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19. Mai 2022
Schwankungen bei Bauzinsen, Finanzierung bald noch teurer?

Schwankungen bei Bauzinsen, Finanzierung bald noch teurer?

Wie entwickeln sich die Baufinanzierungszinsen angesichts von Inflation, wirtschaftlicher Unsicherheit und Anzeichen für eine Zinswende im Sommer? Laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Finanzierungsvermittlers Dr. Klein, zeigen sich bei den Bauzinsen derzeit erhebliche Schwankungen.

Die Zinsen für Baufinanzierungen haben in den vergangenen Monaten rasant zugelegt – schneller als von Experten erwartet. Es wurden so deutliche Zinssprünge verzeichnet wie seit Jahren nicht. Gegenüber Ende 2021 haben sich die Zinsen inzwischen verdreifacht, erklärt Michael Neumann, Vorstand des Finanzierungsvermittlers Dr. Klein. Der Zins für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung liege inzwischen bei 2,58% (Stand: 18.05.2022). Laut Neumann habe die Geschwindigkeit, mit der sich die Zinsen erhöhen, zuletzt allerdings abgenommen und aktuell seien erhebliche Schwankungen zu beobachten. Inflationserwartungen würden die Zinsen nach oben ziehen, Konjunkturrisiken sie dagegen dämpfen.

„Die Banken passen ihre Preise in sehr unterschiedlichen Zyklen an – einige täglich oder wöchentlich, andere unregelmäßig“, sagt Neumann. Neben Anhebungen wurden zuletzt auch Zinsen gesenkt, wie etwa bei der KfW. Häuslebauern, die eine Baufinanzierung brauchen, empfiehlt der Experte, die Angebote tagesaktuell vergleichen zu lassen.

Anzeichen für Zinswende im Sommer verdichten sich

Der Inflationsdruck auf die Europäische Zentralbank (EZB) wächst. EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte vor Kurzem gegenüber dem Handelsblatt erklärt: „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln.“ Und Schnabel weiter: „Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich.“ Finanzmarktbeobachter gehen davon aus, dass die EZB die Zinswende nun doch früher einleitet als erwartet und rechnen mit einem ersten Zinsschritt im Sommer, dem weitere folgen dürften. Auch Michael Neumann hält eine Zinswende bereits im Juli für sehr wahrscheinlich.

Kommt dann ein Zinssprung?

Was bedeutet das für die Bauzinsen? Laut Neumann habe der Markt den bevorstehenden Zinsschritt längst eingepreist. Er geht deshalb nicht von einem deutlichen Zinssprung als Folge einer Leitzinserhöhung aus. Dennoch sieht der Experte Anstiegspotenzial. „Tendenziell gehen die Baufinanzierungszinsen weiter hoch, denn es werden für dieses Jahr noch weitere Zinsanhebungen erwartet – und auch die 3%-Marke dürfte demnächst erreicht werden. Die Dynamik, mit der die Zinsen in den letzten Monaten gestiegen sind – die werden wir nicht mehr sehen“, so Neumann weiter.

Herausforderungen für Bauwillige

Der Traum von den eigenen vier Wänden wird immer kostspieliger. Dies liegt nicht nur an den gestiegenen Zinsen, sondern auch an der hohen Inflation. „Der Realeinkommensverlust macht sich sehr deutlich bemerkbar. Interessenten müssen jetzt nicht nur mehr für die eigenen vier Wände bezahlen, sondern auch für das tägliche Leben“, erklärt der Vorstandsvorsitzende von Dr. Klein. Vor allem im sehr frühen Stadium der Planung müssten Bauwillige derzeit deutliche Preissteigerungen verkraften. (tk)

Bild: © chinnarach – stock.adobe.com