AssCompact suche
Home
Investment
11. Februar 2020
So gefährlich sind die politischen Unruheherde für die Finanzmärkte

2 / 3

So gefährlich sind die politischen Unruheherde für die Finanzmärkte

Was ist 2020 in Bezug auf den Brexit zu erwarten?

In diesem Jahr ist mit einem erneuten Brexit-Theater zu rechnen, aber in deutlich abgeschwächter Form. Nach dem politischen Austritt Ende Januar folgt Ende Dezember der wirtschaftliche Austritt – zumindest weitgehend. Es ist unwahrscheinlich, dass die Briten die Übergangsperiode verlängern. Es ist aber auch nahezu unmöglich, bis Jahresende ein umfassendes Handelsabkommen über die künftigen Beziehungen abzuschließen. Es dürfte stattdessen nur ein Teilabkommen für wesentliche Bereiche des Güterhandels sowie Übergangsregeln für einige weitere Sektoren geben.

Neue Unruhe kommt zu Jahresbeginn auch aus Russland, wo die russische Regierung zurückgetreten ist. Welches Ungemach könnte dadurch drohen?

Putin kontrolliert Russland ohnehin. Mit welchem Premierminister und mit welcher Verfassung er das tut, ist relativ unwichtig. Das dürfte das Wirtschaftswachstum der Welt nicht berühren. Es dürfte noch nicht einmal das Wirtschaftswachstum Russlands berühren. Solange das System Putin an der Macht bleibt, wird Russland sein eigentlich großes Potenzial nicht ausschöpfen können. Die mangelnde Rechtssicherheit unter Putin schreckt Investoren ab.

Wie ist es derzeit insgesamt um die Weltkonjunktur bestellt?

Die Weltkonjunktur schwächelt derzeit erheblich. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Der eine ist die dauerhafte Wachstumsverlangsamung in China, der andere der Handelskonflikt der USA mit vielen Ländern. Weil Unternehmen nicht wissen, wie sie ihre Lieferketten neu ausrichten sollen, investieren sie relativ wenig. Welthandel und die weltweite Industrieproduktion stagnieren. Gerade mit seinen Handelskriegen hat Trump dem für Deutschland so wichtigen Welthandel 2019 so sehr geschadet, dass die deutsche Industrie sogar in eine Rezession geraten ist. Es zeichnet sich aber ab, dass wir die Talsohle erreicht haben und dass Welthandel und Weltindustrieproduktion 2020 wieder zu wachsen beginnen. China und die USA haben eine Art Waffenstillstand geschlossen. Andere Teile der Konjunktur wie etwa die Binnennachfrage oder der private Verbrauch schwächeln ja ohnehin nicht. Das Ergebnis ist eine sehr gespaltene Konjunktur.

 
Ein Artikel von
Dr. Holger Schmieding