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10. Mai 2025
Schutz vor Schäden durch Hochwasser im Einzelhandel
Schutz vor Schäden durch Hochwasser im Einzelhandel

Schutz vor Schäden durch Hochwasser im Einzelhandel

Hochwasser stellt für Händler in Risikogebieten eine ernsthafte Bedrohung dar. Eine vorausschauende Notfall­planung hilft, Verluste zu minimieren und den Geschäftsbetrieb schneller wieder aufzunehmen. Der folgende Beitrag stellt die wichtigsten präventiven Maßnahmen und Schritte im Ernstfall vor.

Ein Artikel von Jessica Waters, Vice President, Manager of Climate and Structural Resilience bei FM

Die meisten Läden verfügen heute über ebenerdige, barrierefreie Zugänge, wodurch im Fall einer Überschwemmung allerdings auch sehr leicht Wasser in die Verkaufsflächen geraten kann. Neben materiellen Schäden kann es dadurch auch zu erheblichen Betriebsunterbrechungen kommen. Doch was sind die präventiven Maßnahmen zur Schadenvermeidung?

Risikobewertung und Notfallplanung

Unternehmen sollten zunächst die Hochwassergefahr für ihre Standorte ermitteln. Dabei können spezielle Karten und Standortanalysen helfen. Basierend auf dem Wissen, woher das Wasser kommt, wie schnell es ankommt und wohin es fließt, können Notfallpläne entwickelt werden. Dazu gehören Frühwarnsysteme sowie klare Verantwortlichkeiten im Ernstfall. Für große Standorte empfiehlt sich die Einrichtung eines spezialisierten Notfallteams.

Schutz von Lagerbeständen und Betriebsausstattung

Gefährdete Waren, POS-Geräte und andere wertvolle Gegenstände sollten rechtzeitig vor einem bevorstehenden Flutereignis in höher gelegene Bereiche verlagert oder durch Schutzvorrichtungen gesichert werden. Mobile Barrieren können helfen, eindringendes Wasser zu begrenzen. Barrieren aus Aluminium zur Sicherung von Tür- und Fensteröffnungen lassen sich dabei wesentlich einfacher und mit weniger Personalaufwand zum Einsatz bringen als die klassischen Sandsäcke.

Infrastruktursicherung

Elektrische Anlagen, Server und empfindliche Geräte sollten so installiert werden, dass sie möglichst nicht von Wasser erreicht werden können. Zudem kann es sinnvoll sein, kritische Versorgungsleitungen mit Schutzmechanismen auszustatten.

Langfristige Planung und bauliche Maßnahmen

Regelmäßige Inspektion und Wartung von Entwässerungssystemen, Installation von Rückstauklappen, Verwendung von Randsteinen oder Planierung, um Wasser von kritischen Strukturen wegzuleiten. Unternehmen sollten auch in Betracht ziehen, ihre Standorte in weniger gefährdete Gebiete zu verlegen oder zusätzliche Schutzmaßnahmen wie permanente Hochwasserschutzwände zu installieren.

Effektives Handeln im Hochwasserfall
Schnelle Reaktion und Schadenbegrenzung

Sobald eine Hochwasserwarnung ausgegeben wird, sollten Händler die Nachrichtenlage und die Pegelstände genau verfolgen. Lässt sich eine direkte Gefährdung des eigenen Standorts nicht mehr ausschließen, sollten Schutzmaßnahmen umgehend umgesetzt werden. Dazu zählen das Abdichten von Eingängen, das Sichern von sensiblen Bereichen und das Unterbrechen der Stromzufuhr, um Folgeschäden zu vermeiden. Außerdem sollten Feuerschutzsysteme unbedingt intakt bleiben. Nachdem das Wasser abgelaufen ist, können beispielsweise Müllhaufen durch Aufräumarbeiten zu erhöhten Brandlasten führen.

Dokumentation und Kommunikation

Ein umfassendes Schadenprotokoll erleichtert die Regulierung durch Versicherer. Fotos und Videos der betroffenen Bereiche sowie eine Liste der betroffenen Gegenstände sind hierbei hilfreich. Unternehmen sollten zudem frühzeitig Kontakt mit ihrem Versicherer aufnehmen, um den Schaden zu melden und das weitere Vorgehen abzustimmen.

Koordination der Wieder her­stellungsmaßnahmen

Nach einem Hochwasser ist eine strukturierte Vorgehensweise entscheidend. Dies umfasst die Zusammenarbeit mit Fachkräften für Schadensanierung, die Klärung von Versicherungsleistungen und eine möglichst rasche Wiederaufnahme des Betriebs. Der Fokus sollte darauf liegen, überschüssiges Wasser zu entfernen und die Trocknung des Gebäudes und der Ausrüstung einzuleiten.

Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter

Die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Hochwasservorsorge. Mitarbeiter sollten regelmäßig über die Risiken von Hochwassern und die entsprechenden Notfallmaßnahmen informiert werden. Schulungen können dazu beitragen, dass alle Mitarbeiter im Ernstfall wissen, wie sie sich verhalten sollen.

Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gemeinschaften

Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Gemeinschaften kann ebenfalls dazu beitragen, die Auswirkungen von Hochwassern zu minimieren. Unternehmen sollten sich an lokalen Hochwasserschutzprogrammen beteiligen und Informationen über bevorstehende Hochwasser und Notfallmaßnahmen austauschen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden kann auch den Zugang zu Ressourcen und Unterstützung im Falle einer Überschwemmung erleichtern.

Die Rolle der Versicherung

Ein zuverlässiger Versicherungspartner spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Hochwasserschäden. Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Police angemessene Deckungssummen für Hochwasserschäden vorsieht und ein effizienter Schaden service geboten wird. Ein gut auf­gestellter Versicherer kann durch schnelle Vorschusszahlungen und koordinierte Unterstützung den Wiederanlauf des Betriebs erleichtern. Idealerweise arbeiten Händler auch mit einem Versicherer zusammen, der sie bei präventiven Schutzmaßnahmen unterstützt und so dazu beiträgt, möglichst viel Schaden von vorneherein zu vermeiden.

Fazit: Strategien, Schutzmaßnahmen, Abstimmung

Hochwasserereignisse sind nicht immer vermeidbar, aber ihre Folgen lassen sich durch gute Vorbereitung und schnelles Handeln erheblich reduzieren. Unternehmen sollten klare Strategien entwickeln, Schutzmaßnahmen etablieren und sich rechtzeitig mit ihren Versicherern abstimmen, um im Ernstfall optimal gewappnet zu sein.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 05/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Artikel von
Jessica Waters