Interesse aus den Benelux-Ländern und dem restlichen Europa.

Könnten Sie uns einige Beispiele nennen?

Zu den von uns versicherten Bauten zählen allen voran eines der Wahrzeichen Wiens, Schloss Schönbrunn. Aber auch für etliche andere historische Bauwerke hat IRM-KOTAX passende Versicherungslösungen erstellt, darunter etwa die Burg Kreuzenstein nahe Wiens oder das Barockschloss Riegersburg bzw. Schloss Ruegers, wie es inzwischen heißt, in Hardegg in Niederösterreich. Aber auch etliche Klöster und Stifte sind durch uns versichert, beispielsweise das Stift St. Paul im Lavanttal.

Wie sieht eine umfassende Absicherung von Burgen oder Schlössern denn aus?

Grundsätzlich ist die Absicherung wie in einem normalen zivilen Gebäude darzustellen. Die Schwierigkeit liegt eher in der Findung der richtigen Versicherungssumme, die von einigen unterschiedlichen Faktoren abhängt. Nicht nur die Baumaterialien sind hier wesentlich, sondern auch die künstlerische Gestaltung der Gemäuer. Die Errechnung der Versicherungssumme durch einen Quadratmeterwert, wie er im Standardversicherungsbereich oft angewandt wird, ist in solchen Fällen nicht sehr zielführend. Wir haben einen eigenen Algorithmus entwickelt, der uns anhand des Standortes, der verbauten Grundfläche und der Dachneigung einen Anhaltspunkt für die Errechnung einer vernünftigen Versicherungssumme gewährleistet. Selbstverständlich kann so ein Vorschlag nur als Indikation gelten. Genauer ist immer ein Schätzgutachten.

Und was sind weitere Herausforderungen?

Neben den meist ohnehin hohen Versicherungssummen ist es notwendig, auch die Mehrkosten durch Auflagen des Denkmalschutzes ordentlich aufzufangen. Bautechnisch sind diese Gebäude ganz anders zu behandeln als Neubauten, da es sehr leicht dazu kommen kann, dass sich die Bauordnung und der Denkmalschutz im Weg stehen. Das bedeutet oft in der Restaurierung enorme Zusatzkosten, die durch richtig angesetzte Versicherungssummen abgedeckt werden müssen.

Sie bieten ein eigenes Versicherungskonzept. Was umfasst Ihre Lösung?

In meinem Konzept sind historische Gebäude und deren Inhalt durch eine Allrisk-Versicherung sehr gut abdeckbar. Hier unterscheiden wir zwischen Gebäude und Inhalt. Den Inhalt teilen wir gern in drei Bereiche: Ganz normaler Hausrat (Kleidung, Geschirr, Kühlgut, TV etc.), Schlossinhalt und Kunstversicherung. So wie auch bei der Gebäudeversicherung handelt es sich um eine Allrisk- Versicherung, die alle Schäden abdeckt, außer eine kleine Liste an nicht versicherbaren Risiken.

Fallen historische Gebäude dem Feuer zum Opfer, bedeutet dies ja vor allem auch einen unschätzbaren Verlust für das kulturelle Erbe, man denke nur an den verheerenden Großbrand in Notre Dame. Welche Fälle kommen Ihnen in den Sinn?

Ich denke da an zwei verheerende Brände, die sich beide im Jahr 1992 ereigneten. In Großbritannien stand Windsor Castle in Flammen. Der Nordostflügel des Schlosses wurde dabei komplett zerstört. Die Restaurierung soll über 50 Mio. Euro gekostet haben. Kurz darauf kam es zu einem Großfeuer in der Wiener Hofburg, dem die prunkvollen Redoutensäle zum Opfer fielen. Die Lipizzaner aus der Spanischen Hofreitschule sowie die Bücher der Nationalbibliothek konnten damals zum Glück in Sicherheit gebracht werden. Ob es sich nun um weltberühmte Schlösser und Burgen oder aber weniger bekannte historische Bauwerke handelt, es ist immer schlimm, wenn Geschichte in Flammen aufgeht.

Alexander Kottulinsky ist Geschäftsführer der IRM-KOTAX Versicherungssysteme GmbH und Präsident des Vereins „Historische Gebäude Österreich“.