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29. Juni 2021
Senioren tun sich bei Bankkrediten zunehmend schwer

Senioren tun sich bei Bankkrediten zunehmend schwer

Mehr als jeder zweite Rentner in Deutschland fühlt sich bei der klassischen Kreditvergabe der Banken benachteiligt. Jeder achte Kreditantrag eines Rentners wird sogar trotz Immobiliensicherheit abgelehnt. Das geht aus einer aktuellen Studie von wertfaktor hervor.

Eine repräsentative Studie von Civey im Auftrag von wertfaktor hat den Finanzierungsbedarf von Senioren und die Konditionen untersucht, zu denen Rentner immobilienbesicherte Kredite aufnehmen. 52% der Befragten in der Altersgruppe 65+ und 54% der Befragten über 70 haben demnach das Gefühl, dass Menschen wegen ihres Alters bei der Vergabe von Krediten durch Banken benachteiligt werden. Senioren im Westen der Republik (54%) fühlen sich dabei signifikant schlechter behandelt als ostdeutsche Rentner (44%).

Wahrnehmung deckt sich mit Realität

Die Wahrnehmung deckt sich laut wertfaktor mit der Erfahrung von Beschäftigten in Banken und Finanzdienstleistungen. 38,5% dieser Berufsgruppe bestätigten, dass ältere Menschen bei der Kreditvergabe Nachteile hätten, nur 14,5% konnte keinerlei Benachteiligung erkennen. Je näher die Beschäftigten selbst am Renteneintritt sind, desto ausgeprägter ist der Eindruck, Ältere hätten bei der Kreditvergabe schlechtere Chancen und Konditionen: Rund jeder Zweite (49,6%) der Angestellten im Finanzsektor in der Altersgruppe zwischen 50 und 64 sah das so.

Mehr als jeder achte Kreditantrag wird abgelehnt

Bewilligt werden Kredite von den Banken auch in der Altersgruppe über 65. Immobilienvermögen ist dafür aber keine Garantie: Die Umfrage zeigt, dass mehr als jeder achte Kreditantrag eines Seniors (13,2%) trotz vorhandener Immobilien als Sicherheit abgelehnt wurde. Als Grund für die Ablehnung nannten die Befragten das Alter (35%) viermal häufiger als die eigene Bonität (8%). Nur 2,5% gab den Darlehnszweck als Ablehnungsgrund an. Alt sein in der Innenstadt erwies sich dabei als besonderes Hindernis auf dem Weg zum Kredit: Befragte in Regionen mit besonders hoher Bevölkerungsdichte wurden fast doppelt so häufig wegen ihres Alters abgelehnt (67%) als der Durchschnitt.

Relativ kleine Darlehenssummen

Setzen Senioren eine Immobilie als Sicherheit ein, würde man größere Darlehnssummen erwarten. Tatsächlich wurden nur an vier von zehn Antragsteller 100.000 Euro oder mehr ausgezahlt. Rund jeder siebte Befragte (15%) hinterlegte dagegen eine Immobilie als Sicherheit für Darlehnsbeträge bis 20.000 Euro. Jeder zweite Befragte darf nicht frei über das Geld verfügen. 49% aller Kredite sind zweckgebunden, zum Beispiel für die Sanierung (8%) oder die Renovierung (14%) der Immobilie oder einen anderen Zweck (27%).

Kein Zinsvorteil durch hohe Sicherheiten

Auch bei den Zinsen konnten der Studie zufolge nicht alle Senioren von der derzeitigen Niedrigzinsphase profitieren. Nur knapp ein Viertel (23%) der Befragten hat in den vergangenen fünf Jahren einen Kredit zu unter 1% Zinsen abgeschlossen. Rund die Hälfte (49%) aller Befragten zahlt bis 2%, ein Sechstel zahlt bis zu 4%. Eine Alternative dazu biete der Teilverkauf von Immobilien, wie ihn etwa auch wertfaktor selbst anbietet. (mh)

Bild: © fizkes – stock.adobe.com