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16. März 2023
Schwierige Marktentwicklung hinterlässt Spuren bei Hypoport

Schwierige Marktentwicklung hinterlässt Spuren bei Hypoport

Hypoport hat die vorläufigen Ergebnisse für 2022 präsentiert. Demnach erhöhte sich der Umsatz leicht. Aufgrund der schwierigen Lage im Bereich der privaten Immobilienfinanzierung verringerte sich das EBIT um 48% auf 25 Mio. Euro. Für 2023 erwartet Hypoport einen EBIT-Rückgang von bis zu 30%.

Die Hypoport-Gruppe blickt auf das Geschäftsjahr 2022 zurück und bezeichnet es als „turbulent“. Ausgelöst durch angespannte Lieferketten als Corona-Folge und – auch durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine – extrem hohe Energiepreise sorgte die hohe Inflation im Jahresverlauf für einen bisher nie dagewesenen Anstieg der Langfristzinsen. Dies hatte massive Auswirkungen auf den für Hypoport wichtigsten Markt der privaten Immobilienfinanzierung, wie der Konzern anlässlich der Vorstellung der vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr unterstrich.

Im ersten Halbjahr 2022 bewirkte diese Zinsentwicklung laut Hypoport noch eine erhöhte Abschlussneigung von Verbrauchern zur Erstfinanzierung und Anschlussfinanzierung von Immobilien und beschwerte dem Konzern mit dem Anfangsquartal 2022 sogar das erfolgreichste Quartal in der Unternehmensgeschichte. Mit der deutlichen Verteuerung der Immobilienfinanzierung kam es dann aber ab Sommer 2022 zu einem drastischen Rückgang des Marktvolumens.

Europace mit geringerem Transaktionsvolumen

In der Folge entwickelte sich das Segment Kreditplattform mit dem internetbasierten B2B-Kreditmarktplatz Europace aufgrund der beschriebenen Marktentwicklung trotz eines hohen Wachstums im ersten Halbjahr auf Gesamtjahresbasis 2022 seitwärts. Das Transaktionsvolumen auf der Europace-Plattform ist trotz der Gewinnung von Marktanteilen auf Gesamtjahresbasis gegenüber 2021 um 7% auf 96 Mrd. Euro gesunken.

Wie Hypoport weiter mitteilt, wiesen die vertriebsunterstützenden Maklerpools eine ähnliche Entwicklung auf. Das White-Label-Ratenkreditgeschäft blieb stabil. Die Corporate Finance Beratung REM CAPITAL konnte im Gesamtjahr 2022 Wachstum verbuchen, wobei die verschlechterten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr ebenfalls zu einer spürbaren Abschwächung der Dynamik führten. Der gesamte Segmentumsatz zeigte sich mit 207 Mio. Euro stabil. Das EBIT verringert sich auf 44 Mio. Euro.

Privatkunden: Niedrigeres Vermittlungsvolumen bei Dr. Klein

Das Segment Privatkunden um die B2C-Marke Dr. Klein konnte trotz einer Verringerung des Vermittlungsvolumens um 7% auf 9,2 Mrd. Euro weitere Marktanteile gewinnen. Die Umsätze im Segment Privatkunden sind um 8% auf 125 Mio. Euro gesunken. Das EBIT ging auf 19 Mio. Euro zurück.

Zur Entwicklung im Segment Immobilienplattform

Das Segment Immobilienplattform stellte seit 2020 gemessen am Umsatz das größte Investitionsfeld der Hypoport-Gruppe dar. In diesem Bereich sind alle immobilienbezogenen Aktivitäten der Hypoport-Gruppe außerhalb der privaten Finanzierung gebündelt mit dem Ziel der Digitalisierung von Vermarktung, Bewertung, Finanzierung und Verwaltung von Immobilien.

2021 und 2022 hat der Konzern eigenen Angaben zufolge viel in die Transformation der erworbenen Unternehmen und die Plattform für Wohnen investiert. Insgesamt erhöhte sich der Umsatz des Segments Immobilienplattform um 12% auf 65 Mio. Euro. Das EBIT sank infolge der hohen Zukunftsinvestitionen, ungeplanter Aufwendungen von rund 3 Mio. Euro im dritten Quartal durch „Regulierungswirrwarr zur Videobesichtigung“, wie es vonseiten Hypoports heißt, sowie durch Sondereffekte aufgrund der Kostensenkungen im vierten Quartal von –1 Mio. Euro auf –12 Mio. Euro im Jahr 2022.

Zum Segment Versicherungsplattform

Im Segment Versicherungsplattform ist der zum Jahreswechsel 2021/2022 gestartete Prozess zur verbesserten strategischen Ausrichtung durch Trennung in die drei Bereiche Privatversicherung, Industrieversicherung und betriebliche Altersvorsorge weiter vorangeschritten. Wie Hypoport berichtet, erhöhten sich die Umsätze in diesem Segment inklusive der Umsätze der nun eingebundenen Gesellschaft AMEXPool um 26% auf 61 Mio. Euro. Das EBIT lag aufgrund der weiterhin hohen Investitionen und Sondereffekte im Zuge der Kostenanpassung in Höhe von mehr als 1 Mio. Euro bei –5 Mio. Euro.

Kosten einsparen

„Die verteuerte Immobilienfinanzierung bei zunächst nur gering gesunkenen Immobilienpreisen und sogar weiter angestiegenen Baukosten bewirkte eine immer schwerere Finanzierbarkeit der Wunschimmobilie. Wir haben auf diese Marktentwicklung auch im Hinblick auf unsere in der Vergangenheit aufgebauten sehr hohen Zukunftsinvestitionen reagiert. Wir haben unsere Kostenbasis an dieses kurzfristig stark veränderte Marktumfeld angepasst. Die Anpassungen wurden im vierten Quartal 2022 nahezu vollständig umgesetzt, sodass die für 2023 geplante Kostenreduktion 35 bis 40 Mio. Euro beträgt“, erklärt Ronald Slabke, Vorstandsvorsitzender der Hypoport SE.

Hypoport erwartet für 2023 Umsatzrückgang von bis zu 10%

Der Wunsch nach Wohneigentum sei bei vielen Verbrauchern aktuell größer denn je. Und dieser Wunsch werde auch dank langsam sinkender Immobilienpreise und steigender Einkommen bereits wieder realistischer. „Seit Oktober 2022 bewegt sich das Zinsniveau seitwärts. Insofern rechnen wir, nach einer Phase der Stabilisierung des Marktes seit Oktober 2022 auf niedrigem Niveau, im Jahresverlauf 2023 mit einer teilweisen Normalisierung. Dies führt zu einer positiven Entwicklung von unserem Umsatz und Ertrag im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022. Aufgrund des Basiseffektes aus dem starken ersten Halbjahr 2022 innerhalb des Vergleichsjahres 2022 rechnen wir für das Gesamtjahr 2023 noch mit einem Umsatzrückgang von bis zu 10% und einem EBIT-Rückgang von bis zu 30%“, so Ronald Slabke weiter. Entscheidend für die Umsatz- und Ertragsentwicklung werde die weitere Dynamik hin zur Normalisierung sein. Ab 2024 geht der Hypoportvorstandsvorsitzende wieder von einem prozentual zweistelligen Wachstum von Umsatz und EBIT aus. (tk)

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